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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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seinen Chiton. Philipp befreite sich, kam zu seinem Gefolge zurück und wandte sich an den jungen Hopliten.
    » Du wirst diese beiden Karyatiden des Aphrodite-Hauses bei Sonnenuntergang abholen und zu mir bringen.«
    » Mit Wonne, Herr.«
    Philipp klopfte ihm auf die Schulter und brach in schallendes Gelächter aus, als er das säuerliche Gesicht seines obersten Sehers erblickte.
    Archelaos, der Hausmeister, war mit den Köchen, den Badern und den meisten Sklaven vorausgegangen. Als Philipp und die anderen das helle Doppelhaus östlich der Stadtmauer erreichten, wurden sie mit einem Willkommenstrunk begrüßt. Die Sklaven waren bereits dabei, Gepäckstücke auf die vom Hausmeister bezeichneten Räume zu verteilen. Die Einrichtung war karg, aber geschmackvoll. Es gab einige gemauerte Lager, ansonsten Liegen aus Holz und Leder; in einigen Räumen standen hölzerne Truhen und große Tongefäße zur Unterbringung von Gegenständen. Ein Teil der Hopliten mußte im Hof lagern, da das zweite Gebäude nicht für alle Platz bot.
    Philipp sah sich um, klatschte in die Hände und befahl, ein warmes Bad vorzubereiten. Aristandros, Parmenion und Antipatros standen am Tisch im großen Speiseraum; der Seher trank Wasser und wies zwei Sklaven an, bestimmte Gepäckstücke vorzubereiten. Er nickte zum offenen Fenster; zwischen den wenigen weiteren Häusern begann der Wald, in dem jenseits eines kleinen Bachs das Heiligtum lag.
    » Ihr habt es nicht weit, morgen früh.«
    Philipp ließ sich auf die steinerne Bank fallen, über die Sklaven ein Bärenfell gebreitet hatten. » Wieso ihr? Was ist mit dir?«
    Aristandros betrachtete ihn beinahe düster. » Ich begebe mich gleich in den Tempel, um die Dinge vorzubereiten.«
    Philipp langte nach der kleinen Amphore und goß seinen Becher voll mit unverdünntem Wein. » Du mußt wissen, was du tust. Ich fürchte, hier ist das Essen besser. Und der Wein.«
    » Du solltest nüchtern bleiben– bis auf weiteres«, sagte Antipatros. » Wir haben noch einiges zu klären.«
    Philipp schnitt eine Grimasse. » Du erwartest doch wohl nicht, daß ich das Gehampel und Gebrabbel nüchtern über mich ergehen lasse, oder?«
    Aristandros schnippte mit den Fingern und deutete auf eine lange Tonröhre; ein Sklave reichte sie ihm. » Immerhin hast du die Absicht, reinlichen Leibes im Tempel zu erscheinen. Das gibt mir Hoffnung.« Er nahm die Röhre entgegen und öffnete den Wachstuch-Verschluß an einem Ende.
    » Ich gedenke, ein Bad zu nehmen, damit die beiden Dienerinnen der Aphrodite nicht ohnmächtig werden«, sagte Philipp. Er trank einen Schluck, dann noch einen, längeren. » Die Nasen deiner priesterlichen Brüder interessieren mich weniger als die Zungen der Wonnevollen.«
    Aristandros zog eine Leinwandrolle aus der Röhre. » Im Tempel wird man dir eine hetaira geben, für die Dauer der Zeremonien. Sie soll dich zu den Göttern geleiten, Philipp; verlang keine anderen Dienste von ihr, hörst du?«
    Philipp zupfte an seinem Ohrläppchen. » Solche anderen Dienste gehören aber doch auch zu ihrem Amt, oder nicht?«
    Aristandros grunzte; dabei entrollte er die Leinwand.
    » Was ist das?« sagte Philipp. » Die lynkestische Hündin, wie?«
    Aristandros hob die ausgerollte Leinwand: das Bild der alten Königin Eurydike, von einem klugen und geschickten Maler leicht verjüngt. » Das stimmt, aber nachdem du sie getötet hast, solltest du von deiner Mutter nicht so sprechen.«
    Philipp zuckte mit den Schultern und trank. Antipatros setzte seinen Becher ab und betrachtete das Gemälde.
    » Was für ein Weib! Trotzdem…«
    » Ein Jammer, daß dieser Phöniker so früh gestorben ist«, sagte Parmenion. » Ein feines Auge und eine feine Hand hatte er.«
    Philipp zeigte die Zähne. » Sieht so aus, als ob sie jeden Moment wiederkommt, um weiterzumachen. Ein Glück, daß ich ihr den Rückweg abgeschnitten habe. Was geschieht mit dem Bild?«
    Aristandros rollte es ein und steckte es zurück in die Röhre. » Wir… du wirst es den Göttern darbringen, mit Gold und Weihrauch.« Er deutete auf Lederbeutel, die einer der Sklaven an einer Rückentrage befestigte.
    » Welche Vergeudung!« Philipp verdrehte die Augen. » Reichen Weihrauch und das Bild nicht? Nein? Nun ja– Hauptsache, die Alte… Du gehst?«
    Aristandros nickte. » Wir sehen uns morgen früh– wir alle. Ein Teil der Opferungen wird auf Thrakisch abgehalten. Brauchst du einen Übersetzer?«
    Philipp winkte ab. » Als ob mich das Gezischel etwas

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