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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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in Methone sagt? Das Schlimme an Philipp ist, daß er die Patsche hinter seinem Rücken versteckt und erst zuschlägt, wenn mindestens drei Fliegen gleichzeitig zu erwischen sind.«
    » Ah, aber es ist ganz ausgezeichnet. Fuß-Gefährten! Sie würden das neue Land besser verwalten als die Fürsten, weil sie selbst Bauern oder Handwerker sind und genauer sehen, was getan werden muß. Sie könnten ohne Dünkel und Dummheit vorgehen, die Fruchtbarkeit der Felder und Frauen mehren und das Reich stärken. Sie wären ihren bisherigen Fürsten entzogen und unmittelbar, gewissermaßen als Fürsten zweiten Ranges, dem König zugeordnet. Sie würden in der Versammlung für den König sprechen, gegen die Fürsten. Und sie werden die unübertreffliche neue Mitte der Phalanx bilden, die halbadligen Gefährten zu Fuß, erlesene Kerntruppe der Fußkämpfer!« Er hieb auf den Tisch. » Olympias, wie soll ich dir danken?«
    » Gib mir mehr Geld.«
    Als sich das Gelächter gelegt hatte, setzte sie hinzu: » Und vielleicht ein oder zwei Stückchen Land mit ein oder zwei Hütten. Zum Verschenken. Es würde dem König, und auch seinem Sohn Alexander, nicht schaden, wenn die Königin die Mittel besäße, gute Dienste oder besondere Treue zu belohnen.«
    Wie immer, wenn Philipp zu ihr kam, hatte Olympias die Schlange der Thrakerin übergeben; er haßte Schlangen allgemein und dieses Tier im besonderen. Es war mittlerer Nachmittag; die Öfen, die Kohlenbecken und die Körper hatten den Raum erwärmt. Auf dem Gang hörten sie eine der Betreuerinnen, dann das Giggeln des Kleinen. Olympias stand auf, wickelte sich in ein weites weiches Tuch und holte Alexander. Während sie sich langsam anzog und dann am Tisch saß, einige Beeren aß und heißen Würzwein trank, spielte Philipp, nackt auf dem Lager, mit seinem Sohn, sang ihm unflätige Söldnerlieder vor, kitzelte ihn, warf ihn hoch und fing ihn auf. Als sich die Tür öffnete und ein Unterführer der Palastwache eintrat, johlten eben beide herum, als wäre auch Philipp ein kleiner Junge.
    Der Krieger räusperte sich; Philipp blickte auf, mit einem Anflug von Verlegenheit. Dann lachte er, streichelte Alexanders Kopf und sagte:
    » Erzähl es ruhig weiter– aber erst, wenn du selbst Kinder hast. Was gibt es?«
    » Ein Bote von Philinna, Herr. Sie bittet um deinen besten Arzt. Dein Sohn Arridaios ist zu Tode erkrankt. Sie befürchtet das Schlimmste.«
    Philipp schloß einen Moment die Augen. » Such Drakon; er soll sofort zu ihr gehen. Ich komme später.«
    Als der Unterführer den Raum verlassen hatte, legte Philipp die Arme um Alexander und drückte ihn an sich. » Hast du es gehört, mein Kleiner? Dein Halbbruder ist krank. Glück für dich. Bleib gesund, hörst du?«
    Admetos kniete, die Augen fest geschlossen; die Feuchtigkeit, die durch die Wimpern sickerte, war nicht bedeutend. Sie mochte insgesamt eine halbe Träne ergeben.
    » Wie soll ich dir je danken, Herrin?«
    Olympias ließ ihre Finger flattern; Admetos, der unter den Lidern hervorgelugt haben mußte, stand sofort auf.
    » Dank mir am besten, indem du dich bemühst, mein Wohlgefallen zu mehren.«
    Admetos verzog keine Miene. » Ich bin in deiner Hand. Ich und die anderen.«
    » Sie sind immerhin vor den Nachstellungen deiner alten Gegner sicher. Und vor denen meines herrschsüchtigen Onkels.«
    » Deine Hände, Herrin, sind ihnen dafür nun näher.« Admetos Stimme war belegt.
    » Meine Hände?« Olympias spreizte die Finger, betrachtete sie, spielte dann wieder mit dem Schreibried und lächelte. » Meine Hände sind gütig, Admetos. Solange ich mich nicht wehren muß.«
    Admetos verschränkte die Arme; er versuchte, den Oberkörper steif zu halten. » Was sind deine Befehle, Herrin?«
    » Sorg dafür, daß es deiner Frau und deinen Kindern an nichts fehlt. Haltet das Haus in Ordnung. Haltet die Ohren auf. Und hör dich um. Vielleicht erfährst du von einem Unterführer, der sich gern einmal mit mir unterhielte. Am besten ein junger Mann aus edlem Haus. Unterführer der Reiter, ein Mann aus Obermakedonien. Lynkeste, Elimioter, so etwa.«
    Admetos nickte, stand, wartete. Olympias nahm ihn nicht mehr zur Kenntnis; nach einigen Atemzügen verließ er stumm den Raum.
    Sie beendete das Schreiben, überflog es noch einmal, rollte es zusammen und erhob sich. Sie wies Ammen und Dienerinnen an, den Rest des Tages bestimmte Aufgaben zu erledigen und den Jungen zu beschäftigen, von dem sie sich nicht verabschiedete. Auf dem Gang erwiderte

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