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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Tim Ihr Sohn ist?«
    Jörgensen musterte mich ungläubig. Ich erwartete wieder eine barsche Antwort, aber da wanderte sein Blick zum Fenster. »Ich habe nie darüber nachgedacht, ehrlich gesagt. Andererseits kann ich mich nicht mal daran erinnern, in der Zeit mit Muriel geschlafen zu haben. Aber das sagt nichts. Habe ziemlich gesoffen, damals.«
    Lange sah er hinaus, wo helle Wolken über einen blassblauen Winterhimmel trieben.
    »Und damit Sie nicht noch mehr grübeln müssen: Ich bin drei Wochen nach dem berechneten Zeugungstermin nach Manila geflogen. Die frohe Botschaft habe ich per Telefon erhalten. Und wie ich zurückkam, da war der Junge zwei Monate alt.«
    »Ihre Frau war also ganz allein, als Tim zur Welt kam?«
    »Nein. Sie ist vernünftigerweise sechs Wochen vor der Entbindung nach Korfu geflogen, zu ihrer Schwester. Tim ist also ein kleiner Grieche, wenn Sie so wollen. Und manchmal denke ich, man sieht’s ein wenig an den dunklen Haaren und den Augen.«
    »Bei manchem kommt der Vaterstolz, wenn er sein Kind zum ersten Mal im Arm hält.«
    »Vaterstolz?« Müde schüttelte er den schweren Kopf. »Es war ein Baby, und es hat die meiste Zeit gebrüllt und in die Windeln geschissen.«
    Ich versuchte einen Überraschungsangriff: »Was haben Sie eigentlich gebaut auf Guam?«
    Hermann Jörgensen war völlig perplex von der Wendung. Offenbar hatte ich einen empfindlichen Punkt berührt. »Warum interessieren Sie sich denn plötzlich für meinen Job?«, fragte er langsam.
    »Wenn ich richtig rechne, dann haben die Arbeiten auf Guam vor Tims Geburt begonnen und sind bis heute nicht abgeschlossen. Es muss ein ziemlich großes Projekt sein.«
    Jörgensen zählte zu den Menschen, die nicht aus Wahrheitsliebe ehrlich sind, sondern weil sie einfach zu faul sind zum Lügen. Oder zu gleichgültig.
    »Das«, murmelte er, »darf ich Ihnen eigentlich nicht sagen.«
    »Ich weiß, dass die Amerikaner auf Guam eine große Airbase betreiben. Ihr Arbeitgeber war einer der größten amerikanischen Baukonzerne. Sie brauchen im Grunde nichts zu sagen.«
    »Sie sind auf der richtigen Fährte.« Inzwischen schien er kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen. Ich wollte mich schon erheben, aber da fuhr er fort: »Okay, mir kann sowieso keiner mehr was. Sie bauen atombombensichere Hangars für ihre Stealth-Bomber. Ist ein ziemlicher Krampf, weil das Grundwasser so verdammt hoch steht. Deshalb sind sie immer noch nicht fertig, und das Budget ist schon um knapp zweihundert Prozent überzogen. Aber da sind die Amis ja zum Glück nicht so. Wenn es um ihr Militär geht, ist das Teuerste gerade gut genug.«
    Es läutete an der Tür.
    »Das werden meine Kollegen sein«, sagte ich und erhob mich nun wirklich.
    »Und wann kriege ich meinen Revolver zurück?«, fragte er kleinlaut.
    »Nicht, solange ich bei der Heidelberger Kripo etwas zu sagen habe.«
    »Ich habe einen Waffenschein! Ich darf so ein Ding besitzen!«
    »Weshalb?« Ich setzte mich wieder. »Werden Sie bedroht?«
    Er wich meinem Blick aus. »Es hat mal eine Weile komische Anrufe gegeben.«
    »Was für Anrufe? Aus welchem Grund?«
    »Herrgott!«, schimpfte er in ohnmächtiger Wut. »Von Guam starten die amerikanischen Bomber nach Irak und Afghanistan, begreifen Sie denn nicht? Also geben Sie das Scheißding schon her! Es ist gegen das Gesetz, was Sie tun!«
    »Dann verklagen Sie mich.«
    »Keine Sorge.« Mit kindischem Grinsen drohte er mir mit dem Zeigefinger. »Ich werde mir zu helfen wissen, wenn es so weit ist.«
    »Ich kann Sie nicht daran hindern, sich das Leben zu nehmen. Aber ich will später nicht in der Zeitung lesen müssen, ich hätte es nicht versucht.«
    Die Wohnungstür klappte. Im Flur begann ein leiser Wortwechsel. Ich erkannte die Stimmen von Jörgensens Pflegerin und Klara Vangelis und ging hinaus.
    »Sie können es kurz machen«, sagte ich zu Vangelis, der zwei Kollegen und eine Kollegin von der Spurensicherung neugierig über die Schulter schauten. »Ich glaube nicht mehr, dass er irgendwas mit der Sache zu tun hat.«
     
    »Und?«, fragte ich, als ich kurz vor Mittag endlich mein Vorzimmer wieder betrat. »Wie ist es gelaufen?«
    »Erst haben sie sich fünf Minuten gestritten«, berichtete Sönnchen niedergeschlagen. »Dann ist es fünf Minuten ganz still gewesen. Und dann haben sie sich wieder gestritten.«
    »Also kein Erfolg.«
    »Sie sind nicht Arm in Arm rausgekommen, wenn Sie das meinen. Erst ist der Herr Balke gegangen und ein paar Minuten später seine

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