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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Götter, daß du lang genug lebst, um dich deiner Siege und Reichtümer zu erfreuen.«
    Alexander starrte einen Moment in ihre Augen; dann ließ er sie los, wandte sich ab, lief die Treppe hinunter, umarmte Antipatros wortlos und sprang auf sein Pferd.
    » Die Sonne geht auf. Ein neuer Tag. Jeder neue Tag ist der letzte, Kinder. Alexanders neuer Tag, als er selbst das Königsschiff über den Hellespont steuerte, war sein erster in Asien– und sein letzter in Hellas. Er selbst war sein Charon, wie es sich für einen König geziemt, und der Hellespont sein Styx. Denn an diesem Tag starb Alexander.
    In Elaios brachte er ein Opfer dar am Grab des Protesilaos, der mit Agamemnon nach Troja zog und als erster Asiens Boden betrat. Als sie auf dem Schiff waren und den halben Weg nach Asien zurückgelegt hatten, schlachtete er einen Stier und brachte Poseidon aus goldener Schale ein Trankopfer dar. In voller Rüstung betrat er dann als erster den Boden Asiens. Aber…« Aristoteles hob die Hände; sein Lächeln war eher eine Grimasse.
    » Drakon war bei ihm. Und der Musiker, Dymas, der während der Überfahrt die Kithara spielte und die Opferhandlung mit feierlichen Gesängen begleitete. Drakon schrieb, Dymas habe, als die Opfer dargebracht waren, die Tonart gewechselt und zwei Spottlieder gesungen. Eines auf den Fährmann, der sich für die Sonne hält und nicht weiß, daß er der Mond ist; ziemlich wirr, fürchte ich. Und eines auf die Zurückbleibenden, die meinen, das Schiff, das sich entfernt, gehe am Horizont unter, während vom Schiff aus die Zurückbleibenden Zurückgebliebene sind, Untergänger.
    Da, so schrieb Drakon, drehte Alexander sich um, schaute nach Europa zurück, stieß einen langen lustvollen Jubelschrei aus und sagte: › Ich danke den Göttern, die mich aus Misthaufen, zänkischen Dörfern und Mäusekriegen erlöst haben.‹ Dann behauptete er, er wisse nicht, wer Olympias sei und könne sich nicht einmal daran erinnern, Demosthenes je vergessen zu haben.«
    Peukestas lachte flüchtig. » Wie gut ich ihn verstehen kann. Oder zu verstehen hoffe. Aber was meinst du damit, daß er an diesem Tag starb, Aristoteles? Und…«
    Der Philosoph unterbrach ihn. » Er war viele Menschen und viele Rätsel. Zauderer und Dränger, hellwacher Träumer, klar wie Wasser und undurchsichtig wie schwerer Wein, liebevoll und grausam, alles von allem und von allem mehr als jeder andere. Beutegierig und großzügig– vor dem Aufbruch hat er noch alle neuen und freigewordenen Ländereien verteilt, und schließlich hat Perdikkas gesagt: › Aber was behältst du für dich?‹ Da soll Alexander geantwortet haben: › Meine Freunde und meine Hoffnung‹, und Perdikkas gab die Geschenke zurück und sagte, dann wolle er auch nicht mehr. Alexander war alles, für alle. Sagen wir so: Der Mensch, der Philipps Sohn und Erbe war, starb an diesem Tag, wenn er auch seinen eigenen Tod erst später begriff. Verkündet hat er ihn, soweit ich weiß, zum ersten Mal, als er später das Angebot des Dareios ablehnte, der ihm alle Länder westlich des Euphrat geben wollte.«
    Peukestas knurrte leise. Dann sagte er: » Und was war nun mit dem Amulett? Und mit Bagoas? Ich habe ihn ja gesehen, aber ich weiß nichts.«
    Aristoteles lächelte. » Das Amulett und Bagoas? Ah, Freund, das ist eine andere Geschichte.«
    ENDE DES ERSTEN TEILS

Anhang

Namen & Begriffe
    Im Prinzip wurde dem Kontext entsprechend jeweils die griechische Fassung verwendet, dies jedoch nicht immer konsequent. Die deutschen Namensformen Philipp und Alexander sind den großen Makedonenherrschern vorbehalten; jeder andere Träger dieser Namen ist ein Philippos oder Alexandros. Die bekanntesten Ortsnamen finden sich in ihrer eingebürgerten deutschen Form (Athen/Piräus/Theben statt Athenai/Peiraieus/Thebai); daß mir Milet (statt Miletos) erträglich, Halikarnaß (statt Halikarnassos) dagegen scheußlich erscheint, ist ebenso subjektiv wie das Gefühl, die griechische » Petersilie« durch den absurden deutschen » Steineppich« ersetzen zu sollen, der im Text weniger modern wirkt. Lateinische Begriffe wie » Grieche« oder » Karthago« sind im Mund eines Hellenen des 4. Jahrhunderts v. Chr. unmöglich; ebenso unmöglich, aber wegen seiner Handlichkeit unvermeidlich ist etwa der » Offizier«, dessen griechische Entsprechung (?) lochagos im Deutschen genauso ungeläufig ist wie die einzelnen militärischen oder zivilen Rangbezeichnungen der Zeit.
    Hinsichtlich der Topographie

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