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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Zischen.
    Murmelnd und fluchend geht Philipp hinaus, durch den Gang, durchs Treppenhaus, in einen anderen Flügel. Auf dem Boden vor etlichen Türen liegen Sklavinnen; sie schlafen. Mit dem Fuß stößt er die erste an. Als sie auffährt, sagt er: » Wer ist da drin?«
    Sie schaut zur Tür, dann zu ihm hinauf: » Korinna, Herr.«
    » Korinna? Na gut, Korinna.« Er geht hinein und schließt die Tür.
    Morgens, im Beratungszimmer, nimmt er Antipatros’ Arm und zieht den Hüter seines Friedens zur Fensteröffnung.
    » Was machen die Jungen? Die Königs-Knaben, die künftigen Gefährten?«
    Antipatros schiebt das Kinn vor. » Soll ich jetzt auch noch die Erziehung übernehmen?«
    Philipp lacht gequält. » Du wahrst das Reich, das ich mehre; das ist genug, Freund. Was weißt du von den Knaben?«
    Antipatros hebt die Schultern. » Leonidas kümmert sich darum.«
    » Der Molosser?«
    » Genau der. Keine Besorgnis deswegen, Philipp; er ist ein entfernter Verwandter von Olympias, und er mag sie nicht. Sie haßt ihn.«
    Philipp nickt; sein Gesicht ist grimmig. » Dann ist es gut. Und?«
    » Er ist streng; er leitet die Erziehung und beaufsichtigt die anderen Lehrer. Leonidas kümmert sich vor allem um die härteren Dinge– die Körper, die Ausdauer, die Waffen. Wir haben einen guten Lehrer für Schrift und Musik gefunden. Lysimachos; er ist Akarnane. Malt auch ein bißchen. Und er braucht keine Rollen oder Tafeln; er hat alle hellenische Dichtung im Kopf.«
    Philipp starrt aus dem Fenster. » Ich will, daß Alexander mit dem Unterricht beginnt.«
    Antipatros schüttelt den Kopf. » Aber der Junge ist doch eben erst zwei Jahre alt…«
    » Er soll nicht nur mit seiner Mutter und den Pflegerinnen zusammensein. Lysimachos kann ja sanft beginnen.– Und der Junge kriegt ein eigenes Zimmer.«
    Eine Reihe miteinander verschmelzender Bilder: Athen, Delphi, eine Flußlandschaft, Meer, kahle schroffe Berge; leise und eindringlich die Stimme des alten Philosophen. Peukestas wußte, daß er kniete, daß er neben Aristoteles war, daß er ins Auge des Horos starrte; gleichzeitig war er in Athen, in Delphi, auf dem Krokusfeld, in einer persischen Satrapie. Der zweigeteilte Bann hielt ihn, spaltete ihn, trennte die Teile aber nicht.
    » In dem Jahr, da Methone fiel, setzte sich in Athen der Aufstieg des Demosthenes fort. Seine Geschäfte gediehen, die Sklavenversicherung warf Geld ab, er wurde einer der besten und teuersten Redenschreiber; aber er nahm nur noch Geld, viel Geld, für politische und rechtliche Reden, die Eubulos genehm waren und Demosthenes nützten. Die Rede gegen Leptines, zum Beispiel, beziehungsweise gegen das von diesem vorgeschlagene Gesetz. Wie du weißt, wurden in Athen alle, die über ein bestimmtes Mindestvermögen verfügten, zwangsweise zu Abgaben und zur Bekleidung öffentlicher Ämter herangezogen– die sie selbst mit Geld auszustatten hatten. Wer sich besondere Verdienste erworben hatte, der Stadt besonders diente, oder wer besonders fähig, aber nicht reich genug war, konnte von diesen Abgaben befreit werden. Leptines wollte die Finanzen der Stadt aufbessern und die Befreiung von derlei Abgaben und Beiträgen aufheben; Demosthenes zerfetzte das Gesetz, indem er unter anderem darauf hinwies, daß Opferbereitschaft den guten Bürger auszeichne, und daß es schließlich irgendeine Form von Belohnung geben müsse, um etwa Freunden Athens, die eine an Philipp verlorene Stadt wieder den Athenern öffneten, entsprechend danken zu können. Das brachte Demosthenes den Ruf des strengen, opferbereiten Bürgers ein. Und weitere Aufträge, Geld, Einfluß.
    Als Philipp auf Seiten der Thessalier in den Heiligen Krieg eingriff, wurde er von den Phokern geschlagen. Er zog sich zurück, und während Parmenion das Heer neu aufbaute und verstärkte, schmiedete Philipp listige Bündnisse.«
    Nahe der Mündung des Haliakmon, außerhalb von Aloros, begegnet Emes den heimkehrenden Truppen. Es regnet, die Wege sind tief und kaum gangbar. Die Kämpfer, müde, viele verwundet, mühen sich durch den Schlamm, ächzen unter ihrem Gepäck und den triefenden Lederdecken. Einige Einheiten sind unterwegs zurückgeblieben: in Thessalien, im Tempe-Tal, in Orten des makedonischen Südens wie Dion. Andere befinden sich längst wieder in Pella oder in Bergfestungen des Nordens und Nordwestens. Was hier ankommt, kriechend, ohne äußere Ordnung, ist die Nachhut des geschlagenen Heers. Emes hört, als er sich abends in Aloros in eine übervolle

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