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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Städte mit ihren ewigen Eifersüchteleien, Zwistigkeiten und Mäusekriegen ebenso wenig Platz wie für das morsche Reich des Großkönigs oder die von Verschnittenen gelenkten, käuflichen Satrapien.«
    » Um auf der Gegenwart Makedoniens die Zukunft der Oikumene zu erbauen, bedurfte es der hellenischen Vergangenheit.«
    » Schon, aber nicht der hellenischen Gegenwart. Jeder gegen jeden: alle zwei Tage neue Bündnisse; die athenischen Tempel von den Persern geschändet, aber Athen kämpft auf Seiten der phokischen Tempelfrevler. Sparta kämpft immer gegen Athen und mißbilligt den Frevel am Heiligtum in Delphi, aber man schuldet einem Gerichtsspruch zufolge den Thebanern Geld, und da die Thebaner gegen die Phoker antreten, schlägt Sparta sich auf die Seite Athens und der Frevler. Die Thessalier und Makedonen helfen den Thebanern; ein paar Jahre später sind die Thebaner die ersten, die auf Demosthenes hören und mit Athen, dem Feind von gestern, gegen Philipp Krieg führen, der ihnen eben erst geholfen hat. Einen Teil des Kriegs gegen die Phoker läßt Theben sich vom Großkönig bezahlen, der ihnen Silber schickt, damit Hellenen gegen Hellenen statt gegen Perser kämpfen. Athen nimmt persisches Gold, um gegen Philipp anzutreten. Gleichzeitig nehmen alle persisches Gold, um als Söldner des Großkönigs in Asien und Ägypten zu kämpfen– in Asien gegen hellenische Städte, in Ägypten gegen Hellenen und Ägypter, die das tun, was alle Hellenen tun sollten: die sich gegen Persien auflehnen. Was, glaubst du, hätte König Leonidas, der an den Thermopylen seine Pflicht und mehr tat, über seinen fernen Nachfolger Agesilaos gesagt, König von Sparta, der mit seinen Kriegern als Söldner nach Ägypten zog?«
    » Gut, wenn junge Männer sich über den Mangel an Tugend bei Älteren erregen.« Aristoteles lächelte. » Aber da reden wir schon wieder vom Unterschied zwischen den Dingen, wie sie sind, und den Dingen und Menschen, wie sie sein sollten.«
    » Meinst du denn nicht, daß die sich selbst zerfleischenden, käuflichen Hellenen das Recht verwirkt hatten, an der Gestaltung der Welt mitzuwirken? Oder glaubst du, aus diesem hellenischen Chaos hätte ein Oikumene-Kosmos werden können?«
    Aristoteles bewegte die rechte Hand, als müsse er eine Fliege verscheuchen. » Wer spricht von Recht? Mitwirken an der Gestaltung in wessen Auftrag? Nach wessen Plan? Zu wessen Nutzen? Einheit in Vielfalt oder Monotonie und Knechtschaft? Aber wir sind viel zu weit, junger Freund; wir sprechen über das Ende, die Ziele und den Sinn, ehe wir noch die Anfänge und Grundlagen erörtert haben. Erinnere dich an das, was von Makedoniens König Archelaos gesagt wird, als ihn bei einem Gastmahl einer seiner kriegerischen Gefährten um einen goldenen Becher bat.«
    Peukestas hob die Schultern. » Ich kenne die Geschichte nicht.«
    » Archelaos starb vierzig Jahre bevor Philipp die Macht übernahm. Vielleicht hat man die Geschichte in Makedonien vergessen, aber in Hellas kennt man sie. Archelaos gab den Becher einem Diener und ließ ihn das Gefäß dem Euripides schenken. Als der Krieger ihn erstaunt ansah, sagte der König: › Du hast natürlich das Recht, darum zu bitten, aber Euripides hat das Recht, ihn zu bekommen, obwohl er nicht darum gebeten hat.‹«
    Peukestas schwieg einige Momente. Dann sagte er, mit einem etwas ungeduldigen Seufzer: » Ich weiß, was Philipp getan hat, aber ich weiß kaum etwas über Philipp, den Mann.«
    Aristoteles runzelte die Stirn. » Was soll ich dir sagen? Willst du solche kleinen Geschichten hören wie über Archelaos? Oder soll ich dir sagen, daß Philipp mir ein Freund war, Alexander dagegen ein Schüler? Soll ich von seinen Gelagen reden oder seinen tausend Frauen?«
    » Sieben, nicht tausend.« Peukestas grinste.
    » Sieben, mit denen er sich vermählt hat, und siebentausend zwischendurch.«
    » Wie war Olympias? Das heißt– wie ist sie?«
    Aristoteles kniff ein Auge zu. » Olympias? Welch ein Weib! Welch eine Hexe! Aphrodite und Erinys in einem– aller Reiz, alle Leidenschaft, aller Zorn und alle Herrschsucht.« Er räusperte sich. » Philipps größte Leistung, glaube ich. Reiche erobern und zerstören, das konnten viele, aber zwanzig Jahre eine Frau wie Olympias zähmen? Sie wird noch Ärger machen in den kommenden Jahren.«
    » Erzähl mir von Philipp!«
    » Ah, da gibt es viele Geschichten. Einige erzählt man sich von fast allen Königen. Diese, zum Beispiel. Als ein Schaber ihn fragte, wie

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