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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Brief sehen. Später; am Ende. Jetzt weißt du doch gar nicht, was du mit ihm tun oder unterlassen kannst. Setz dich.«
    Peukestas ächzte und raufte sich die Haare; langsam ging er zu seinem Schemel. » Sag mir wenigstens… steht ein Name darin? Und welcher?«
    » Ein Name, ja; ein Name, den alle kennen; ein Name, von dem niemand überrascht sein darf.«
    Peukestas wartete, aber Aristoteles sprach nicht weiter. Der Makedone setzte sich. Mit unruhigen Fingern griff er nach dem Krug, der Wein und Wasser enthielt, und goß seinen Becher voll. Er trank, blickte zum Feuer, zu den Papyrosrollen, zu Aristoteles, trank wieder, setzte den Becher ab.
    » Was hat dir an meinen Worten über Philipp mißfallen?«
    Peukestas zog die Oberlippe zwischen die Zähne und kaute darauf. » Daß du mir nicht die Dinge berichtet hast, sondern deine Deutung. Ich weiß jetzt, wie Aristoteles Philipp sieht. Ich weiß aber nicht, wie ich Philipp sehen soll.«
    » Was ist denn deiner Meinung nach meine Deutung?«
    Peukestas zögerte. » Ah. Mhm. Die Verknüpfung der Dinge. Die Erörterung der Gründe. Es ist alles zu… hellenisch.«
    Aristoteles lächelte knapp. » Ah ja?«
    » Philipp hat Trümmer genommen und daraus ein Reich gemacht. Er hat als Geisel in Theben, im Haus des Pammenes, hellenische Bildung genossen, er hatte Umgang mit vielen wichtigen Männern, er kannte den großen Epameinondas. Es war Epameinondas, der die thebanischen Hopliten mit der Sarissa ausgerüstet hat. Epameinondas hat die Phalanx der Sarissenträger erdacht– oder weiterentwickelt. Epameinondas und Pammenes haben Philipp zweifellos in die Geheimnisse hellenischer Bündnispolitik eingeweiht– daß Bündnisse nicht heilig, sondern nützlich sind, nicht für die Ewigkeit, sondern bis zur Erreichung des Ziels gelten.« Peukestas nahm den Becher mit beiden Händen, hob ihn hoch und sah Aristoteles über den Rand hinweg an.
    Der Philosoph rührte sich nicht; er wartete.
    » Philipp hat also, wie schon seine Vorfahren, vieles von den Hellenen übernommen. Kunst und Verse und Musik, Kenntnisse und Tücken. Aber«– er beugte sich vor– » Philipp war Makedone, nicht Hellene. Du weißt, wie schwierig es für die meisten Hellenen, selbst für Alexanders Freunde wie Eumenes war, von den Makedonen hingenommen zu werden. Nicht zu reden von Wertschätzung, Billigung oder Gehorsam ihnen gegenüber. Makedonen sind Hellenen, aber auch wiederum nicht. Wir haben uns immer als der eigentliche Kern des Heeres und des Reichs gefühlt, und irgendwie ist es einigen Männern leichter gefallen, Perser im Heer zu sehen als Hellenen. Was immer deine klugen Gedanken dir sagen mögen, Aristoteles: Philipp hat vieles gedacht und vieles getan, aber was er angestrebt und erreicht hat, diente nicht dem Ziel, Hellas zu heilen, sondern der Größe Makedoniens.«
    Aristoteles schwieg noch immer. Seine dunklen Augen waren auf Peukestas gerichtet, aber seine Miene war unbewegt.
    » Die Sicherung der Grenzen gegen die Barbaren, die Einnahme des Pangaion-Gebirges, die Vertragstreue und Freundschaft zu den Thessaliern, das Eingreifen, an ihrer Seite, in den Heiligen Krieg, an dessen Ende Makedonien fast den gesamten Norden von Hellas beherrschte; seine Verträge und Vertragsaufkündigungen, seine kühnen Vorstöße und klugen Rückzüge; all das für Makedonien, nicht für Hellas.«
    » Ist er denn zu tadeln, weil er ein Ziel hatte, zu dessen Erreichen er auch Hellas heilen und befrieden mußte?«
    » Ich bin Makedone. Philipp hat den Boden bereitet, der stark genug war, Alexander zu tragen; er und Parmenion haben jene scharfe Waffe geschmiedet, deren Teil ich lange war, das Heer– das Schwert, das in Alexanders Hand die Oikumene verändert hat. Ich bin stolz, meine Kraft und auch mein Blut gegeben zu haben. Ich hätte es, wenn ich früher geboren wäre, mit dem gleichen Stolz für Philipp gegeben– aber für den König der Makedonen, nicht den Wohltäter der Hellenen!«
    Aristoteles lächelte. » Du tadelst ihn also dafür, daß es ihm nicht möglich war, seine Ziele zu erreichen, ohne gleichzeitig auch Hellas zu nützen?«
    Peukestas seufzte. » Es steht mir nicht zu, Alexanders Vater zu tadeln. Aber… Philipp und Alexander wollten etwas Neues, etwas Gewaltiges. Eine einige Oikumene, einen großen Aufbruch, das Ende des alten und den Beginn eines neuen Zeitalters, ohne kleinliche Bruderkriege und Geschacher um ein paar Drachmen. Eine neue Welt. Und in dieser neuen Welt war für die hellenischen

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