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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Tempelhure?«
    Philipp rammte den Becher auf die Tischplatte; er barst, und der restliche Wein verspülte die Splitter. » Du sprichst von meiner Gemahlin– deiner Fürstin!« Die rechte Hand tastete nach dem Griff des kurzen Schwerts.
    Parmenion hob eine Braue. » Übernimm dich nicht, Junge. Du sprichst mit Parmenion.«
    Philipp ließ das Schwert los und fuhr mit der Fingerspitze durch die Pfütze aus Wein und Becherstückchen. » Das Recht der freimütigen Rede gegenüber dem Fürsten kann man auch mißbrauchen, Makedone.«
    Antipatros kicherte hohl. » So ist es recht. Schlagt euch. Es wird die Dinge bestens voranbringen.«
    Parmenion grinste flüchtig. » Eben. Um die Dinge voranzubringen, sage ich, was ich sage– und was die Makedonen sagen werden. Ich glaube, du hast im Tempel deinen Verstand verloren, Philipp.«
    » Oder wiedergefunden.« Philipp klatschte in die Hände; ein Sklave kam gerannt. » Wegwischen. Und bring mir einen neuen Becher.– Also das werden die Makedonen sagen?«
    Drakon, an eine Säule gelehnt, kaute Pfefferminzblätter; seine Stimme war undeutlich. » Werden sie vielleicht. Jedenfalls werden sie sagen, wozu diese Fremde?«
    » Und vor allem«– Parmenion stützte sich auf den Tisch und blickte in Philipps Augen– » werden einige sagen, Philipp hat sich von den Priestern einwickeln lassen. Aber es bleibt dabei; was immer sie sonst ist, sie ist eine Tempelhure.«
    » Gewesen.«
    Parmenion schnaubte. » Ist ein Bäcker der Sonnengott, wenn er das Backen einstellt und so viel säuft, daß sein Gesicht rot leuchtet? Ist eine Eiche ein Pfosten, wenn sie die Blätter verliert?«
    » Parmenion dagegen bleibt Parmenion, auch wenn er Unsinn redet.« Philipp lächelte plötzlich. » Vielleicht ist es ja das Reden von Unsinn, das Parmenions eigentliches Wesen ausmacht.«
    » Komm, überlaß das Wörterdrechseln den Philosophen. Ich weiß, es ist nicht mehr zu ändern; Antipatros hat euch das Brot hingehalten. Aber sag mir einen Grund, einen guten Grund, den ich dir vielleicht nicht abnehme, den ich aber ruhigen Mutes anderen gegenüber vertreten kann!«
    Philipp schwieg, bis der Sklave, der den neuen Becher gebracht und den Tisch gesäubert hatte, den Raum verließ.
    » Es gibt viele Gründe, Freund. Einer ist zwischen ihren Schenkeln.«
    Parmenion seufzte. » Und dein Verstand in deinen Hoden, wie? Ist sie denn anders oder besser als die fünfhundert Frauen, die du bis jetzt beschlafen hast?«
    Philipp grinste. » Wenn du es so genau wissen willst– ja.« Er wurde ernst, seine Stimme kaltes Eisen. » Habt ihr mir nicht gesagt, ich sollte eine edelgeborene Frau nehmen, die mir Kinder gebären kann, vielleicht einen Sohn? Reicht euch die molossische Königstochter aus dem Geschlecht des Achilles nicht? Wie edel soll die Mutter meines Nachfolgers denn noch sein?«
    Parmenion wollte sich den Bart kratzen, der nicht mehr da war; statt dessen raufte er sich die Haare. » Aber sie war eine Tempelhure! Du kannst sie nicht zur Königin machen!«
    » So? Kann ich nicht? Eine Königstochter, die auch Priesterin des Zeus und Ammon ist? Nichte des Herrschers von Epeiros, unseres unfreundlichen westlichen Nachbarn, der in Zukunft ein lieber Verwandter sein und unsere Grenzen achten wird? Sag es mir noch einmal, Parmenion. Sag mir noch einmal, daß ich sie nicht zur Königin machen kann. Sobald ich König bin.«
    Antipatros hüstelte und sagte überaus sanft: » Das wäre ein guter Grund, Parmenion, nicht wahr? Aber ich glaube, es gibt noch einen.«
    Parmenion warf ihm einen mißmutigen Blick zu. » Noch einen? Hoffentlich ist er besser.«
    Philipp hob langsam den Becher und sah Antipatros über den Rand hinweg an. » Was meinst du, Freund?«
    » Spiel nicht kindische Fragespiele mit uns.« Antipatros stand von dem Säulensockel auf, auf dem er die ganze Zeit gesessen hatte. » Dazu kennen wir dich zu gut. Was ist mit dem Amulett?«
    Philipp lächelte und trank, lange und mit Genuß. Er wischte sich den Mund und setzte den Becher vorsichtig ab. » Gut, sehr gut. Es gibt mehrere Dinge zu sagen. Keine Gründe, Parmenion, die du anderen gegenüber vertreten kannst– außer dem einen, daß Olympias die Nichte von Arybbas ist.«
    Parmenion steckte den kleinen Finger ins rechte Ohr. » Ich höre.«
    » Ich kann und ich will nicht aus jedem hohen Haus Makedoniens eine Tochter zur Frau nehmen. Phila muß genügen, als Zeichen des guten Willens. Die übrigen Fürsten werden mit Wonne ihre Söhne in die Obhut des

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