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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Axios entlang Richtung Pella und Meer, um zu plündern und bei der Thronfolge mitzureden. Im Nordosten hatte der Thraker Kotys den Eindruck, mitspielen zu müssen; Pausanias war bei ihm– der Pausanias, der vor Jahren Eurydike und Ptolemaios bekämpft hatte. Jetzt konnte er mit hellenischen Söldnern, thrakischem Geld und thrakischen Reitern eingreifen. Dann gab es noch einen Großonkel oder Halbvetter oder was weiß ich von Philipp, Argaios, der auch König werden wollte; den haben die Athener unterstützt, mit Geld und Waffen. Er war schon im Land. Und weit im Westen der alte Neoptolemos in Epeiros, König der Molosser; der wollte auch ein Stück vom Braten haben. Aber den hat der Blitz beim Scheißen erschlagen, oder er ist vom Pferd gefallen, ich weiß es nicht. Jedenfalls war er tot, und sein Bruder Arybbas mußte erst einmal die eigenen Angelegenheiten regeln. Trotzdem, es war ein wenig unübersichtlich. Und sehr spannend.«
    » Alles zur gleichen Zeit?« murmelte Aristoteles. » Das ist, als ob einer ertrinkt, weil er nicht schwimmen kann; von unten zupft ein Hai an ihm, und von der Seite wirft ihm jemand eine Steinplatte zu.«
    » So ähnlich, nur schlimmer. Du weißt ja, wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es schief. Zu allem kam die ewige Uneinigkeit der makedonischen Fürsten.«
    » Ich kann kaum glauben, daß wir hier nebeneinander reiten und reden. Du müßtest eigentlich neben Philipp tot auf irgendeinem Feld liegen.«
    » Es hat nicht viel gefehlt, Freund. Zwischen uns und dem Hades gab es nur noch eines: Philipps Wille. Sein daimon, seine Einfälle.«
    » Was hat er getan? Oder– unterlassen?«
    Parmenion warf ihm einen schnellen Blick zu. » Klug, Aristoteles. Er hat einiges getan und einiges unterlassen. Und alles mußte schnell geschehen, fast gleichzeitig.«
    » Eher voreinander als nacheinander?«
    » So ist es. Das Volk mutlos, die Fürsten zerstritten, das Heer besiegt und halbiert, zwei feindliche Thronanwärter, dreierlei Barbaren und die Athener. Was tut ein Herrscher in so einer Lage?«
    Aristoteles dachte einen Moment lang nach; dann lachte er. » Er feiert Feste und nimmt eine Frau.«
    Parmenion runzelte die Stirn. » Wieder erstaunst du mich, Sohn des Nikomachos. Es stimmt. Philipp hat ein gewaltiges Fest ausgerichtet, für die Bewohner von Pella und Umgebung, und für die mutlosen Krieger. Er hat sie alle bewirtet, hat Schauspiele vorführen lassen; Tänzer und Musiker haben sie unterhalten. Er hat große Reden gehalten– dies alles geschehe zur Feier des unausweichlichen Sieges und der günstigen Zukunft. Seine Seher haben Opfer dargebracht und Lebern gefunden, so rein und glückverheißend, wie kein Tier sie je vorher besessen hatte. Er hat die Elimioter gezwungen, ihn mit der Fürstentochter Phila zu vermählen; damit hatte er, nach den verschwägerten Lynkesten, die in Pella festsaßen, einen weiteren Fürstenzweig in der Hand. Was ihn«– Parmenion kicherte– » nicht daran gehindert hat, mit der Tänzerin Philinna aus Larisa zu schlafen. Inzwischen hat er die aber auch zur Frau genommen; ich glaube, zur Zeit ist sie schwanger, und ich bin sehr gespannt auf Philipps Kinder– bei diesem Vater. Gleichzeitig hat er den Rest der Schutztruppen aus Amphipolis abgezogen und den Athenern mitgeteilt, sie könnten tun und lassen, was ihnen beliebt. Er hat nämlich in Theben nicht nur hellenische Bildung erlernt, sondern auch hellenische Politik.«
    » Wie sieht die aus, edler Parmenion?« Aristoteles verkniff sich ein Grinsen.
    » Hellenische Politik, edler Aristoteles, ist die Anwendung des Grundsatzes, daß Verträge nicht für die Ewigkeit geschlossen werden, sondern für die Dauer des eigenen Nutzens. Die Athener wissen nur noch nicht, daß er das inzwischen weiß. Also haben sie die Unterstützung für ihren Thronanwärter Argaios eingestellt, und Philipp hat ihn am Tag nach der Vermählung mit Phila vernichtet. Es war nicht leicht, aber es war wichtig und ist gelungen.«
    » Wie habt ihr denn eure entmutigten Kämpfer zum Kampf bewegen können?«
    » Mit List. Und Philipps Einfällen. Hast du bemerkt, als wir euch rausgehauen haben, daß die Sarissen sehr lang sind? Und was die Fußkämpfer damit machen?«
    Aristoteles zögerte. » Ich war nicht sicher… Es stimmt, diese Speere sind sehr viel länger als die, mit denen die Athener und Thebaner kämpfen. Und?«
    » Philipps Einfall. Während die Feiern vorbereitet wurden, kamen ein paar hundert thessalische Reiter an. Eine

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