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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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geflickt, er hat die Oberfläche mit besten Farben überzogen und den Einsatz herausgehoben, die Kammern aufgebrochen. Alle Weine haben sich vermischt, und mit ein wenig Ruhe hätten sie zusammen einen neuen, unerhört köstlichen Trank ergeben. Alexander hat vor den Sockel einen aufgeblähten Ziegenbalg gestellt, voll von Essig, und den Balg mit Röhren und Schläuchen an die Amphore angeschlossen. Da der Balg nicht auf dem Sockel stand, ist Wein in den Essig geflossen, nicht umgekehrt, denn es ist ein großes Gefälle zwischen Hellas und den Barbaren. Alexander hat vielleicht geglaubt, er könne Wein und Essig vermischen, und es würde Nektar daraus. Früher oder später wäre alles zu Essig geworden. Nur ist Alexander tot, und seine Nachfolger werden mit dem Schwert den aufgeblähten Ziegenbalg zerteilen, bis jeder einen Fetzen Fell und eine Pfütze Essig behält.«
    Peukestas atmete tief. » Du vergißt eines«, sagte er heiser. » Die Schwerter werden auch die Amphore zertrümmern. Es sei denn, du wüßtest, wer beides, Amphore und Balg, retten kann. Nicht daß ich dein Bild billigte, aber nehmen wir es einfach so.«
    Aristoteles kicherte: ein gehässiger alter Satyr, der sich noch einmal durch das Geäst neben der Quelle schwingt. » Ah, mein junger Freund, aber die trennenden Kammern, der rettende Einsatz– all das ist längst wieder in der Amphore. Sie wird ein wenig splittern, äußerlich, und sicher wird ein wenig Wein vergossen. Aber nicht aller Wein; wahrscheinlich nicht einmal viel.«
    Peukestas seufzte. » Erzähl mir von Philipp. Ich muß mehr von Philipp und Hellas wissen, um Alexander verstehen zu können.«
    Aristoteles rollte sich auf die Seite, das Gesicht dem Feuer zugewandt, und berichtete. Von Philipps Kühnheit und List; seiner Fähigkeit, lange zu warten; seiner Klugheit, gegenwärtig unerreichbare Dinge aufzuschieben; seinen Verträgen, die er wie Athen nur so lange einhielt, wie sie ihm nützlich waren– bis auf einen, den Vertrag mit den Thessaliern, seinen südlichen Nachbarn. Sie hatten ihm geholfen, als er die Macht übernahm, bedrängt von Athen, den Barbaren und makedonischen Gebietsfürsten; nicht viel Macht war das, was er übernahm, und kaum ein Sechstel des Landes, das fünfzig Jahre zuvor König Archelaos gehorcht hatte. Olynthos und die anderen Chalkidier hatten große Stücke besetzt, ebenso die Barbaren aus dem Norden, Athen hatte mit den Städten Pydna und Methone, nahe der alten Hauptstadt Aigai, die Landverbindungen nach Süden an sich gebracht. Aber die Thessalier schickten Philipp Reiter. Er sicherte die Grenzen, einigte das gedemütigte Volk, schmiedete aus den Trümmern des geschlagenen Heers eine neue Waffe, gewann die von seinen Vorgängern verlorenen Gebiete zurück.
    » Ruhe«, sagte Aristoteles. » Ruhe und Frieden. Die Makedonen konnten schlafen und arbeiten. Dann ist er über die alten Grenzen hinaus nach Osten vorgedrungen– die Gold- und Silberbergwerke des Pangaion.« Er lachte leise. » Ich weiß noch, wie empört man in Athen war. › Das Gebiet gehört uns, er soll die Finger davon lassen, wir werden ihm eins auf die Nase geben.‹ Sie haben dafür gesorgt– ich glaube, mit persischem Gold–, daß sich Thraker, Illyrer und Paionen gegen Philipp zusammentaten. Mit persischem Gold, attischem Silber, Waffen aus den Schmieden von Athen, hellenischen Söldnern. Und mit athenischen Schiffen, gebaut aus dem Holz, das Makedonien geliefert hatte. Auch die Makedonen kämpften mit athenischen Schwertern; in all dem, junger Freund, ist keinerlei Tugend– nur die Frage nach schnellem Nutzen. Die edlen Metalle des Pangaion-Gebirges? Hundert Jahre zuvor war es thrakisches Gebiet gewesen, immer wieder beansprucht und besetzt von den Leuten der Insel Thasos. Die Thasier haben es den Thrakern genommen, dann Athen den Thasiern, und nun nahm Philipp es den Athenern. Er hat die Minen gut genutzt, die Ausbeute gesteigert; er hat zwergwüchsige Phrygier ins Land geholt, du hast sie gesehen? Kleine Männer mit seltsamen Mützen, ausgestopft mit Stoffen und Fetzen, gegen Steinschlag in den Stollen. Tausend Talente haben ihm die Minen später im Jahr eingebracht, das Gewicht von hundertvierzig kräftigen Männern. Gold und Silber, um seine Hopliten zu bezahlen und Tore feindlicher Städte zu öffnen. Seine List, seine Staatskunst, seine Verträge und sein edles Metall haben mehr bewirkt als sein Schwert.«
    Die Thessalier hatten ihm geholfen, nun half er ihnen. Als von Athen

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