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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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jemand in die Waagschalen pißt und die Gewichte fälscht? Dazu kamen die Dinge im eigenen Haus. Um die Gebietsfürsten zu versöhnen, hatte er diese Hündin Eurydike zur Frau genommen, aus der Lynkestis. Damit waren die Lynkesten befriedet, aber alle anderen Fürsten, deren Töchter oder Schwestern er nicht zur Frau nahm, haben weiter gewühlt. Und Eurydike hat ihm nicht nur Kinder geboren; sie hat auch versucht, die Kinder gegen den Vater aufzuwiegeln, die Fürsten gegeneinander und die Priester gegen den Herrscher. Mysterien und Orgien, Aristoteles.« Die letzten Wörter kamen mit einer seltsamen Betonung.
    Aristoteles hob die Brauen. » Was habe ich damit zu schaffen?«
    » Eurynoe, die Tochter, hat diesen Halbägypter aus Aloros geheiratet, Ptolemaios. Er hat viel von Mysterien gehalten, und von Macht. Die alte Hündin, Eurydike, hat den König vergiftet. Als Amyntas tot war und sein Sohn Alexandros König wurde, haben Eurydike und Ptolemaios zusammen zuerst Eurynoe getötet, dann den neuen König Alexandros, und dann haben sie zusammen fast vier Jahre das Land ausgeplündert. Und Ptolemaios hatte ein ähnliches Amulett wie du.«
    Aristoteles griff unter die Jacke, zog das Amulett heraus, nahm es ab und reichte es Parmenion. » Also deshalb. Da, sieh es dir an. Ägyptisch– ein ankh mit dem Auge des Horos.«
    » Ich will es nicht anfassen. Woher hast du es?«
    » Von einem alten Händler und Seefahrer. Weit oben im Norden. Er lag im Sterben; wir haben lange geredet, und schließlich hat er mir dieses Ding geschenkt. Es hat für mich keine Bedeutung.« Aristoteles hängte das Amulett wieder um seinen Hals.
    Parmenion knurrte etwas Unverständliches. » Nun ja; weiter. Also– Eurydike hat ihren Mann getötet, den König; danach ihre Tochter– damit sie mit ihrem halbägyptischen Schwiegersohn ins Bett steigen konnte. Dann ihren eigenen Sohn Alexandras; er hatte gerade einen Vertrag mit Theben geschlossen und seinen Bruder Philipp als Geisel nach Theben geschickt. Philipp war also aus dem Weg, sein Bruder Perdikkas war auch zu jung; mit Hilfe der Verwandtschaft von Eurydike hat sich dieser miese Halbägypter zum Vormund und König gemacht. Die Lynkesten haben die Versammlung so ziemlich gezwungen, allem zuzustimmen. Pelopidas von Theben hat mitgeholfen– er hat den Vertrag erneuert und Philipp als Geisel behalten. Andere waren gegen dieses widerliche Gespann, Ptolemaios und Eurydike.«
    Da er nicht weitersprach und Drakon grinsend nickte, sagte Aristoteles: » Gehe ich neben einem, der dagegen war?«
    Parmenion holte tief Luft. » Ah, Parmenion war dagegen, genau wie Antipatros, aber beide haben stillgehalten und versucht, im Inneren das Schlimmste zu verhindern. Beide haben wir schon Amyntas gedient, mit dem Schwert und mit dem Verstand; und Amyntas hat uns schwören lassen, daß wir die Sorge um Makedonien immer vor Zu- und Abneigungen gegenüber einzelnen stellen.«
    » Ihr habt euch also aus den Wirren herausgehalten?«
    » So gut es ging. Eurydike hat uns mißtraut; Antipatros durfte Schreibarbeiten erledigen, ich mußte Botengänge machen. Ein Teil der Fürsten hat sich gegen Eurydike und Ptolemaios empört; sie haben sich auf die Seite von Pausanias gestellt, der die beiden bekämpfte, um selbst zu herrschen. Statt Antipatros und mich die Sache erledigen zu lassen, haben die Hündin und ihr Beschäler den Athener Iphikrates ins Land geholt. Antipatros und ich, wir haben uns in dieser Zeit, so gut es ging, um die Erziehung von Perdikkas gekümmert.«
    Drakon nahm die Blume aus dem Mund und betrachtete sie; dann warf er sie fort. » Es heißt, die starken Hände zweier edler Männer Makedoniens hätten Perdikkas’ Schwertarm und Rücken gestärkt.«
    Parmenion hustete. » Leider nicht genug. Aber immerhin. Als Perdikkas alt genug war, hat er – und er war klug beraten, das gebe ich zu – mit dem Schwert die Brust des Ptolemaios geöffnet, damit das überschüssige Leben entweichen konnte. Er hat die lynkestische Hexe leben lassen, im Palast von Pella. Ein Fehler, aber die Lynkesten und ihr Anhang haben ihn als König bestätigt.«
    » König wovon?« sagte Aristoteles mit einer Grimasse.
    » Eben. Alte makedonische Orte im Osten, am Rand der Chalkidike, waren unter den Einfluß von Olynth geraten. Die alte Stadt der Könige, Aigai, am Hang des Pierischen Gebirges– man konnte von dort nicht mehr ans Meer reiten und kann es noch immer nicht, weil das Gebiet der Städte Pydna und Methone zu Athen

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