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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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König bedachte ihn mit einem schrägen Blick; dann deutete er zum Land. Zwischen den hellen Häusern der hafenlosen Stadt Samothrake wimmelte es von Menschen.
    » Was wollen die hier? Haben die alle ihre Mütter umgebracht?«
    Antipatros zupfte an seiner Nase. » Diese Auszeichnung ist einzigartig und kommt nur dir zu.«
    Aristandros preßte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. » Sie sind aus dem gleichen Grund hier wie du: Teilnahme an den Mysterien, Aussöhnung mit den Göttern, Reue und Reinigung.« Er hustete. » Einige, habe ich gehört, glauben sogar an die Götter.«
    Parmenion lachte. » Du solltest nicht zuviel von ihm erwarten. Muttermord ist keine besonders tugendhafte Handlung, aber wir wissen ja alle, was für ein Ungeziefer Eurydike war, oder? Das einzige, was zählt, ist die Stimmung in Pella. Wenn wir das hier hinter uns gebracht haben, werden die Leute sagen, es ist gut, er war bei den Göttern, jetzt laßt uns mit der Arbeit weitermachen.«
    Philipps Beauftragte hatten zwei weite, helle Häuser mit gemeinsamem Innenhof, eigenem Brunnen und großer Sickergrube gemietet, außerhalb der östlichen Mauer. Die Hopliten bahnten einen Weg durchs Gewimmel der Stadt und hielten Händler und Bettler fern.
    Philipp trat hart auf die gepflasterte Straße. Er betrachtete die Abfallrinnen, die erhöhten Gehsteige, die weißen zweigeschossigen Häuser und die sauberen, buntgekleideten Menschen. Seine Stimme klang leicht verdrossen, als er sich an Parmenion wandte.
    » In Pella gibt es zuviel Dreck. Aber die haben hier dank ihrer Götter genug Geld, nehm ich an– all die Drachmen, die die Reisenden hinterlassen.«
    Aristandros, der vor ihnen ging, sagte halblaut über die Schulter: » Du könntest ja Pella oder Aigai zum Mittelpunkt eines erhabenen Kults machen.«
    Philipp schnaubte. » Der Preis ist mir zu hoch. Ein paar Männer wie du reichen mir.«
    Die Straße mündete in einen von Zypressen beschatteten Platz mit Bogengängen. Vor einer Garküche hingen ein ganzer Hammel und ein halbes Rind an Spießen über einem wabernden Holzkohlenbett. Ein heller Sklave aus dem Norden schnitt Zwiebeln und Knoblauch klein, leerte das Brett in ein großes Holzgefäß, rührte darin herum und schöpfte mit einer Kupferkelle Wein und Gewürze heraus, die er vorsichtig über das Fleisch goß. Zwei Sklavinnen, fast noch Kinder, drehten die Spieße. Einige Tropfen des Suds fielen zischend ins Feuer und verwandelten sich zu einer Duftwolke.
    Philipp blieb stehen und sah sich um; Parmenion hörte seinen Magen knurren. Neben der Garküche befand sich die Niederlassung eines Weinhändlers; die Behälter reichten von zierlichen Flaschen aus blauem Glas über bemalte Ziegenbälger bis hin zu vergoldeten, mannshohen Amphoren. Im nächsten Haus bot ein Bildhauer, den man bei der Arbeit beobachten konnte, alle nur denkbaren Formen und Größen von Göttern aus hellem Stein an.
    » Er kann was.« Antipatros kicherte. » Ist aber auch nicht schwer. Einfach einen Stein nehmen und alles weghauen, was nicht nach Gott aussieht.«
    » Das da hingegen ist göttlich.« Philipp starrte in die gleiche Richtung wie die meisten seiner Kämpfer. Ihre Augen mochten streunen, aber die Männer behielten die keilförmige Marschordnung auch während des Halts bei.
    Im Eingang eines Hauses, vor dem eine üppige Aphrodite prangte, lehnten fünf junge Frauen; dem Haarschmuck nach eine Thrakerin, zwei Helleninnen, eine Perserin und eine aus Kusch oder dem südlichen Libyen. Sie trugen offene weiße Umhänge, darunter gelbe oder hellrote Hüftschärpen. Die Brustspitzen der Schwarzen waren mit einer leuchtenden Silberfarbe verziert, die der Thrakerin glommen purpurn. Die Kuschitin blickte zu Philipp hinüber; sie leckte sich die Lippen, hob mit einer Hand die linke Brust an, schob die Rechte vorn in ihren Schurz und deutete mit dem Kopf ins Haus.
    » Ah ja. Es gibt also auch Priesterinnen der angenehmsten Art hier.«
    Aristandros berührte Philipps Arm. » Spar deine Kraft für den Tempel– du wirst sie brauchen.«
    Philipp sagte leise: » Hah!« Seine Kämpfer machten ihm grinsend Platz; mit ein paar großen Schritten hatte er das Haus der Wonnen erreicht. Er legte einen Arm um die Hüfte der dunklen Frau und streckte die Hand nach einer der Helleninnen aus. Er murmelte etwas; die Frauen lachten. Dann ließ er sie los, wies in den Himmel und auf einen seiner Krieger. Die Kuschitin hielt ihn am Gürtel fest; die Hellenin kniete und griff unter

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