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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Herrschers geben, um sie zu guten Dienern und späteren Gefährten des Königs und, wer weiß, seines Sohnes heranwachsen zu sehen.«
    » Mit Wonne, fürwahr.« Drakon spuckte ein paar zerkaute Minzeblätter in die hohle Hand und betrachtete sie wie ein Orakel.
    » Mit dieser Vermählung ist nach dem Norden auch der Westen sicher. Und wir, meine Freunde, können uns um die Dinge kümmern, die für die kommenden Jahre wichtig sind. Es kommt aber noch eines hinzu.« Philipp beugte sich vor; die Ellenbogen ruhten auf der Tischplatte. » Aristandros ist nicht dumm; auch die Priester von Samothrake nicht. Wenn Priester so töricht wären, wie die Dinge sind, die viele Menschen ihnen glauben, gäbe es nirgendwo Tempel. Dieses ägyptische Amulett… Eurydike hatte eines, nun sehe ich das gleiche bei Olympias. Aristandros redet mir lange zu, ich soll nach Samothrake reisen; die Priester hier werden wohl gewußt haben, daß ich komme. Eine molossische Fürstentochter ist nicht jeden Tag verfügbar; all das muß lange Zeit vorbereitet worden sein.«
    Antipatros blickte Parmenion an; beide schwiegen und warteten. Schließlich sagte Philipp: » So viele Mysterien und Geheimbünde, die immer wieder ihre Finger in Geld und Politik und Krieg stecken haben… Ich weiß nicht, welchem der tausend Bünde dieses seltsame Amulett entspricht; ich weiß nicht, was dieser Bund an Zielen verfolgt. Es ist aber klar, daß die Ziele etwas mit Makedonien zu tun haben. Mit meiner Mutter, mit meinem Vater, vielleicht mit dem Tod meines Bruders Alexandros. Ich weiß nicht, ob auch Perdikkas daran gestorben wäre. Aber eines weiß ich.« Er kniff die Augen zusammen, bis nur schmale Schlitze blieben; seine rechte Hand legte sich um den Schwertgriff. » Wenn diese Leute, wer immer sie sind, eine Waffe gegen Makedonien geschmiedet haben– ein Schwert, das vielleicht aus Ägypten stammt, vielleicht von Athen gelenkt wird, wer weiß–, wenn es so ist, dann gibt es irgendwo zweifellos auch vergiftete Pfeile. Man wird sie Makedonien in den Rücken schießen, wenn das Schwert sein Ziel nicht erreicht. Deshalb nehme ich das Schwert in mein Bett, Freunde; solange ich es im Bett habe, wird niemand einen Giftpfeil in meinen Rücken schießen. Vielleicht gelingt es mir, das Schwert schartig zu machen. Vielleicht kann ich es sogar aus der Hand jener winden, die es jetzt führen, und es selber zu unserem Nutzen verwenden. Deshalb– und aus den anderen Gründen.«
    Parmenion nickte langsam; sein Gesicht hellte sich ein wenig auf.
    In diesem Moment betrat Aristandros den Raum. Vielleicht hatte er bereits eine Weile hinter den Säulen gestanden, vielleicht hatte er die letzten Worte gehört. Sein Gesicht verriet nichts.
    » Alle Vorbereitungen sind getroffen, Philipp. Morgen früh erwartet die Fürstin das Geleit.«
    Philipp stand auf, dehnte sich, gähnte. » Ihr beide«– er deutete auf Parmenion und Drakon– » reist nicht mit. Ich habe es mir anders überlegt. Im Tempel war ein milesischer Händler, der übermorgen von hier weiter nach Thasos und Maroneia fährt. Er kann euch mitnehmen. Ich möchte, daß Antipatros alles erfährt, was wissenswert ist. Damit er es mir sagen kann. Und nun will ich bis morgen früh nicht gestört werden.«

5 .
    Hellas
    Aristoteles legte sich auf die Seite und schaute hinüber zur Feuerstelle; auf dem Rost glommen nur noch Reste, die bald brechen und in den gemauerten Aschefänger stürzen würden. Die Decken und Felle, unter denen der alte Mann lag, gerieten durch die Bewegung ins Gleiten. Ein säuerlicher Geruch von krankem Fleisch und Verfall stieg auf. Peukestas bückte sich, nahm die Decken und breitete sie wieder über den Sterbenden. Dabei berührte er eines der Beine; es war eisig.
    Er hatte beinahe vergessen, daß der Philosoph langsam erlosch. In den letzten Stunden war Aristoteles jünger geworden, durch den Zauber der Worte und Erinnerungen; seine Stimme war kräftiger, die Augen lebendiger als zuvor und ohne jenen siechen Feuerschein des Verglühens. Peukestas ging zum Rost, kniete nieder, legte weitere Rollen und neue Scheite zurecht und blies, bis aus der Glut wieder Flammen schlugen. Die oberste Rolle, ausgebreitet, mit winzigen schwarzen Zeichen bedeckt, kräuselte sich und verging; das letzte Wort, oben links, das Peukestas sehen konnte, war Komödie.
    Aristoteles klatschte matt in die Hände. » Es gibt Bedürfnisse.«
    » Kann ich helfen?«
    Pythias kam durch den Schnurvorhang aus der Küche. » Nein; die

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