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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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er ihm den Bart stutzen sollte, sagte Philipp: › Schweigend.‹ Vielleicht hat er es nie gesagt, vielleicht hat er es als bewußte Wiederholung der Worte eines anderen gesagt, aber es würde zu ihm passen– zu ihm, seiner scharfen Zunge, seinem Witz.«
    » Mehr!« Peukestas lächelte und griff zum Becher.
    » Es ist lange her, daß jemand von Aristoteles Witze hören wollte. Aber– warum nicht? Philipp liebte Witze. Er unterhielt ja Spitzel und Kundschafter überall; die mußten ihm nicht nur melden, was Athen oder der Großkönig oder die Phoker gerade beabsichtigten; sie mußten ihm auch alle guten Witze übermitteln. Manchmal waren es gar keine, aber er machte welche daraus. So habe ich gehört, als ich in Mieza war, wie ihm aus Athen die Namen der zehn für das neue Jahr gewählten Strategen gemeldet wurden. Plötzlich hat er sehr laut gelacht. Jemand fragt nach dem Grund für seine Heiterkeit; darauf sagt Philipp: › Ich freue mich für die Athener, daß sie jedes Jahr durch eine Wahl zehn gute Feldherren hervorbringen können. Ich habe in fünfzehn Jahren im Feld nur einen guten Strategen gefunden: Parmenion.‹ Er war auch, was ein König sein muß, ein guter Richter und kannte die Menschen. Da gibt es die Geschichte von den beiden Raufbolden, die oft andere in ihre Händel hineinzogen. Sie wurden angeklagt, und Philipp hat den ersten dazu verurteilt, aus dem Land zu fliehen, und den zweiten dazu, den ersten zu verfolgen. Oder die alte Frau, deren Fall er nicht anhören wollte, weil er müde war; darauf sagte sie: › Dann hör auf, König zu spielen.‹ Und er hat sich die Augen gerieben und sie angehört.«
    » Wann genau wurde er König? Zunächst hat er ja nur anstelle seines Neffen geherrscht, nicht wahr?«
    » Ah, das hing mit der Geburt eines Thronfolgers zusammen– ohne Sohn kein Thron, so etwa. Seine erste Frau, Phila, war kinderlos. Audata, genannt Eurydike, die Illyrerin, hat ihm eine Tochter geboren, Kynnane. Von der Tänzerin Philinna aus Larisa hatte er Arridaios. Aber sie war ja keine Fürstin, deshalb wäre Arridaios kaum in Frage gekommen.« Er seufzte. » Es war eigentlich unnötig, daß Olympias ihn vergiftet hat.«
    Peukestas riß die Augen auf. » Ich kenne nur Gerüchte… Hat sie wirklich? Er ist ja jetzt König…«
    » Dem Namen nach. Alexander ist tot, da haben eure Fürsten und Feldherren seinen schwachsinnigen Halbbruder zum König gemacht– er kann ihnen nicht schaden, nicht wahr? Ja, Olympias hat ihn vergiftet, als Alexander geboren war. Er wurde krank, ein langes schlimmes Fieber, danach war er ein lallender Narr. Er soll aber heute fast gesund sein, hörte ich.«
    Peukestas schüttelte den Kopf. » Er lallt nicht mehr. Aber sonst?«
    » Wie auch immer. Dann kam Alexander– der Sohn. Drei Jahre später Kleopatra. Olympias ist die einzige Frau, mit der Philipp zwei Kinder hatte. Und im Jahr der Geburt von Kleopatra hat er als fünfte Frau die Thessalierin Nikesipolis genommen. Dann kam noch die Tochter des Königs der Geten und zuletzt die Nichte des Attalos. Sieben. Hm. Er war ein starker Mann, Philipp. Aber zum König hat ihn die Versammlung der Fürsten und Krieger gemacht, als Alexander geboren war.«
    » War das wirklich der Grund?«
    Aristoteles lachte. » Natürlich nicht. Man mag es heute so darstellen, aber… Nein. Philipp hatte Makedonien gesichert und vergrößert. Er hatte Athen getrotzt, Amphipolis und das Pangaion-Gebiet erobert und die Stadt Pydna eingenommen. Angeblich sind in jenem Jahr drei Dinge gleichzeitig geschehen. Philipps Sieg bei einem Pferderennen in Olympia; danach meldete man ihm Parmenions Sieg über ein illyrisches Heer und die Geburt des Sohns. Er soll gesagt haben, die Götter möchten in kleinerer Münze zahlen, damit er sich nicht an zu viel Glück gewöhnt. Aber das sind Geschichten. Es gab wichtigere Dinge.«
    Immer noch kamen Männer aus dem großen Gebäude, einzeln und in Gruppen, einige hastig, andere fast widerwillig und zögernd. Auf der Agora standen weitere Gruppen. Die meisten Männer redeten wild durcheinander, mit heftigen Gebärden, suchten einander zu übertönen. Ein jüngerer Mann löste sich aus einem Knäuel und näherte sich drei Weißgekleideten, die scheinbar ruhig inmitten des Aufruhrs standen. Vor der grellrot und blau gestrichenen Stirnseite des Gebäudes flatterten ein paar Tauben; sie lenkten ihn ab. Er blieb stehen und sah zu, wie einer der Vögel auf dem kleinen Sims unter dem Bildnis des Sonnenwagens

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