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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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acht, noch immer standen knapp fünfzig Telefonnummern auf Balkes Liste, und wir waren so schlau wie am Morgen. Zu Balkes Empörung hatte ich angeordnet, dass die Nachforschungen übers Wochenende fortgesetzt wurden. Mein Handy würde die ganze Zeit eingeschaltet bleiben.
     
    »Ich habe mit der Nachbarin telefoniert«, eröffnete ich meinen Töchtern, als ich die Wohnungstür hinter mir schloss. »Tims Mutter muss ja eine schreckliche Frau sein.«
    Die beiden wechselten einen verunsicherten Blick. »Wir finden sie eigentlich ganz okay.«
    »Ihr … was?« Ich hängte meinen Mantel an die Garderobe.
    Treuherzig sahen sie mich an. »Wir sind heute Nachmittag dort gewesen und haben einfach mal geklingelt«, gestand mir Sarah.
    »Ihr habt bei wildfremden Menschen geläutet und gefragt, was aus ihrem Kind geworden ist?«
    »Wir sind ja nicht doof«, versetzte Louise gekränkt. »Wir haben einfach gesagt, wir wären auf der Suche nach einem Babysitter-Job.«
    »Und was hat Frau Jörgensen geantwortet?«
    »Dass sie keinen Babysitter braucht.«
    »Weil Tim ja schon fast vier ist.«
    »Und außerdem ist er für eine Weile bei seiner Tante.«
    »Und sie hat nicht gesagt, ihr sollt euch zum Teufel scheren?«
    »Nein. Sie war eigentlich total nett.«
    »Nur ein bisschen müde ist sie mir vorgekommen«, meinte Louise.
    »Und gestresst irgendwie. Wie du manchmal.«
    »Sie hat euch vermutlich auch verraten, wo diese Tante wohnt?«
    Sie schüttelten die Köpfe. »Er ist länger krank gewesen, hat sie gesagt.«
    »Husten hat er gehabt. Und da hat der Arzt gemeint, sie soll ihn für ein paar Wochen ans Meer schicken.«
    »Das heißt, die Tante wohnt am Meer?«
    Diesmal nickten sie. »An der Nordsee.«
    »Und all das hat euch die Frau einfach so an der Haustür erzählt?«
    Sie folgten mir in die Küche und sahen zu, wie ich den Kühlschrank nach etwas Essbarem durchsuchte. Mein Magen knurrte, ich fand jedoch nichts, worauf ich Appetit hatte.
    »Habt ihr schon gegessen?«
    »Ist ja nichts da.«
    »Ihr hättet einkaufen können.«
    Diese Idee lag ihnen offensichtlich so fern wie der Mond.
    »Was haltet ihr vom Italiener?«
    »Keine Zeit. Wir wollten noch weg.«
    Ich setzte mich auf einen der Stühle und überlegte, ob ich mir eine Pizza kommen lassen sollte.
    »Sie ist echt ganz nett gewesen«, sagte Louise. »Sie hat sogar gesagt, wenn Tim wieder da ist, dann sollen wir uns ruhig noch mal melden. Vielleicht braucht sie doch hin und wieder wen, der auf ihn aufpasst.«
    »Wir können nämlich auch ganz nett sein, wenn wir wollen.«
    »Ich weiß«, seufzte ich. »Und ich fände es schön, wenn ihr daheim auch häufiger von eurer Nettigkeit Gebrauch machen würdet.«
    »Was soll denn das jetzt heißen?«, fuhr Sarah auf.
    Müde und hungrig zählte ich an den Fingern ab: »Der Kühlschrank ist leer, der Müll muss seit Tagen runter, die Spülmaschine muss ausgeräumt werden, in der Waschmaschine fault die Wäsche …«
    »Geht leider gerade nicht«, unterbrach mich Sarah, bevor die Liste noch länger wurde. »Wir sind sowieso schon spät dran.«
    »Wir sind verabredet«, sekundierte Louise. »Sonst natürlich gerne.«
    »Darf man wissen, mit wem und bis wann?«
    »Mit Jungs.«
    »Könnte bisschen später werden.«
    »Kommt nicht in die Tüte.«
    »Paps, es ist Freitag! Morgen haben wir keine Schule!«
    »Bis zehn und keine Minute länger. Ihr seid fünfzehn, vergesst das nicht.«
    Mit offenen Mündern plumpsten sie auf die Stühle.
    »Manno!«, tönte es in Stereo. »Kommt jetzt wieder diese Leier?«
    »Ihr durftet noch nie länger als bis zehn wegbleiben.«
    »Aber wir haben’s schon oft gemacht!«
    »Schlimm genug.«
    »Sag jetzt bloß nicht, dass ab sofort andere Saiten aufgezogen werden oder irgend so ’n Quatsch.«
    »Es lag mir auf der Zunge.«
    »Und wenn wir vielleicht jetzt gleich noch die Spülmaschine …?«
    »Okay. Viertel nach zehn.«
    »Und den Müll …?«
    »Halb elf.«
    »Die Waschmaschine?«
    »Viertel vor elf.«
    »Ey, das ist voll die Erpressung!«
    »Das ist keine Erpressung, das nennt man ein Geschäft.«
    Während meine Töchter sich leise, aber unüberhörbar maulend ans verhasste Werk machten, griff ich zum Telefon und rief den Pizzaservice an. Auch ich hatte vor, nach dem Essen noch einmal wegzugehen. Aber das brauchten meine Töchter nicht zu wissen.

7
    Am Samstagmorgen bekam ich meine Zwillinge – wie an Wochenenden üblich – nicht zu Gesicht. Gestern Abend waren sie sogar halbwegs pünktlich, wenn auch

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