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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Sehenswürdigkeiten der Gegend. Diese Reise, mein Freund, kostet dich nichts.«
    Apollonios kaute auf der Unterlippe. » Ich fürchte mich vor dem zweiten Vorschlag, der mich um so mehr kosten wird. Wie lautet er?«
    » Später, wir sind noch beim ersten. Ich vertrete dich– deine Bank und deine Versicherung in dieser Sache. Und in jeder anderen der nächsten, sagen wir, fünf Jahre.«
    Apollonios zupfte sein rechtes Ohrläppchen. » Aha. Wieviel?«
    » Das Dreifache dessen, was ein einfacher Logograph und Rechtshändler kostet. Dafür bekommt ihr einen guten Mann, mit sehr guten Verbindungen.«
    » Und weiter?«
    » Wenn ich etwas herausfinde und euch die Zahlung, oder wenigstens einen Teil der Zahlung an Agathons Handelshaus ersparen kann, will ich die Hälfte dessen, was ihr durch meine Arbeit spart. Wenn ich euch nichts ersparen kann, nichts.«
    » Ich muß darüber nachdenken. Was ist der zweite Vorschlag?«
    Demosthenes kicherte. » Ein neues Geschäft. Es gibt einige Dinge, die man versichern könnte, die aber noch keiner versichert.«
    » Deine heutige Rede scheint dich wahrlich zu beflügeln. Da kommt der arme ehemalige Stotterer, Mündel, von seinen Vormündern um das väterliche Vermögen gebracht, und will mir eine Versicherung vorschlagen, an die kein Rhodier, kein Kreter, kein Sikeliot je gedacht hat?«
    » Nicht einmal ein Phönikier.«
    » Ah, da bin ich gespannt. Es muß ja etwas unendlich Teures sein. Willst du Goldmünzen zum Nennwert gegen Abnutzung versichern, oder was? Diesen unsinnigen Vorschlag hat neulich jemand gemacht, dem es allzu mühsam erschien, sein Geld einfach ins Meer zu werfen.«
    » Ich will Geld einnehmen, nicht fortwerfen. Viel Geld. Bei geringer Gefahr des Verlusts.«
    Apollonios schnaubte. » O ihr Götter, wer möchte das nicht? Ich lausche. Gewissermaßen bin ich voll und ganz Ohr.«
    » Sklaven«, sagte Demosthenes.
    » Sklaven? Nun ja, ein gutes Geschäft, vor allem in wirren Zeiten, in denen die Perser wieder größere Kriege führen und Gefangene machen. Hm. Ich habe schon einige Male überlegt, ob die Bank nicht in das eine oder andere Handelsgeschäft einsteigen sollte. Aber neu ist das nicht, Freund.«
    » Das ist nicht neu. Aber du hast mich nicht verstanden.«
    » Was willst du denn? Amphoren dagegen versichern, daß sie von Haussklaven zerbrochen werden?«
    » Ich rede von Geld, nicht von Witzen. Unter dem Dach deiner Bank und Versicherung, Apollonios: ein Zweig-Geschäft. Ein Haus, das sich am Sklavenhandel beteiligt. Rhodos ist dafür besser geeignet als Athen; ihr seid näher an den Märkten Asiens. Mehr Ware, mehr Nachfrage. Und das gleiche Zweig-Geschäft versichert Sklaven. Für, sagen wir, ein Zehntel des Kaufpreises. Für ein Jahr. Gegen Flucht.«
    » Hah!« Apollonios hieb auf den Tisch. » Das ist neu. Das ist– ah, es ist einfach gut. Einfach, neu und gut.« Er hob seinen Pokal. » Mögen die Götter dir ein langes Leben gewähren. Mögen die Widerhaken deiner Gedanken niemals abbrechen und die Haare auf deinen Zähnen nimmer ausfallen.«
    » Ich könnte«, sagte Demosthenes gedehnt, mit einem schrägen Grinsen, » zum Beispiel sämtliche Rechtshändel des neuen Geschäfts übernehmen, in Athen, versteht sich. Diese Übernahme hätte den Wert von, sagen wir, tausend Drachmen. Ich könnte ferner zweitausend Drachmen zuschießen. Wenn wir als Grundbetrag ein Talent ansetzen, zur Aufnahme des Geschäfts und für die ersten Tätigungen, besäße ich die Hälfte. Und ich habe lange Ohren und lange Finger.«
    » Und eine lange Zunge.«
    » Das auch. Ich weiß, was hier vorgeht. Wie viele Bauern ihre dritten und vierten Töchter verkaufen müssen…«
    Apollonios trank einen Schluck. » Du bist ein Schwein. Ich zahle das andere halbe Talent.«
    Zwei Tage und den größeren Teil zweier Nächte trieb Demosthenes durch die Gassen und Schänken und Freudenhäuser Athens: wie ein schmieriges Stück Holz in dünnflüssiger Jauche. Aber das Holz trieb in bestimmte Richtungen. Am Morgen des folgenden Tages begab er sich, gereinigt und abermals frisch gewandet, in das Haus des Eubulos, der mit Beamten und Schreibern über Streitfälle einer Phyle außergerichtlich beriet. Demosthenes bat um ein kurzes Gespräch; Eubulos stand knurrend auf und ging mit ihm in einen Nebenraum.
    » Dein Begehr?« Eubulos stand neben einem Tisch.
    Demosthenes starrte auf einen Schemel, zuckte dann mit den Schultern und blickte in Eubulos’ Augen. » Dein edles Angebot, o Eubulos– ich

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