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Alexander der Große

Titel: Alexander der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Will
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vornehmlich Bogenschützen und Schleuderer in die Pezhetairentruppe aufgenommen. 71
    Die Hinrichtung des Kallisthenes
    Die Auseinandersetzung um Alexanders neue, nämlich persische Kleider, ging im Frühjahr 327, unmittelbar vor Beginn der indischen
     Invasion, weiter. Diesmal war es Kallisthenes, an dem Alexander ein wohl kalkuliertes Exempel statuierte. Kallisthenes gehörte
     zu den maßgeblichen Opponenten, die sich gegen den Versuch Alexanders wehrten, persisches Hofzeremoniell, die Proskynese (einen
     Handkuss mit Verbeugung oder Fußfall), einzuführen. Daher wurde er in ein Komplott hineingezogen, das angeblich die Pagen
     des Königs gegen diesen angezettelt hatten. Alexanders Pagen waren junge Makedonen, als Söhne makedonischer Adliger erhielten
     sie aber gleichzeitig eine umfassende Ausbildung, die sie zur Elite des Staates machen sollte. Kallisthenes gehörte zu ihren
     Lehrern und wurde der Mitwisserschaft verdächtigt. So wurde er, der einer nach Alexanders Meinung überholten Politik das Wort
     redete, hingerichtet. Nach der einen Meinung wurde Kallisthenes auf Befehl Alexanders gehängt (Ptolemaios), nach der anderen
     starb er nach seiner Festnahme an Fettsucht und Läusekrankheit (Chares), nach einer dritten wurde er in einem eisernen Käfig
     herumgeschleppt und schließlich den Löwen vorgeworfen.
    Die Hochzeit von Susa
    Das spektakuläre Ereignis schlechthin, das der Idee der Völkerverschmelzung im Sinne des Wortes Leben verleihen sollte und
     das die Nachwelt als Beweis für den Willen Alexanders ansah, war die berühmte |72| Massenhochzeit in der Metropole Susa. Sie elektrisierte die Zeitgenossen und faszinierte die hellenistischen Autoren.
    Im Frühsommer des Jahres 324 lud Alexander zu einem Fest nach Susa ein, vor dem alles verblasste, was zumindest Griechen und
     Makedonen je gesehen hatten. Der König bot den ganzen Luxus auf, den ihm sein neues Reich gewährte. Künstler kamen aus den
     eroberten Gebieten oder aus denen, die noch erobert werden sollten, von Indien im Osten bis Unteritalien im Westen. Die Kränze,
     welche die Gesandtschaften brachten, sollen einen Wert von 50   000 Talenten besessen haben, das Hundertfache von dem, was Athen auf dem Höhepunkt seiner Macht an Tributen einnahm. Fünf
     Tage dauerten die Feierlichkeiten in eigens errichteten prunkvollen Zelten, wie der fragmentarisch erhaltene Bericht des Protokollmeisters
     Chares lautet.
    Alexander, der bereits mit der sogdianischen Prinzessin Rhoxane verheiratet war, ehelichte nun nach persischem Ritus Stateira,
     eine Tochter des Dareios sowie Parysatis, eine Tochter des Artaxerxes, eines Vorgängers auf dem Achaimenidenthron. Gleichzeitig
     vermählte er 92 seiner hohen Offiziere mit Frauen aus dem persischen Hochadel. An die 10   000 Makedonen heirateten Perserinnen, mit denen sie zum Teil schon länger im Konkubinat lebten. Manche dieser Ehen dauerten
     nicht über die Feiern hinweg, doch Alexander war es ernst, er versprach Unterhalt, Erziehung und Ausbildung der Kinder, wenn
     die makedonischen Väter wieder in ihre Heimat zurückkehrten. Der König brauchte neue Soldaten, und er bemühte sich schon früh
     um eine neue Führungsschicht, die in seinem Geist erzogen werden sollte. Noch zu seinen Lebzeiten sollen Tausende dieser orientalisch-europäischen
     Kinder geboren worden sein, der König gab ihnen stolz den Namen, den er für die neuen persischen Rekruten führte: Epigonoi. 72
    Die Hochzeit von Susa gilt sozusagen als der materielle Beweis für Alexanders Willen, die Völker des Ostens und des Westens
     zusammenzuschließen. Der Plan scheiterte, als Alexander starb, denn er war ganz auf ihn zugeschnitten. Fast alle makedonischen
     Offiziere verstießen ihre orientalischen Frauen, die makedonischen Soldaten kehrten in die Heimat zurück und blieben da. Im
     Gegensatz dazu bildete |73| sich in den Siedlungen, die als Vorposten griechischer Zivilisation gegründet worden waren, zwar eine westöstliche Mischbevölkerung,
     doch die blieb in kleinem Rahmen. Die meisten Städte, wenn sie sich überhaupt so nennen lassen, die Alexander gegründet hatte,
     wurden aufgegeben oder verfielen bald. Die Verschmelzungspolitik, die Apologeten wie Chares noch gefeiert hatten, 73 erntete in späterer Zeit nur noch Kritik. Die Ausbildung der persischen Rekruten als Epigonen wurde als Geiselnahme gebrandmarkt,
     die Heirat Alexanders mit orientalischen Prinzessinnen als hormonelle Überfunktion. 74
    Das Gebet von Opis
    Was

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