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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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nun die Staatseinkünfte angeht, so habe ich erst gestern befohlen, das System insgesamt zu überprüfen, besonders auch die Leistungen einiger Steuereinnehmer, die Abgaben einiger Gebietsfürsten und die Erträge der Pangaion-Minen beziehungsweise die Art, in der Gold und Silber von dort nach Pella gebracht werden. Du siehst also, deine klugen Ratschläge, für die ich überaus dankbar bin, wurden bereits ausgeführt.« Er deutet eine Verbeugung an, geht zur Tür, öffnet sie, verbeugt sich abermals.
    Olympias geht wortlos hinaus, Antipatros schließt die Tür, nimmt den Papyrosfetzen, auf dem er herumgekritzelt hat, wirft ihn auf ein Kohlenbecken und schüttelt langsam den Kopf. » Was für ein Weib!« Er klatscht in die Hände; die beiden Schreiber erscheinen wieder. Halblaut sagt er: » Was für eine Hexe!«
    Der hölzerne Belagerungsturm ist auf rollenden Stämmen nah an die Mauer geschoben worden. Von der oberen Plattform, kaum geschützt durch eine Reihe runder Schilde, überschütten Bogenschützen und Speerwerfer die Verteidiger mit einem Geschoßhagel; zwei kleine Katapulte verschießen scharfkantige Steine und Metallbrocken. Neben dem Turm, abgeschirmt von Hopliten mit großen Schilden, ziehen Sklaven den Rammbock zurück, einen Eichenstamm mit Bronzespitze, befestigt auf einem Gestell mit acht Rädern. Dann kracht er wieder gegen die Mauer, wird abermals zurückgezogen. Mit ungeheurer Wucht rammt der Widder die beschädigte Mauer der Stadt Methone; diesmal steckt er fest. Als die Sklaven und die zu Hilfe geholten Maultiergespanne das Gerät mühsam lockern und wieder zurückziehen, knirscht das Mauerwerk; erste Steine stürzen herab und müssen weggeräumt werden, ehe der nächste Stoß geführt werden kann.
    Plötzlich scheint die Mauer zu bersten, von innen; durch die unregelmäßige Bresche stürmen schwerbewaffnete Fußkämpfer, hauen die Sklaven nieder, verjagen die Maultiere, treiben die makedonischen Hopliten zurück. Männer mit Äxten, Tauen und Sägen umringen den Belagerungsturm; von der eben noch leeren Mauer fliegen Fackeln und Brandpfeile. Eine der großen Rollen löst sich, der Tragpfosten des Turms knickt ein. Dann stürzt der Belagerungsturm um; schreiende, brennende Kämpfer springen herunter, fallen, sterben auf dem steinigen Boden, zwischen den Holz- und Mauertrümmern, unter den Hufen der Pferde, die jetzt durch die Bresche hinausjagen. Methonische Reiter bilden einen Angriffskeil und galoppieren durch das kleinere makedonische Lager. Zelte gehen in Flammen auf, Unbewaffnete versuchen zu fliehen und werden niedergehauen. Ein Flug schwarzer Vögel verfinstert für Momente die Sonne des späten Nachmittags. Es ist die Stunde kurz vor dem Ende des täglichen Kampfs; die Stunde, da ein Teil der makedonischen Reiterei unterwegs ist, um Futter und Brennholz und Nahrung aus der Umgebung zu beschaffen. Ein makedonischer Trompeter bläst ein schrilles Signal; es bricht ab, als ein methonischer Speer die Kehle des Mannes trifft.
    Im Hauptlager, in der Ebene zwischen Stadt und Meer, brüllt Philipp Befehle, die im Durcheinander, in den Schreien und in den Signaltönen untergehen. Parmenion bemüht sich, die restlichen Hetairenreiter zusammenzutreiben; Philipp fuchtelt mit den Armen, deutet eine Bogenbewegung von der linken Seite an. Parmenion hebt die Hand und springt von hinten auf sein ungezäumtes Pferd.
    Keine Zeit, eine ordentliche Phalanx zu bilden; kein Gedanke an den tödlichen Wall aus langen Sarissen, mit dem die Makedonen die Gegner zurückdrängen könnten. Der Belagerungsring ist gesprengt, das erste Lager überrannt, der Keil der Reiter und Fußkämpfer hat schon das Hauptlager erreicht. Einer der methonischen Reiterführer stürzt seitlich von seinem Tier, durchbohrt von einem Pfeil. Ein kreischendes Pferd kriecht noch zwei oder drei Mannslängen; es schleift verschlungene Eingeweide hinter sich her. Zelte und Karren stehen in Brand; es stinkt nach versengtem Fleisch, nach salzigem feuchten Eisen, Blut und Kot und Angst. Unmöglich, eine Schlachtreihe zu bilden. Der einäugige Antigonos bringt im hinteren Teil des Lagers ein paar hundert halbnackte Männer ohne Rüstungen zusammen; sie greifen zu Sarissen und versuchen, halb außerhalb des Lagers eine kleine Phalanx zu formen. Alles andere ist Handgemenge, Nahkampf; die Makedonen werden immer weiter zurückgedrängt.
    Philipp steht mitten im dichtesten Gedränge; sein Stichspeer ist zerbrochen, das kurze Schwert liegt irgendwo;

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