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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Pläne. Die dem König nicht schaden.«
    » Du wirst dich entscheiden müssen.« Die Stimme des Sehers war trocken, fast knarrend. » Entweder es schadet ihm nicht, oder es nützt dir. Entweder es bedarf nicht seiner Billigung und fördert deine Sache nicht, oder es hilft dir und deinem Sohn– und dem Gott; dann wird es aber Philipp nicht gefallen.«
    » Bist du so sicher? Philipp braucht einen Sohn, der sein Werk fortsetzen und vollenden kann. Er muß Herrscher sein und Krieger; um König Makedoniens zu sein, muß er auch Priester werden. Was sollte Philipp nicht gefallen?«
    Aristandros kniff die Augen zusammen. » Die Pläne des Gottes Ammon sind nur teilweise mit denen des Königs Philipp vereinbar. Ammons Gefäß, der künftige Pharao, muß aber auf alles vorbereitet werden.«
    Olympias nickte. » Ich weiß. Ich sehe aber kein Problem, das heute schon gelöst werden müßte. Der Kleine ist gerade eineinhalb Jahre alt; wenn er zehn wird, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Bis dahin?« Sie hob die Schultern.
    » Erkenne dich selbst. Und gedenke deiner.«
    Olympias betrachtete das reglose Gesicht des Priesters und Sehers. Aristandros war etwa so alt wie Philipp, vielleicht ein wenig älter. Während bei Philipp die Mühen, die durchwachten Nächte, die Märsche und Ritte, die Kämpfe und Liebschaften erste tiefe Furchen gegraben hatten, war sein Gesicht glatt und straff. Aber etwas anderes, andere Spuren, die nicht zu sehen, sondern nur zu fühlen waren, überschatteten die Augen. » Was meinst du?«
    » Philipp und die Frauen, zum Beispiel.«
    Olympias lachte. » Alle wollen mir Neid und Eifersucht einreden. Soll er doch spielen, mit wem er will. Wenn er heimkommt, gibt es nur mich. Und ich… spanne meine Leinen, webe mein Netz.«
    Aristandros seufzte. » Überschätz dich nicht, Fürstin der Makedonen. Was du an Macht, an Einfluß, an Möglichkeiten hast, kommt nur durch Philipp. Wenn er dich eines Tages verstößt oder nur von der Macht fernhält wie die anderen Frauen, was dann?«
    Olympias’ Gesicht schien sich von allem Ausdruck zu leeren. » Ich bin heute unersetzlich in seinem Bett und an seinem Beratungstisch. Das kann sich ändern. Dann werde ich nur eine unter vielen sein, wie Philinna und die anderen. Aber ich werde immer eines sein: die Mutter Alexanders. Die Mutter des künftigen Königs der Makedonen.«
    » Das ist deine Macht?«
    » Das ist meine Macht.«
    Aristandros nickte sehr langsam. » Nutze sie gut.«
    » Es gefällt mir nicht.« Philipp riß an seinem Bart, klatschte dann in die Hände und spie ins Kohlenbecken. » Nein, überhaupt nicht.« Er starrte Antipatros an, unter herabgezogenen buschigen Brauen.
    » Was gefällt dir nicht? Daß hinter deinem Rücken Dinge geschehen; daß ich sie entdecke, während ich deinen Rücken hüte; oder daß ich sie dir sage?«
    Philipp packte die Rückenlehne eines Scherenstuhls und drückte zu. Die Knöchel traten weiß hervor, dann knirschte das Holz und brach. Philipp schleuderte die Stücke von sich; eines sprang vom Sockel des hellen Altarsteins zurück, schrappte über den Boden und blieb unterm Tisch liegen. » Was noch, Hüter meines Schlafs?«
    Antipatros lehnte sich an die Tischkante. Der Fackelschein überzog seine Glatze mit rastlosem Gold. » Willst du dich nicht setzen?«
    Philipp entblößte die Schneidezähne, knurrte etwas; er klatschte mehrfach laut in die Hände, brüllte nach Wein und ließ sich auf einen unversehrten Stuhl fallen. Ein Sklave brachte Krug und Becher, goß ein; Philipp stürzte den Inhalt des ersten Bechers herunter, ließ nachgießen und scheuchte den Sklaven mit einer Handbewegung aus dem Beratungsraum.
    Antipatros ging zur verschlossenen, verhangenen Fensteröffnung. Er wandte sich um, das Gesäß am Sims, und starrte in Philipps Augen. » Was denkst du?«
    Philipp hieb auf die Tischplatte. » Ich werde ernstlich zu denken beginnen, sobald du mir alles gesagt hast.«
    Antipatros lächelte. » Alles? Wir wollen uns auf das Wichtige beschränken.«
    » Fang an.«
    » Sie unterhält ein Netz von Spitzeln. Einer der wichtigsten Leute ist dieser Molosser, Admetos. Das Netz arbeitet recht gut. Die Nachrichten, die sie weitergibt, beweisen es. Sie sorgt sich um ihren Bruder in Epeiros, und was sie über die Machenschaften von Arybbas erfährt, unterbreitet sie mir.« Antipatros lächelte knapp. » Sie weiß nicht, daß ich viele Dinge längst weiß; wir haben ja unsere eigenen Leute. Aber sie hat Einzelheiten

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