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Alexander der Große

Titel: Alexander der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Will
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Helm um, dann boten sie es ihm an. Der nahm es, lobte das Geschenk und goss es dann vor aller
     Augen aus“: „Für alle zu wenig, für einen zu viel“, wurde zum berühmtesten Satz, den Alexander niemals gesagt hat. 68

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    |69| „Alle Menschen werden Brüder“ – Alexanders „Unity of Mankind“
    Seit Aristobul, Nearchos, Onesikritos und Ptolemaios ihren König priesen, tat dies 2200 Jahre lang niemand mit so großer Begeisterung
     mehr wie der englische Historiker W. W. Tarn, ein ferner Schüler Johann Gustav Droysens. Für ihn hatte Alexander die Welt
     bis hinein ins 20. Jahrhundert grundlegend verändert, und er versuchte dies mit groß angelegten Studien zu beweisen. Tarn
     ließ sich in den 1920er-Jahren von den Hoffnungen inspirieren, welche der als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg ins Leben
     gerufene Völkerbund zunächst weckte. Als schließlich die große Biographie mit Verspätung 1948 erschien, war der Zweite Weltkrieg
     geschlagen und Tarn musste seinem Werk eine Fußnote beifügen, welche die Grenzen aller modernen Alexanderforschung aufzeigt. 69 Die Fußnote beschließt das überschwängliche Lob Alexanders und stellt es infrage, ohne dass Tarn noch etwas daran ändern
     wollte oder konnte. Was er schrieb, bevor er seine Fußnote anfügte, ist eine Verdichtung aller Behauptungen der neueren Alexanderbewunderer,
     die Essenz ihrer Argumentation. Tarns Alexander steht am Anfang einer neuen Epoche, mit ihm betritt die zivilisierte Welt
     eine höhere Stufe ihrer Entwicklung. Zu Ende geht der griechische Partikularismus, die Idee der Ökumene greift Platz, verwirklicht
     in grenzüberschreitendem Handel und Verkehr, ermöglicht durch ein Netz von neuen Städten und Straßen. Aus vielen Dialekten
     entwickelt sich die griechische Sprache als „Koine“ zu der allgemein verbreiteten Form, mit der sich die Umwohner des Mittelmeers
     verständigten. Die griechische Kultur gelangt bis weit nach Asien, Griechenland |70| wird zur Lehrmeisterin Roms, die hellenistische Zivilisation bahnt dem Christentum den Weg. Die zugrundeliegende Idee, die
     Alexander verwirklichen will, das ist nach Tarn die Idee von der Einheit der Menschheit, von der Überwindung des nationalen
     Staates und von der Verschmelzung der Völker jenseits von Rasse und Institutionen: Lange vor der Französischen Revolution
     werden alle Menschen
Brüder
.
    Makedonen und Perser
    Alexander war bekanntlich als Rächer ausgezogen. Sein erstes Ziel war es, die Perser aus Kleinasien zu vertreiben, sein zweites,
     die persische Metropole in Schutt und Asche zu legen, sein drittes, den Großkönig gefangenzunehmen. Wie mit den Persern umgegangen
     werden musste, dafür wusste Aristoteles Rat. Alexander solle die Griechen wie ein Hegemon behandeln, die Barbaren aber wie
     ein Despot; für die einen solle er wie für Freunde und Verwandte Sorge tragen, mit den anderen aber wie mit Tieren und Pflanzen
     umgehen. 70 Da war zunächst kein Platz für irgendeine Art von Völkerverschmelzung. Erst die Änderung des Plans, Alexanders Wunsch, das
     Eroberte dem Seinen einzugliedern, zwang zum Umdenken. Das Perserreich war nicht allein mit makedonischen Besatzungen zu regieren,
     Alexander musste versuchen, einheimische Eliten in seine Herrschaft zu integrieren. Dies begann vorsichtig mit der Verwaisung
     des persischen Throns nach der Ermordung des Dareios und steigerte sich nach der Meuterei am Hyphasis, als das Vertrauen des
     Königs in sein makedonisches Heer erschüttert war.
    Gegen den Widerstand und den Protest von Makedonen und Griechen führte Alexander allmählich persische Tracht, persisches Zeremoniell
     und persische Sprache ein, die persischen Untertanen wurden aufgewertet. Erste persische Würdenträger erhielten Amt und Funktion,
     schließlich auch Ehrungen. Die Perser wurden mit Kommandostellen bedacht, persische Reiterformationen übernahmen militärische
     Aufgaben, die Söhne persischer Vornehmer rückten in das Agema, die Gardeschwadron, ein. In die Zukunft führte eine besondere
     Maßnahme. Wohl im Jahr 326 beschloss der König, ein junges, ganz auf ihn verpflichtetes |71| Heer zu schaffen, die sogenannten Epigonen („Nachwuchs“). Dazu sollten 30   000 junge Perser nach makedonischem Vorbild trainiert und bewaffnet werden. Schon Anfang 324 präsentierten sich die Rekruten
     Alexander in einer Parade und zählten zumindest für den Augenblick zur regulären Armee. In Babylon wurden schließlich 20   000 Perser,

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