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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Fürsten und Führer, werdet ihr euch glücklich preisen, all jene Dinge, die ihr bei anderen beaufsichtigen müßt, selbst zu vollkommener Zufriedenheit erledigen zu können– von der Reinigung des Leibes, der Schlafräume und der Latrinen bis hin zum langen Lauf bergauf, etwa von der Festung nahe Beroia hierher.«
    Kleitos der Schwarze, der die Festung befehligte, hatte an einer Eiche gelehnt und gegrinst. Einer seiner besten Unterführer, ein etwa 20jähriger Fürstensohn namens Koinos, würde sich der Jungen besonders annehmen und dafür sorgen, daß nicht etwa von Müttern ausgeschickte Sklaven den Weg zum Nymphaion fanden. Koinos war auch derjenige, der die Versorgung des Nymphaion mit allem Lebensnotwendigen überwachte. Das Gebiet um Beroia war unmittelbares Königsland; Philipp hatte angeordnet, daß alle Lieferungen an Aristoteles vom Versorgungswesen der Festung zu leisten seien, die wiederum Zugriff auf die Vorräte des königlichen Steuerpächters in Beroia hatte. Zu allem anderen hatte Kleitos angeordnet, daß jederzeit vier zuverlässige Kämpfer das Nymphaion bewachten. Sie aßen mit den Lehrern und den Jungen, schliefen aber in einer Hütte am Weg.
    Während die Schüler ihre wenigen mitgebrachten Dinge– vor allem Schreibzeug und Kleidung– in den großen Schlafraum brachten, in dem fünfundzwanzig schmale niedrige Bettgestelle standen, bat Aristoteles die Männer auf die schattige Terrasse hinter seinen Wohnräumen. Stroibos, ein junger Schreiber und Vorleser, begleitete die Jungen, um von Anfang an für Ordnung zu sorgen. Antipatros, Kleitos, Koinos, Aristoteles, sein Neffe Kallisthenes, der Dichter Aischrion, der Musiklehrer Alkippos und der junge Arzt Philippos saßen bis in die Nacht hinein bei Wein und Braten. Später nahm Kleitos den Philosophen beiseite.
    » Ein Wort– unter uns, Aristoteles.«
    » Ich lausche mit Gewinn, ohne Zweifel.«
    Kleitos lächelte, hob den Becher und blickte zu den gleißenden Sternen hinauf. » Sie sind weniger zahlreich und nicht so weit entfernt– deine Schüler. Aber sie sollen einmal leuchten wie jene dort oben.«
    Aristoteles blinzelte.
    » Meine Männer werden ein Auge auf die Jungen werfen. Und auf die Sklaven.«
    » Eine weise Vorkehrung, Kleitos. Kein Haushalt ist vollständig ohne seine Sklaven, aber einige von ihnen wissen ihre Lage und Stellung nicht zu schätzen.«
    Kleitos grinste. » Genau. Manche ziehen sogar die Bitternis der Freiheit jeder Annehmlichkeit vor, die die Arbeit unter der Leitung des Aristoteles birgt.«
    Keiner der Schüler war jünger als zwölf, keiner älter als fünfzehn Jahre. Einige würden im Lauf des Jahres sechzehn werden und Mieza wieder verlassen, wie Philipp es wünschte und Aristoteles es billigte, um Aufgaben für Erwachsene zu übernehmen, beim Heer oder in der Verwaltung des Reichs. Andere würden ihren Platz in der Schule einnehmen; für den Herbst war der Bau einer weiteren Schlafhalle vorgesehen, damit im folgenden Jahr die Anzahl der Schüler verdoppelt werden konnte.
    Nach Ablauf des ersten Monats, als der Sommer begann, hatten sich kleine Gruppen gebildet, die Koinos nicht auseinanderreißen wollte; als er damit begann, immer die Hälfte der Jungen für jeweils zehn Tage in die Festung zu holen, achtete er darauf, die neuen Freundschaften nicht zu beschädigen. Die Fürstensöhne kannten einander längst alle aus Pella, aber in Mieza wurde durch das enge Zusammensein ebenso leicht Freundschaft aus der flüchtigen Kenntnis wie Feindschaft. Kleitos, der zu Beginn häufiger selbst nach Mieza ritt, um nach den Dingen zu sehen und mit Aristoteles zu reden, kam jedesmal nachdenklicher zur Festung zurück. Neben Alexander, über dessen Fortschritte und Führung Philipp unterrichtet werden wollte, lag ihm natürlich sein Neffe besonders am Herzen, Lanikes Sohn Proteas. Im Spätsommer besuchte Drakon, der Heiler, den das Heer in Thrakien entbehren konnte, sämtliche Festungen der makedonischen Kernlande, um die Gesundheit der Kämpfer zu prüfen. Er verbrachte zwei Tage und zwei Nächte in der Festung bei Beroia.
    » Keine Zeit, keine Zeit«, sagte er, als Kleitos ihm einen Ritt nach Mieza vorschlug. Sie saßen außerhalb der Festung, unter den Sternen, und tranken Wein aus Lederflaschen. Die Luft war schwer und süß von überreifen Gräsern und faulenden Waldbeeren. In der Krone der Eiche, an deren Stamm sie lehnten, raschelte irgendein Nachttier; Fledermäuse rasten durch den Samthimmel.
    » Du verpaßt etwas.

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