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Alexander der Große

Titel: Alexander der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Will
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Babylon. Es gibt jedoch auch den Bericht eines Augenzeugen. Aristobul
     war dabei, als sein König auf den Burgberg von Gordion stieg. Er gab vermutlich die offizielle Darstellung wieder, welche
     zwar immer noch den aus dem Augenblick heraus handelnden Alexander zeigt, aber wesentlich undramatischer ist als die spätere
     Erfindung. Wiederum löst der König nicht den Knoten, sondern nur das Problem:

    |33| Auch Alexander wusste nicht, wie er die Auflösung finden sollte; ungelöst jedoch wollte er den Knoten nicht beiseite lassen,
     damit nicht auch dies bei der Mehrzahl der Menschen falsche Gemütsbewegungen erwecke. So berichten denn die einen, er habe
     den Knoten mit dem Schwert durchhauen und dabei bemerkt, nun sei er gelöst; Aristobulos erzählt, er habe den Befestigungsnagel
     herausgezogen, einen Holzpflock, der durch die Deichsel ging, diese mit dem Wagen verband und zugleich auch den Knoten zusammenhielt.
     Auf diese Weise habe er das Joch von der Deichsel gezogen. 16

    Arrian, der dies berichtet, kann sich zwischen den verschiedenen Fassungen nicht entscheiden, er hält beide für möglich. Der
     Effekt war jedenfalls der gleiche. Alexander hatte die gewünschte Prophezeiung, und seine Truppen zogen ermutigt nach Osten:
     Kleinasien oder zumindest das Land bis zum Halys würde an sie fallen.
    Donnernder Applaus
    Zeus bekräftigte dies zusätzlich. Noch in der folgenden Nacht gab er durch Blitz und Donner Zeichen, und Alexander dankte
     ihm mit einem Opfer für die Zustimmung. In der Auslegung des Frühjahrsgewitters ist unschwer die Handschrift des Kallisthenes
     zu erkennen. Auch wenn sein Bericht nicht in die Überlieferung einging, zeigt dies, dass auch Gordion in sein Programm des
     panhellenischen Rachekrieges gehörte. Dazu passte die Prophezeiung, welche ja nicht die Herrschaft über ganz Asien, sondern
     nur einen Teil davon versprach, nämlich Phrygien, das sich bis zur berühmten Halys-Grenze erstreckte. Das
tota Asia
(Gesamtasien), wie es schließlich die Vulgata propagiert, ist ein leicht durchschaubares
vaticinium ex eventu
, eine Voraussage, die erst getroffen wurde, nachdem sie sich erfüllt hatte. 17
    Aristobul schrieb seine Geschichte zwar aus der Erinnerung und in Verehrung seines Königs, dennoch ist sein Bericht wohl zu
     einem Gutteil authentisch. Der Blick hinter die Kulissen war ihm verwehrt, er beschrieb, was er sah, oder glaubte, gesehen
     zu haben. Die Schwertversion |34| ist eine reine Erfindung aus der Zeit nach Alexanders Tod. Sie gab der nüchternen, einem zweiten Achill wenig angemessenen
     Version einen durchschlagenden Effekt. Das aber war nicht der Grund ihrer Herausbildung. Die Geschichte, die bei Curtius und
     Iustin erhalten ist, will nicht des Herrschers Tatkraft zeigen. Sie besitzt eindeutig feindliche Züge. Bei dem einem Autor
     verspottet der König mit seinem Griff zum Schwert ganz offen das Orakel, eine Handlungsweise, die ganz der zumindest anfangs
     zur Schau getragenen Religiosität widerspricht, bei dem anderen agiert Alexander gegen den Geist der Prophezeiung bewusst
     „gewalttätig“. 18 Das Bild des Gewaltherrschers, des Königs, der Widerspruch und Opposition in Blut erstickt, der unnütz gewordene Freunde,
     Mitkämpfer und Helfer beseitigt, seinen Lebensretter Kleitos im Rausch tötet oder einen Parmenion und Kallisthenes kaltblütig
     ermorden lässt, stammt aus den Philosophenschulen, beginnend bei den Peripatetikern, den Schülern des Aristoteles. Der Alexander,
     der in Gordion zum Schwert greift, ist das Gegenbild des weisen Herrschers, er ist ein Despot, der Probleme nicht lösen, sondern
     buchstäblich nur zerschlagen kann. 19
    Die Ermordung von Vater und Sohn
    Im Spätherbst 330 wurde der Kommandeur der Reiterei, Philotas, einer Verschwörung verdächtigt und hingerichtet. Gleichzeitig
     erging ein geheimer Befehl, Philotas’ Vater Parmenion, der Philipp wie Alexander loyal gedient hatte, zu beseitigen, bevor
     er, der zur Zeit dieser Vorgänge fernab in der Etappe weilte, von dem Geschehen erfuhr. Die Hinrichtung des Philotas war durch
     das Urteil der Volksversammlung gedeckt, Parmenions Tod dagegen ein ziemlich kaltblütiger Mord.

[ Menü ]
    |35| Issos und Gaugamela – Die Schlacht als Duell
    Von Gordion aus brach Alexander nach Ankyra auf, knapp westlich des Halys gelegen. Alexander überschritt ihn, offenbar bereit
     zur direkten Konfrontation mit Dareios, dessen Heer nach langer Rüstung im Anmarsch war. Über die Schlacht hinaus

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