Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands
anginge… Außerdem kann ich Thrakisch.«
Aristandros ging zum inneren Türbogen. » Denk an meine Worte, König, was die hetaira angeht. Und komm nüchtern.«
Parmenion begleitete den Seher hinaus. Halblaut sagte er: » Du kennst ihn doch. Wenn du wirklich Wert darauf legst, daß er die Finger bei sich behält… Du weißt, er kann keiner Frau widerstehen, und keine Frau ihm. Es ist dies eine Art Naturgesetz. Du hättest ihm sagen sollen, die Götter legen allerhöchsten Wert darauf, daß er es mit dieser hetaira treibt. Vielleicht hätte er es dann unterlassen.«
Aristandros blinzelte. » Ach ja?«
Parmenion sah hinter ihm und den beiden Sklaven her, die sein Gepäck trugen, kratzte sich den Nacken und murmelte: » Also, was soll das nun wieder werden, wenn es fertig ist?«
Als er in den Speiseraum trat, klatschte Philipp in die Hände und scheuchte die Sklaven hinaus. » Bis das Bad bereitet ist, will ich keinen sehen.« Er lehnte sich zurück und schloß die Augen. » Ihr zwei– hierbleiben.«
Antipatros hockte sich auf die Tischkante; Parmenion zog einen Scherenstuhl aus geschnitzter Zeder heran und setzte sich. » Also, diese Frau im Tempel…«
Antipatros murmelte: » Da ist etwas unterwegs.«
Philipp gähnte; die Augen waren immer noch geschlossen. » Ich werde sie mir ansehen. Vielleicht erfahre ich dabei, welche düsteren Dinge Aristandros mit den hiesigen Priestern ausgebrütet hat.«
Antipatros und Parmenion blickten einander an.
Philipp richtete sich auf; seine Hand klatschte auf den Tisch. » Haltet ihr mich für ein Hündchen, das mit dem Schwanz wedelt, wenn die Krähe Aristandros pfeift?« Seine Augen waren klar und scharf; keine Spur mehr von Wein, Langeweile und Verdruß. » Wer umzingelt ist, sollte sich verkleiden und im Lager des Feindes die Waffen zählen.– Und jetzt zu etwas anderem, Freunde.«
Parmenion grinste. » Viel Zeit für andere Dinge wirst du nicht haben, Philipp. Dein Bad ist gleich fertig.«
Philipp kniff ein Auge zu.
» Das Bad ist geräumig. Ihr beide stinkt. Ihr kommt mit. Dabei belauscht uns keiner.«
» Hier auch nicht.« Antipatros sprach leise. » Was hast du vor?«
Philipp leerte seinen Becher, rülpste, verschränkte die Arme und lächelte. » Habt ihr euch überhaupt nicht gewundert?«
Parmenion atmete durch die Zähne ein. » Keine Ratespiele, Junge. Du weißt, wer Antipatros und Parmenion sind. Wir wissen, wer Philipp ist. Es muß schon etwas Größeres sein, sonst hättest du wenigstens einen von uns in Pella gelassen.«
» Ich frage mich«, sagte Antipatros, » ob es klug war.«
» Fragen und Klugheit bringen uns in diesem Fall nicht weiter.« Philipp faltete die Hände auf der Tischplatte; er blickte Parmenion lauernd von der Seite an. » Antipatros mit seiner Glatze und dem rasierten Kinn erkennt man überall. Bist du bereit, deinen feinen Bart zu opfern, Parmenion?«
» Wohin geht die Reise?«
» Wie weit geht ihr mit, Freunde?«
Antipatros rieb sich das Gesicht, als wollte er ein Gähnen oder Grinsen verbergen. » Auf welchem Weg?«
Parmenion knurrte etwas Unverständliches, dann sagte er halblaut: » Ah, komm schon– du weißt, daß wir mitgehen.«
Philipp nickte langsam; die Augen waren halb geöffnet, sein verhangener Blick tückisch. » Ihr habt meinem Vater gedient, meinem Bruder Alexandros, euch der Hexe und ihrem Beischläfer verweigert und Perdikkas beraten. Jetzt seid ihr mit mir. Warum?«
Parmenion holte tief Luft. » Wir wollen Makedonien stark und gesichert sehen. Wie es war, bevor einer von uns geboren wurde. Außerdem gefällt mir, wie du die Sache angehst. Du bist gut.«
Antipatros sagte beinahe feierlich: » Er geht voraus, Philipp, und macht dir den Weg frei. Ich folge und hüte deinen Rücken, damit du ruhig schlafen kannst.«
Philipp goß beiden Wein ein. » Also den ganzen Weg?«
» Den ganzen Weg, Junge.« Antipatros hob seinen Becher.
» Wo soll der Weg enden?« sagte Parmenion.
» Deiner beginnt in der Nähe von Maroneia.« Philipp schaute ihn ausdruckslos an. » Wenn wir hier fertig sind. Wir werden dich und eine Handvoll unserer Leute an der Küste absetzen. Sie werden ohne Rüstung sein wie du; und du wirst deinen Bart opfern, Freund, damit du als ernster, asketischer Philosoph mit ein paar Schülern die Straße wandern kannst, die von Byzantion her über Maroneia, Abdera und Amphipolis zur Chalkidike und weiter nach Makedonien führt.«
Parmenion vergrub die Finger in seinem schwarzen Bart. » Ein
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