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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Nicole. Ich glaub fast, sie hat ein bisschen geweint.«
    »Ist er sehr sauer auf uns?«
    »Gesagt hat er nichts. Ist einfach fortgerannt. Aber finster geguckt hat er schon.«

26
    »Wir haben uns überlegt, wir machen ab jetzt einmal pro Woche eine Ausnahme«, eröffnete mir Louise aufgeräumt beim Abendessen und biss in ihr dick mit Salami belegtes Brot. »So ganz ohne Fleisch, das ist ja auf die Dauer nichts.«
    »Man braucht viel Kraft auf der Bühne, sagt Sam«, fügte Sarah hinzu. »Und deshalb sollen wir ruhig hin und wieder mal Fleisch essen.«
    Wieder dieser kleine, gemeine Stich der Eifersucht. Aber so war das wohl, wenn Kinder erwachsen wurden. Auf einmal galt das Wort eines Wildfremden mehr als meines.
    »Und ein bisschen Sport machen sollen wir auch. Man braucht Kondition, wenn man zwei Stunden auf der Bühne rumturnt.«
    Ich erzählte ihnen, dass Tim nicht in Deutschland, sondern auf Korfu zur Welt gekommen sei, aber das Thema schien sie plötzlich nicht mehr zu interessieren.
    »Ist es eigentlich sehr schlimm, wenn man Kinder kriegt?«, wollte Sarah stattdessen wissen. »Für die Frau? Tut es sehr weh?«
    »Manche Frauen gebären leicht, andere weniger.«
    »Und wie war’s bei uns? Haben wir Mama sehr gequält?«
    »Sie hat fast vierzig Stunden in den Wehen gelegen. Aber am Ende, als der Arzt schon einen Kaiserschnitt machen wollte, da habt ihr es euch auf einmal doch anders überlegt.«
    »Warst du dabei?«
    »Natürlich.«
    »Und wie war’s für dich?«
    »Es waren die schlimmsten anderthalb Tage meines Lebens.«
    »Hast du dich denn gar nicht gefreut?«
    »Als ihr endlich da wart, da habe ich mich gefreut. Aber wenn ich vorher gewusst ist, wie das ist …«
    »Hättet ihr dann ein Kind adoptiert?«
    »Vielleicht. Wir haben nie darüber nachgedacht.«
    »Wie Tims Tante.«
    »Wie kommt ihr jetzt auf einmal auf Tims Tante?«
    »Pavlos ist ein Adoptivkind, hat Sams Freund rausgefunden.«
    »Wenn ihr Kinder adoptiert hättet, hättet ihr dann auch Mädchen genommen?«, wollte Louise wissen.
    »Väter wollen ja immer Jungs«, wusste Sarah aus ihrer langen Lebenserfahrung.
    »Ich nicht. Ich wollte Mädchen.«
    »Echt?« Auf einmal strahlten sie. »Ganz ehrlich?«
     
    »Und was macht ihr heute Abend?«, fragte ich später, als die Spülmaschine brummte.
    »Üben. Mit der Band.«
    »Wo übt ihr eigentlich die ganze Zeit?«
    »Sam hat da was organisiert. Wir dürfen einen Raum im Gemeindezentrum der Christuskirche benutzen.«
    »Jo und Pit kommen fast jeden Tag extra wegen uns aus Mannheim rüber.«
    »Jo und Pit?«
    »Der Gitarrist und der Drummer. Das haben wir dir jetzt schon mindestens dreimal erzählt!«
     
    Runkel hatte die ganze Zeit herumgestanden wie ein Bauer vor dem Bürgermeister. Endlich setzte er sich zu den anderen.
    »Vielleicht weiß er ja irgendwelche geheimen Sachen, die jemand aus ihm rauskriegen will, indem er Tim entführt?«, grübelte er.
    Klara Vangelis schüttelte leicht genervt den Kopf. »Das ist Unsinn. Wir glauben doch alle längst nicht mehr an diese Entführung.«
    Runkel war nicht leicht von einer Idee abzubringen, wenn er endlich einmal eine hatte: »Oder so ein Al-Qaida-Typ, dem die Amis die Kinder totgebombt haben?«
    Vangelis sah zur Decke. »Und welchen Grund hätte die Mutter dann, den Täter zu decken?«
    »Auch wieder wahr«, gab Runkel zu. Es war ihm anzusehen, wie gern er einmal mit ordentlichen internationalen Verwicklungen zu tun gehabt hätte.
    Außer Runkels abenteuerlichen Spekulationen brachte unsere Besprechung wenig Neues. Im linken der Gräber lag Andrea Basler, wie wir inzwischen wussten. Zwei Zahnfüllungen und ein verheilter Unterarmbruch hatten die Identifizierung leicht gemacht. Der Bruch stammte von einem Sturz vom Apfelbaum, hatte Balke herausgefunden. Spuren neuerer Verletzungen hatten unsere Spezialisten nicht gefunden.
    Nach Meinung der Gerichtsmediziner war sie eines natürlichen Todes gestorben. Vielleicht an einer Kinderkrankheit, die normalerweise mit ein paar Tabletten oder einer Spritze zu kurieren gewesen wäre. Vielleicht wäre sie noch am Leben, hätte Adam Crocoll sie zu einem Arzt gebracht. Aber das konnte er natürlich nicht riskieren. Von dem zweiten Kind kannten wir noch nicht einmal das Geschlecht. Es war zu Lebzeiten zwei Zentimeter kleiner gewesen als Andrea, und manches deutete darauf hin, dass es in seiner Kindheit nicht übermäßig gut ernährt worden war.
    Natürlich hatte die Presse groß über Gundrams Befreiung und die

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