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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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hatte die Stirn gerunzelt und die Augen halb geschlossen. Aristoteles betrachtete ihn mit einem verhangenen Lächeln. Dann richtete er sich auf, schob mit einer Kraft, die ihm vor wenigen Stunden noch gefehlt hatte, Kissen zurecht, so daß er sitzen konnte, hielt das ägyptische Amulett hoch, wobei er den Ellbogen auf sein Knie stützte, und deutete mit der linken Hand auf den Boden neben seiner Liege.
    » Komm, Sohn Drakons. Ich will dir einige Bilder zeigen. Schau ins Auge des Horos.«
    Peukestas glitt von seinem Schemel und kniete neben der Liege. » Was ist das Geheimnis des Amuletts?«
    Aristoteles hob die Schultern. » Genau weiß ich es nicht. Was ich weiß, will ich dir später sagen; jetzt wäre es zu früh. Schau hinein.«
    Peukestas starrte ins Auge des Horos.
    Olympias, deren neue Schwangerschaft sich abzuzeichnen beginnt, verabschiedet den zweijährigen Alexander mit einem Klaps, blickt der Pflegerin hinterher, fährt sich mit der Rechten über den schwellenden Bauch und verläßt ihre Räume. Sie geht durch die Gänge, vorbei an Posten, treppab, vorbei an weiteren Wachen, läßt sich von einem Diener bei Antipatros melden, der in seinem großen Arbeitsraum zwei Schreibern vorspricht.
    Als Olympias eintritt, seufzt er leise, entläßt die Schreiber mit einer Handbewegung, bietet der Königin einen Sitz und einen Becher an.
    » Nichts Neues, Olympias. Der Herbst beginnt, und sie belagern immer noch Methone.«
    Olympias trinkt, schaut an sich hinunter, auf ihren Bauch, stellt dann den Becher ab und schiebt ihn weit von sich. » Was sind deine Pläne, Hüter des Königsfriedens?«
    Antipatros hebt eine Braue. » Den Frieden des Königs zu hüten. Wieso?« Er steht neben der Fensteröffnung.
    » Ich habe einige Klagen, Antipatros.«
    » Die Klagen oder Wünsche der Königin sind mir Befehle. Natürlich.« Seine Stimme klingt wie Holzkohle, die zwischen zwei Steinen zerrieben wird; als ob er lieber das Messer zöge.
    Olympias scheint den Unterton zu verstehen; sie entblößt einen Moment die Zähne. » Ich glaube, wir sollten einige Änderungen vornehmen. Es wäre für alle besser.«
    » Welche Änderungen, Herrin?«
    » Oft werde ich nachts wach, wegen der Krieger, beim Wachwechsel. Sie machen Lärm, und ich brauche Ruhe.« Sie legte die Hand an ihren Bauch. » Ich möchte, daß die Wachen abgezogen werden.«
    Antipatros geht zu seinem Schreibtisch, nimmt ein Ried und kritzelt etwas auf einen Papyros. » Was noch, Herrin der Makedonen?«
    » Außerdem behelligen sie meine Dienerinnen oder Sklaven, wenn ich sie mit Besorgungen losschicke. Ich will, daß dies endet.«
    Antipatros kritzelt. » Noch etwas?«
    » Noch einiges, ja. Ich hatte schon mit Philipp darüber gesprochen, als er das letzte Mal kurz hier war. Er sagt, ich soll die Dinge so einrichten, wie ich es für gut halte, und dich entsprechend anweisen– bitten, Freund des Königs.« Sie holt Luft, spricht sehr schnell weiter. » Außerdem sollten die anderen Frauen und… Kebsen, so weit sie noch im Palast leben, in andere Gemächer ziehen. Sie sind zu nah bei meinen. Ich fürchte um Alexanders Leben. Es gibt Neid und Eifersucht, wie du weißt.«
    Antipatros schreibt, nickt, lächelt schwach.
    » Dann zur Frage des Goldes. Philipp wollte mir mehr Geld zur Verfügung stellen, aber es ist nie genug im Schatz vorhanden. Philipp deutete an, daß er das System des Eintreibens von Steuern und Abgaben für unwirksam hält. Ich könnte einige gute Vorschläge machen.«
    » Ist das alles?«
    » Für heute, ja.« Sie blickt ihn an, mit einem gelassenen, selbstsicheren Lächeln.
    Antipatros räuspert sich und legt das Schreibried beiseite. » Nun gut. Was die Wachen angeht, so werde ich ihnen befehlen, sehr viel leiser zu sein. Rücksicht auf die Bedürfnisse der Königin und ihres werdenden Kindes ist ebenso wichtig wie Schutz. Die Wachen werden folglich dafür sorgen, daß keiner, weder ein Sklave noch sonst jemand, deinen Schlaf stört. Zwischen Sonnenuntergang und Morgen sollst du von nichts und niemand behelligt werden.«
    Olympias lauscht; ihr Gesicht zeigt Staunen und Unglauben.
    » Was die anderen Frauen angeht, hast du zweifellos recht, wenn auch der König mir nichts darüber gesagt hat. Der Geldmangel im Schatz zwingt uns jedoch leider dazu, im Augenblick alles zu belassen, wie es ist. Ich werde mich um andere Gemächer für die Frauen kümmern, wenn das Philipps Wille ist, und sobald er mich anweist; es kann dies aber noch einige Zeit dauern. Was

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