Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands
Leihgabe aus Pherai – Fürst Alexandros zieht einen Makedonenherrscher an seiner Nordgrenze vor, wenn die anderen Möglichkeiten Barbarenhorden oder Athener sind. Die Waffenschmiede von Pella und Umgebung haben Tausende dieser sechs Schritt langen Sarissen angefertigt, und während Philipp anscheinend nichts tat, haben er und ich die Fußkämpfer im Nichtstun eingeübt: starrende Vierecke bilden, oder eine langsam vorrückende Phalanx, deren Aufgabe es ist, den Schwung des Gegners zu brechen. Sie sollen zunächst nichts tun, nur die gegnerischen Reihen aufhalten – bis die Reiter deren Flanke aufrollen. Antipatros hat die Hopliten befehligt, Philipp die thessalischen Reiter. Und ich – ich war ein alter Mann, zusammen mit fünfhundert anderen alten Männern. Wir sind zu Argaios gegangen, als Gesandtschaft der Fürsten des Nordens, die ihn zum König machen wollen. Als Antipatros seine Fußkrieger mit den langen Speeren vorrücken läßt, ziehen wir die Messer und Kurzschwerter unter den Umhängen hervor, und Philipps Reiter tun das übrige. Athen ist aus dem Spiel, Argaios ist beseitigt, die mutlosen Kämpfer haben einen Sieg errungen, der ihnen wieder Vertrauen gibt, und das Volk jubelt, weil der Herrscher seinen Reden sofort Taten folgen läßt.«
» Und die anderen Bedrohungen? Es war ja immer noch genug…«
Parmenion zeigte die Zähne. » Nicht genug für Philipps daimon. Er hat Antipatros mit Gold und guten Reden zu den Thrakern geschickt. Gute Nachbarschaft, gemeinsame Anliegen, gegenseitiger Nutzen, Bündnisse gegen die restliche Welt, die Wahl zwischen der Freundschaft eines starken Königs und der teuren Anhänglichkeit eines schwachen. König Kotys hat sich das sehr schnell überlegt; dann hat er die Geschenke angenommen, die Vorschläge gebilligt und den Thronanwärter Pausanias erdolchen lassen. Inzwischen hatten sich die Illyrer und die Paionen noch ein bißchen weiter ausgetobt. Das hat dazu geführt, daß plötzlich viele Gebietsfürsten angekrochen kamen– Philipp, du mußt uns schützen, unsere Gebiete werden von Barbaren geplündert. Plötzlich hatten wir ungefähr zwei Drittel aller makedonischen Fürsten in Pella, samt ihren Sippen. Es war ziemlich eng.«
» Und dann«, sagte Aristoteles, » hat mein alter Freund die Einrichtung der Königlichen Knaben neu belebt, wie? Alle Fürsten schicken ihre Söhne nach Pella, wo sie gemeinsam unterrichtet werden und dem Herrscher als Diener, später als Leibwächter und Unterführer zur Verfügung stehen. Und als Geiseln.«
» Und als Geiseln.« Parmenion kratzte sich den Nacken. » Willst du nicht doch lieber in Pella bleiben und Philipp beraten? Du vergeudest deinen Geist, mein Freund.«
Aristoteles zuckte mit den Schultern. » Das mag sein, aber es ist die mir gemäße Form von Vergeudung, Parmenion. Ich an Philipps Stelle hätte mich in dieser Lage von der Versammlung als Regent bestätigen lassen.«
Parmenion seufzte. » Wirklich, Junge, geh in die Politik. Natürlich hat Philipp das getan. Dann haben wir ein paar Dutzend Ochsenkarren genommen und die Ringe und Gürtel und Rüstungen der Toten und Gefangenen aus dem Heer des Argaios daraufgelegt. Nicht die Schwerter, auch nicht die Speere, aber alles andere. Es sah sehr beeindruckend aus. Damit bin ich den Axios hinaufgezogen, zu den Paionen. Ich habe König Agis den ganzen Krempel als Philipps Geschenk gebracht und mich höflich nach seinen sonstigen Wünschen erkundigt. Er hatte einige– Wünsche, meine ich. Wir haben ihm alles versprochen, was er haben wollte; gleichzeitig hat Philipp sich mit dem Illyrer Bardylis darauf geeinigt, daß der ihm seine Tochter Audata zur Frau gibt; die dritte– mancher kriegt nie genug. Und daß Bardylis bis auf weiteres die besetzten Gebiete als Pfand für Philipps unverbrüchliche Freundschaft behält. Und die dortigen Fürsten als Geiseln.«
Aristoteles seufzte. » Ein schwieriges Spiel. Ein Gaukler, der fünf Bälle gleichzeitig in der Luft halten muß, und keiner darf herabfallen.«
Parmenion verzog keine Miene. Plötzlich war seine Stimme wieder eisig und hart. » Im Winter haben wir geübt– Ballspielen, Freund. Mit den Fürsten und ihren Söhnen. Und ihrem Anhang. Diese Sache mit den langen Speeren und den Hopliten, die einfach nichts tun… Philipps Phalanx. Es ist eine bemerkenswerte Erfindung, doch, aber sie mußte geübt werden. Im Frühjahr haben wir über Karten und Entfernungen gesprochen, und über Wege, die bis zu einer gewissen Zeit
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