Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
aber hier ist dein Ruhm sicher. Wenn du, ah, gewisse Teile des heutigen Ruhms noch zu ändern vermagst, könnte er sogar lange halten.«
    Demosthenes lehnte sich in seinem Scherensessel zurück und spielte mit dem Lederbeutelchen; die Kiesel klickten. » Ich habe schon mit der– Ausmünzung des Ruhms begonnen. Ein gewisser einflußreicher Athener gab mir zu verstehen, er schätze Leute, die sich über angeborene und sonstige Hindernisse hinwegsetzen. Damit er mich um so mehr schätzt, aber nicht allzu hoch veranlagt, habe ich gestottert und gezischt wie seit Jahren nicht.«
    Apollonios nickte. » Auch das, oder einen Teil davon, weiß ich schon. Sieh dich vor. Eubulos ist ein harter Mann. Ein kluger Kopf, aber notfalls etwa so rücksichtsvoll wie ein Krokodil.«
    » Lebensart und Verhalten von Krokodilen lassen sich berechnen, mein Freund. Leichter jedenfalls als gewisse menschliche Ausuferungen von Gefühl.« Demosthenes knabberte an einer Scheibe des gebackenen Honigferkels, legte sie dann zurück auf die Bronzeplatte. » Aber kommen wir zu deinem Anliegen. Du hättest nicht ungefragt ein neues Gewand und dieses Mahl für mich bestellt, wenn du nicht meiner Hilfe bedürftest.«
    » Sei nicht zu sicher. Es gibt viele Logographen in Athen.«
    » Aber nicht alle lassen sich auf deine Art von Geschäften ein, o Rhodier.«
    Apollonios stützte die Ellenbogen auf den Tisch und verschränkte die Finger unterm Kinn. » Der Handelsherr Agathon hat eine nicht unbeträchtliche Ladung bei uns versichert. Weihrauch, syrischen Wein, ein Dutzend Elefantenzähne, einige Beutel aithiopischen Pfeffers, zwei Kisten voller Zierfläschchen aus den Werkstätten von Karchedon.«
    Demosthenes blinzelte schnell. » Es muß ein größeres Schiff gewesen sein.«
    » Es war ein großes Frachtschiff, wie es in Tyros oder Karchedon gebaut wird. Und eine ungewöhnliche Ladung– wie du weißt. Der Wert wurde auf sechseinhalb Talente festgesetzt. Agathons Vertreter im Hafen Rhodos hat zweieinhalb Talente an Versicherung bezahlt; wenn das Schiff mit der Ladung verlorengeht, erhält Agathons Handelshaus neun Talente von uns.«
    » Vierundfünfzigtausend silberne Drachmen. Der Gegenwert von hundertsechzig jungen, schönen, in Liebesdingen vorzüglich kundigen Sklavinnen. Nett.«
    » Oder fünfzehn Jahre Arbeit eines guten Handwerkers. Wer mit den Händen arbeitet, statt zu handeln, dem ist nicht zu helfen.«
    Demosthenes rülpste. » Auch gute Gerichtsreden haben ihren Preis. Und nun ist das Schiff gesunken, wie?«
    Apollonios legte sein Gesicht in traurige Falten. » Gesunken, ja; in einem furchtbaren Sturm vor der Küste von Kos. Ein Sturm, der so furchtbar war, daß man ihn an der Küste nicht bemerkt hat. Der so grauenhaft gewütet hat, daß alle Mitglieder der Besatzung ertrunken sind, bis auf den Kapitän. Und nun sollen wir zahlen. Aber irgendwie mißfällt es mir.«
    Demosthenes schwieg einige Zeit; mit gerunzelter Stirn saß er da, stocherte zwischen den Zähnen, legte schließlich das Stäbchen beiseite und hob den Zeigefinger. » Die Sache ist in Athen oder in Rhodos zu verhandeln?«
    » Hier. Leider.« Apollonios schüttelte langsam den Kopf. » Als wir mit Agathons Vertreter verhandelt haben, lief noch dieser sinnlose Krieg der Bundesgenossen. Wir standen ja gegen Athen. Agathon hat darauf beharrt, einen möglichen Streit in Athen zu verhandeln. Er sagte, entweder bleibt der Seebund bestehen, nach einem athenischen Sieg, dann kommt sowieso nur Athen in Frage. Oder der Seebund löst sich auf, dann ist Athen immer noch die wichtigste Stadt– es sei denn, wir wollten überhaupt keine Geschäfte mehr mit Athen machen. Was wir uns nicht leisten können. Außerdem ist ja nie ganz sicher, ob nicht wieder ein Satrap des Großkönigs, Maussollos oder sonst jemand, die Finger nach Rhodos ausstreckt. Also Athen. Und ich kann wenig tun; ich bin kein Bürger.«
    Demosthenes kratzte sich den Kopf. » Man müßte eine Reise machen«, sagte er langsam.
    Apollonios hob die Brauen. » Woran denkst du?«
    » Leute auf Kos befragen. Fischer. Wie das Wetter tatsächlich war. Feststellen, welche Schiffe zu dieser Zeit unterwegs waren. Derlei.«
    Apollonios nickte mißmutig. » Du hast recht. Aber auch das gefällt mir nicht. Es kostet Geld.«
    » Reden wir davon. Reden wir von Geld.« Demosthenes beugte sich vor; er sprach leise und sehr eindringlich. » Zwei Vorschläge. Ich mache eine kleine Seereise und betrachte die Küsten und andere

Weitere Kostenlose Bücher