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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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leider als Sparflamme entpuppt. Und wie es in solchen Fällen manchmal kommt – sie hat sich einen Lover zugelegt.«
    »Leute gibt’s …«
    Theresas Lächeln wurde eine Spur breiter. »Ich habe ihr natürlich die schlimmsten Vorwürfe gemacht.«
    »Ausgerechnet du.«
    »Ich war ja noch jünger. Wie sie ihrem armen Mann das antun kann, ob sie sich denn nicht schämt, so frisch verheiratet. Was man als beste Freundin sagt in solchen Fällen.« Mit einem ersten, kleinen Funken Zärtlichkeit sah sie mir in die Augen. »Und weißt du, was Viola geantwortet hat? Dass sie das hin und wieder einfach braucht: Sex, ganz ohne Liebe und Schwüre und Familienplanung.«
    »Du musst mich unbedingt mit der Frau bekanntmachen!«
    Sie rammte mir den Ellbogen in die Magengrube und schmiegte ihre Wange an meine. Eine Weile schwiegen wir. Aber plötzlich war es kein drückendes Schweigen mehr, sondern gemeinsames Nachdenken, Genießen der Nähe, den gedämpften Geräuschen der Straße lauschen.
    »Wozu hast du mir das jetzt eigentlich erzählt?«, fragte ich schließlich.
    »Ich weiß nicht.«
    »Darf ich dich was fragen?«
    »Versuch’s.«
    »Warum hast du keine Kinder?«
    »Das ist eine schwierige Frage.«
    »Und das war keine Antwort.«
    »Sollte es auch nicht sein.«
    Wieder war es lange still.
    »Wir haben ein so unglaubliches Glück, Alexander«, sagte Theresa schließlich und streichelte meinen Oberschenkel.
    »Wie kommst du zu dieser tiefgründigen Erkenntnis?«
    »Wir haben unsere ersten sexuellen Erfahrungen in genau der einen Weltsekunde gemacht, als es die Pille schon und Aids noch nicht gab. Als freie Liebe für einen winzigen Augenblick möglich war.«
    »Hm«, erwiderte ich. »Frühere Generationen haben auch ihre Mittelchen und Wege gefunden, ihren Spaß zu haben.«
    »Stimmt auch wieder. Da brauche ich nur an Ihre Majestät, Kurfürstin Elisabeth Augusta zu denken.« Mit plötzlicher Energie drückte meine Liebste ihrer Zigarette das Lebenslicht aus. »Und jetzt legen wir uns ein wenig hin und erholen uns von diesen komplizierten Überlegungen.«
    »Was hier wirklich fehlt, ist Musik«, meinte ich.
    »Und ein wenig Mobiliar könnte unsere Wohnung auch vertragen«, meinte sie lächelnd. »Da fällt mir ein: Meine Putzfrau hat sich kürzlich von ihrem Freund getrennt und zieht in eine kleinere Wohnung. Sie hat jede Menge überzählige Sachen und weiß nicht, wohin damit. Ich könnte sie fragen … Was guckst du denn so merkwürdig?«
    »Das Wort Putzfrau macht mich seit Neuestem nervös. Weiß auch nicht, warum.«
    »Hat es mit deiner Arbeit zu tun?«
    »Womit sonst?«
    Theresa schlang ihre heißen Arme um meinen Hals und drückte mich an sich, dass mir die Luft wegblieb.
    »Dann werde ich dafür sorgen, dass Sie Ihre Arbeit jetzt mal für ein Weilchen vergessen, Herr Kriminaloberrat«, schnurrte sie mir ins Ohr. Es gelang mir, mein Glas abzustellen, ohne dass es zu Bruch ging.
    »Ich liebe deinen Duft!«, seufzte ich.
    »Und ich habe heute Zeit bis in die Puppen. Egonchen kommt erst lange nach zwölf.«
    »Ich liebe deinen Mann!«
    »Und diese lästigen Sachen, die ziehen wir jetzt mal aus.«
    »Ich liebe deine praktische Art.«
    »Hör endlich auf mit dem Gesülze, Süßer!«
    »Sag noch einmal Süßer zu mir, und du bist mein nächster Mordfall!«
     
    Später, als wir wieder bei Sinnen, Verstand und Atem waren, fiel mir etwas auf: »Habe ich mich vorhin verhört, oder hast du tatsächlich Kriminaloberrat gesagt?«
    »Ups.« Theresa verschluckte sich am Rauch und hustete.
    »Weißt du etwas, was ich nicht weiß?«
    »Ich weiß vieles, wovon du keinen Schimmer hast.«
    »Hast du es gesagt oder nicht?«
    »Es sollte eigentlich Egonchens Weihnachtsüberraschung sein für dich. Ich hoffe, du freust dich trotzdem bei der offiziellen Verkündigung.«
     
    Es war genau drei Uhr und elf Minuten, als ich aus dem Schlaf schreckte.
    Plötzlich waren Bild und Ton wieder da.
    Es war spät gewesen in der Susibar. Nur noch René und ich und Susi, und am Ende hatten wir nur noch gelacht und herumgealbert. Pretorius gab Anekdoten aus seinem Berufsleben zum Besten, Susi wusste Schwänke von ihrer Kundschaft zu erzählen, ich konnte die eine oder andere kuriose Begebenheit aus meinem Amt beisteuern. Pretorius konnte ein blendender Alleinunterhalter sein. Er hatte sogar Talent zum Stimmenimitator, und wir schlugen vor, er solle es doch im Kabarett versuchen. Davon wollte er jedoch nichts wissen, weil ihm erstens sein Beruf ungeheuren

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