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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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mit seinem Karren. Auf dem Karren sind Pflanzen und Saaten, und vielerlei Werkzeug. Phlebas wird euch zeigen, wie man Häuser baut, in denen man im Winter nicht friert. Wie man sie so baut, daß man nicht in der eigenen Scheiße ertrinkt, Freunde.«
    Die Dörfler lachten halblaut; mehr oder minder offen musterten sie den gepflegten Fremden.
    » Er wird euch viele Dinge lehren. Ihr könnt von ihm lernen, wieviel Spaß Männer und Frauen aneinander haben, wenn alle gewaschen sind. Wie man sauberes Wasser erhält und es sauber läßt. Wie man Ziegel brennt und richtiges Geschirr. Wie man schlechtes Eisen läutert, damit es nicht zu bald bricht und lange schneidet. Welche Tiere sich schnell miteinander paaren sollen, um bessere zu zeugen. Und er wird euch sagen, was ihr mit euren Tälern anfangen könnt. Sie sind zu schade, um nur Vieh und Ziegen zu weiden. Phlebas wird euch zeigen, welche Pflanzen und welche Körner auf welchem Boden gedeihen, wie man sie pflegen muß, wie man sät und erntet. Ihr werdet nie wieder hungern müssen und könnt die Kinder, die ihr mit viel mehr Spaß zeugt, besser ernähren. Stimmt es nicht, Phlebas?«
    Der Sikeliot nickte langsam; sein Gesicht zeigte keine große Begeisterung. » All das stimmt, edler Parmenion. Obwohl…« Er zuckte mit den Schultern.
    Parmenion blinzelte. » Keinerlei obwohl, Phlebas. Du wirst ein Jahr bleiben, bis die neuen Ernten des neuen Dorfs eingebracht sind.– Zurück zu euren Söhnen und dem Heer des Königs. Fragt sie– oder laßt mich fragen. Wer für den König und das Land kämpfen will. Für Sold und Verpflegung. Wer reich und berühmt werden will– möglicherweise.« Er grinste.
    Der Sprecher der Dorfältesten schüttelte den Kopf. » Das müssen wir klären, auf unsere Weise. Wenn du sie fragst, werden all unsere Söhne mit dir gehen, und was wird dann aus uns?«
    Im Paß und am Rand der Hochebene ließen die makedonischen Kämpfer das Werkzeug sinken. Aus der Ferne, im Norden, hörte man ein Horn quäken. Jemand galoppierte über die Handelsstraße nach Süden: ein junger Mann, mit einem besudelten Tuchfetzen um den Kopf. Als er die halb ausgebaute Stellung erreichte, fiel er vom nackten Pferderücken und murmelte etwas; er deutete hinter sich, in die Ebene.
    Der Unterführer klatschte in die Hände und gab ein paar Befehle. Einer der Makedonen ergriff eine Bronzetrompete und blies ein Signal; ein anderer lief in den Paß und hinab ins Dorf. Die übrigen sammelten ihre Waffen und machten sich bereit. Einige folgten dem ins Dorf laufenden Mann, um die Pferde zusammenzutreiben.
    Auf dem Dorfplatz drängten sich die jüngeren Leute; die meisten hatten Gabeln, Sensen und Stöcke, einige auch Messer oder gar Keulen. Parmenion entließ den Meldeläufer mit einer Handbewegung. Er wandte sich an die Dörfler.
    » Wir reiten sofort. Ein hellenischer Händlerzug. Ziemlich spät im Jahr– aber der Winter kommt diesmal sehr früh. Nun ja, allzu viele Barbaren dürften es trotzdem nicht sein. Werden wir gleich sehen. Wie steht es denn mit euren Söhnen– jetzt gleich?«
    Momente später jagten an die hundert Reiter über die Hochebene. Die Hälfte von ihnen waren junge Männer aus dem Dorf, mit allen möglichen Waffen. Die übrigen, Makedonen mit leichter Rüstung, Kampfspeer und Kurzschwert, hatten je einen makedonischen Hopliten hinter sich; die sechs Schritte langen Sarissen bebten und jaulten in der Luft. Parmenion und zwei seiner Unterführer ritten an der Spitze. Drakon folgte langsamer; er zog ein mit Verbandszeug und Heilmitteln beladenes Packpferd neben sich her und kaute auf einem Zweig, dessen gelbe welke Blüte bald vom Traben abgeschüttelt wurde.
    Die Händler mit ihren Pferden und Wagen hatten sich am Fuß eines felsigen Hanges zu einem Halbkreis zusammendrängen lassen. Wüst aussehende paionische Stammeskrieger griffen unter gellendem Geschrei immer wieder an, mit Pfeilen und Lanzen. Im Getümmel gingen einige Pferde durch, stiegen auf den Hinterbeinen, keilten aus und wieherten. Zwei Karren waren umgestürzt; Pelze, Schnitzereien, Metallbarren, Bernstein und andere Tauschwaren lagen im Dreck. Die Händler verteidigten sich mit Speeren und Schwertern. Einige Sklaven schienen unentschlossen, ob sie ihren Herren helfen oder lieber fliehen sollten. Hinter einem der Wagen stand ein junger Mann; er hatte als einziger des Zugs einen Bogen, den er schnell und ruhig verwendete. Seine Pfeile trafen fast immer. Ein Händler kippte gurgelnd vom Pferd, mit

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