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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Mal in den Krieg, kurz, aber mit Können und Glück.– Komm, knie neben mir, Peukestas. Einige Dinge weiß ich, die ich dir zeigen kann– solange die Kräfte reichen. Schau ins Auge des Horos.«
    Außerhalb von Pella werden Truppen ausgebildet. Kleitos sitzt auf einem schwarzen Pferd, neben ihm Alexander auf dem weißen Bukephalos. Alexander sieht müde und erschöpft aus; er hat ein paar Worte mit den Besuchern gewechselt– unter ihnen Aristoteles die auf Karren aus der Stadt gekommen sind; nun wendet er sich wieder den Kämpfern zu.
    Ein Trupp besteht aus erfahrenen Kriegern; einige tragen noch kleinere Verbände oder weisen frisch verheilte Wunden auf. Emes ist unter ihnen. Die Gruppe, etwa fünfzig Männer, wird geführt von Krateros und Ptolemaios. Beide tragen die gleiche Ausrüstung wie die Hopliten, zusätzlich aber purpurfarbene Stoffetzen auf der linken Schulter.
    Die zweite Gruppe, ebenfalls um die fünfzig Kämpfer, besteht aus jungen, erst halb ausgebildeten Leuten unter dem Befehl von Perdikkas und Philotas. Neben Alexander, auf einem ruhigen, behäbigen Pferd, sitzt ein Trompeter. Auf Alexanders Handbewegungen hin bläst er Signale; beide Truppenkörper setzen sich in Bewegung: vorrücken mit geschulterten Sarissen; schwenken, Sarissen gesenkt und gerade ausgerichtet; Bildung eines nach allen Seiten von Sarissen starrenden Vierecks; Auflösung des Vierecks zur Phalanx; Auflösung der Phalanx zu kleinen Kampfgruppen. Die älteren Männer sind schnell, genau und zuverlässig; die Reihen der Neuen sind Schlangenlinien, und was bedrohlich ausgerichtete Sarissen sein sollten, sieht eher aus wie ein unordentliches Nadelkissen. Perdikkas brüllt Befehle, die nicht ausgeführt werden; Philotas rauft sich die Haare, als die Gruppe wie ein wibbelndes Wurmknäuel zum Stillstand kommt.
    Kleitos zuckt die Schultern. » Die lernen es noch, Alexander. Ich hab schon Schlimmeres gesehen.« Seine Stimme hallt über das Feld.
    Alexander richtet sich auf; es ist, als ob die Bürde der Arbeit mit Schreibried und Papyros und Zahlen von seinen Schultern glitte. Sein Gesicht wirkt frischer als noch vor wenigen Augenblicken. Er wendet sich an die Gruppe der Neuen.
    » Ihr seid ein lausiger Misthaufen«, sagt er mit heller, schneidender Stimme. » Vielleicht lachen sich die Athener tot, wenn sie euch sehen. Es wäre das erste Mal, daß Lächerlichkeit einen Sieg bewirkt. Aber darauf wollen wir uns nicht verlassen.«
    Die älteren Kämpfer lachen, während er vom Pferd gleitet. Er ist unbewaffnet, trägt keinen Helm, nur einen ledernen Brustschurz mit Metallplatten. Alle Augen hängen an ihm, fast hungrig, als er mit federnden Schritten zu den Neuen geht und einen von ihnen herausfordert.
    » Greif mich an, mit dem Schwert. Los doch. Keine Angst, komm!«
    Der junge Mann blickt erstaunt drein, dann läßt er die Sarissa fallen, zieht das Kurzschwert und greift an. Alexander weicht aus, duckt sich, hält den Unterarm des anderen, lähmt die Hand mit einem Fingerdruck auf den wichtigsten Nerv, schüttelt das Schwert aus den Fingern, wirft den Mann über die Schulter zu Boden, nimmt das Schwert auf und berührt den Hals des Liegenden mit der Schwertspitze– all dies in einer einzigen, fließenden, geschmeidigen Bewegung. Es ist etwas darin wie im Gang einer schlanken jungen Frau, die mit einem Krug auf dem Kopf durch die Straßen gleitet. Von den anderen Kämpfern ist ein seltsames Geräusch zu hören. Kein beifälliges Raunen, kein anerkennendes Knurren– eher ein Girren, beinahe sanft und begehrlich: das Girren einer Menge, die einer sinnlichen Tänzerin zuschaut.
    Alexander wirft das Schwert fort, reicht dem Liegenden die Hand, zieht ihn hoch. Er wendet sich einem anderen zu. » Wehr dich«, sagt er, fast liebevoll. Er nimmt die Sarissa, die der erste Gegner hatte fallen lassen, und noch ehe der zweite den Schild heben und das Schwert ziehen kann, ist die Spitze des langen Speers an seiner Kehle.
    » Das muß schneller gehen– aber du wirst es schon lernen.« Alexander lächelt flüchtig. » Andernfalls werden wir um dich trauern und deine Gebeine ehren. Verspreche ich.«
    Gelächter; Alexander dreht sich um, betrachtet die erfahrenen Kämpfer. Einer von ihnen sagt, wie zu einer besonders schönen Dirne: » Wen von uns willst du, Alexander? Versuch es doch.«
    Alexander lächelt, blickt die Reihe entlang, nickt. » Warum nicht? Krateros!«
    Krateros zieht das Schwert, reicht es Alexander, der immer noch die Sarissa hält,

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