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Alexander der Große

Titel: Alexander der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Will
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und Lesbos waren bereits von den Persern zurückerobert worden. Schon
     erreichten persische Vorauskommandos die Insel Siphnos, in Griechenland wurde ein Bündnis mit Persien diskutiert, wie es ähnlich
     bereits im Jahr 387 geschlossen worden war. Aus dem Osten drangen Nachrichten von großen Rüstungen des Dareios, sein Heer
     befand sich im Anmarsch, Alexander war von zwei Seiten eingeschlossen.
    Es war ein Charakteristikum des Königs von Anfang an und wohl auch ein Garant seines Erfolges, dass er sich selten auf Halbheiten
     einließ. Auch jetzt, in einer Situation allgemeiner Unsicherheit, setzte er aufs Spiel, was er erreichte hatte. Er verzichtete
     darauf, den Rückweg zu sichern, und wagte den weiteren Vormarsch. Die Gefahren kannte er, auch die Widerstände, die es in
     den eigenen Reihen gab. Um seine Truppen hinter sich zu bringen, verbreitete er Siegesgewissheit. Seine Zuversicht war das
     eine, das andere waren göttliche Zeichen. Wenn sie Zeus gerade in Gordion gab, war das kein Zufall.
    |31| Prophezeiung mit Folgen
    Gordion lag im Zentrum Kleinasiens, es bildete den Mittelpunkt altionischer Erdkarten. Die Namen der sagenhaften phrygischen
     Könige Gorgias und Midas waren wohlbekannt. Nahe des makedonischen Aigai lagen die „Gärten des Midas“. Schon Herodot hatte
     sie erwähnt und Kallisthenes wird Verbindungen zwischen Makedonien und Gordion sicherlich ausgespielt haben. Was ihn und Alexander
     anzog, war eine berühmte Prophezeiung, welche die Herrschaft über Asien versprach. Auf dem Burgberg war im Tempel des Zeus
     ein uralter Streitwagen zu besichtigen, der einst in Zeiten der Wirren den Phrygern einen neuen König gebracht hatte. Ein
     Knoten aus dem Bast der Kornelkirsche verband Joch und Deichsel, und da er so geschickt geknüpft war, dass weder Anfang noch
     Ende zu erkennen war, bildete sich die Sage, derjenige, der ihn löse, werde Asien regieren.
    Alexander entschloss sich, den Knoten zu lösen. Vier Berichte aus zwei unterschiedlichen Quellen halten das Ereignis für die
     Nachwelt fest, die älteste Version, die des Kallisthenes, ging jedoch verloren. 14 Deutlich wird noch die allgemeine Spannung, die über der Szenerie lag:
    Rings um [den König] stand die Menge der Phryger und der Makedonen: die einen voll gespannter Erwartung, die anderen voll
     Sorge ob des blinden Selbstvertrauens ihres Königs; denn da die aneinandergereihten Verknotungen so straff angezogen waren,
     dass weder Überlegung noch Blick erfassen konnte, wo ihr Anfang oder ihr Ende sei, hatte sein kühner Entschluss die Schar
     der Seinen besorgt gemacht, es könne sich ein böses Vorzeichen ergeben, wenn sein Beginnen vergeblich sei. 15

    Alexander unternahm seinen Versuch nicht im Verborgenen, er wagte ihn unter den Blicken seines Heeres. Nur das war glaubhaft.
     Was seine Soldaten nicht wussten, war, dass Alexander die Götter nicht ohne Vorbereitung auf die Probe stellte. Es zeigt sich
     immer wieder, dass |32| er scheinbar Widersprüchliches zu verbinden wusste: den gewünschten Orakeln mit menschlichen Mitteln nachzuhelfen und ihnen
     dennoch als Zeichen göttlichen Willens zu glauben. Beiden unterschiedlichen Versionen des Vorgangs ist gemein, dass Alexander
     nicht zögerte, die Aufgabe anzugehen. Er war vorbereitet, und das konnte auch gar nicht anders sein, denn er hatte in gewisser
     Weise den weiteren Zug nach Osten von der Lösung des Problems abhängig gemacht. Alexander handelte in den ersten Jahren seiner
     Herrschaft durchweg rational. Deutliche Zeichen von Größenwahn finden sich erst am Ende seines Lebens.
    Das Ei des Kolumbus
    Die Version, die Gordion zur bekanntesten Episode des Alexanderzuges machte, geht offenkundig auf Kleitarch zurück, und sie
     verbreitete sich auch deswegen so gut, weil sie den Alexander zu zeigen scheint, der als jugendlicher König die Welt eroberte:
     ungestüm und unbekümmert, dynamisch und kurz entschlossen, von Zweifeln unangefochten und immer bereit, sich Schwierigkeiten
     zu stellen. Bei Curtius Rufus, der mittelbar auf Kleitarch beruht, liegt das früh erfundene Motiv des Pothos (lat.
cupido
) zugrunde. „Ihn überkam der Drang [
cupido
], das Orakel zu erfüllen“, schreibt der römische Historiker und lässt ihn entsprechend spontan und ohne große Überlegung
     handeln: Wie sie gelöst werden, das sei einerlei, spricht dieser Alexander, und zerhaut mit seinem Schwert die Riemen der
     Deichsel.
    Kleitarch kannte Alexander erst aus den letzten Monaten in

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