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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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mit der Fahndung sind. Und zwar wollt er das von Ihnen persönlich hören. Schließlich liest man ja jetzt überall, dass Sie sich seit Neuestem auch um die kleinen Sachen kümmern.«
    »Was haben Sie ihm geantwortet?«
    »Dass Sie nicht da sind, Punkt. Und diesmal hat’s sogar gestimmt. Wie war’s übrigens im Elsass?«
    »Traumhaft.«
    »Man sieht’s«, stellte sie befriedigt fest. »Man erkennt Sie kaum wieder.«
    Schon in der Tür wandte sie sich noch einmal um. »Den Vogel abgeschossen hat ja dieser Depp vor ein paar Wochen. Der wollt Sie auch unbedingt sprechen, un-be-dingt. Und wie ich sag, so geht das aber nicht, da hat der Sachen zu mir gesagt, die trau ich mich gar nicht zu wiederholen.«
    »Ich denke, Sie können auch ganz schön austeilen, Frau Walldorf«, meinte ich lächelnd.
    »Dabei hat’s sogar gestimmt. Sie waren wirklich nicht da. Sie waren in irgendeiner Besprechung, das weiß ich noch genau. An dem Tag ist es wegen diesem verschwundenen Jungen hoch hergegangen. Aber das wollt der Idiot mir natürlich nicht glauben. Und, das war dann der Gipfel, dann hat er gesagt, es wird mir noch leid tun, und ich soll abends in Zukunft gut aufpassen, wer hinter mir geht. Eine Weile hab ich dann tatsächlich ein bisschen Angst gehabt, wenn ich im Dunkeln vom Gesangsverein heimgelaufen bin.«
    Energisch schloss sie die Tür hinter sich, und ich sichtete meine Post. Sönnchen hatte die Werbung schon aussortiert, und so war das Häufchen zum Glück überschaubar. Draußen hörte ich meinen guten Bürogeist wieder einmal telefonieren. Diesmal schien das Gespräch von der angenehmeren Sorte zu sein, denn Sönnchen lachte viel. Ich mochte es, wenn sie lachte. Manchmal musste ich dann mitlächeln, ohne zu wissen, worüber. Vielleicht war das mit der schalldichten Tür doch keine so gute Idee.
    Als ich den Packen erledigter Briefe mit Genuss in den Karton warf, den mir meine seit einiger Zeit umweltbewusste Sekretärin fürs Altpapier bereitgestellt hatte, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Unser Gehirn denkt ja meist ohne uns. Ideen kommen uns oft gerade dann, wenn wir am wenigsten damit rechnen und uns überhaupt nicht mit dem Thema beschäftigt haben.
    Eine Sekunde später stand ich in der Tür. »Wann genau war das?«
    Sönnchen legte eben den Hörer auf und sah mich sehr verdutzt an.
    »Wann war was?«
    »Dieser Anrufer, der Sie bedroht hat.«
    »Wie gesagt …« Ihre Augen wurden schmal. »Nicht allzu lang, nachdem der kleine Gundram verschwunden ist. Ein, zwei Tage später vielleicht.«
    »Genauer wissen Sie es nicht?«
    Ihre Hand lag immer noch auf dem Telefon.
    »Ich müsste nachdenken.«
    »Tun Sie das bitte.«
    »Hab ich was falsch gemacht?«
    »Aber nein. Es interessiert mich nur.«
    Ihr Blick wurde misstrauisch. »Es ist aber wichtig?«
    »Das kann ich im Augenblick noch nicht sagen.«
    Sie ergriff die Computermaus und starrte mit hochgezogenen Brauen auf ihren Flachbildschirm.
    »Am fünften August ist der Kleine verschwunden«, murmelte sie. »Der Anruf war am Vormittag, das weiß ich noch, so zwischen neun und zehn. Am Sechsten sind Sie vormittags nur kurz bei Liebekind gewesen, sehe ich in Ihrem Kalender, und später die ganze Zeit in Ihrem Büro. Da kann’s also nicht gewesen sein. Dann war’s vielleicht der Dienstag? Doch, das würd passen: Besprechung Staatsanwaltschaft, neun bis halb elf.«
    Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich ihr gegenüber. »Es war ein Mann, so viel wissen wir schon mal.«
    »Und kein ganz junger. So mittelalt, würd ich sagen.« Noch immer starrte sie auf den Bildschirm. »Mittwoch würd auch noch passen. Da haben Sie um neun die Besprechung mit der Soko gehabt. Die war im großen Besprechungsraum drüben, weil es so viele Leute waren. Ein echter Prolet ist der gewesen, kann ich Ihnen sagen. Manchmal ist man direkt froh, dass man durchs Telefon nichts riechen kann.«
    »Was genau hat er gesagt?«, fragte ich in möglichst ruhigem Ton.
    Endlich wandte sie den Blick vom Monitor und sah mich an. »Na, dass er Sie sprechen will.«
    »Einen Grund hat er nicht genannt?«
    »Er wollt nur mit Ihnen persönlich reden. Und wie ich gesagt hab, das geht nicht, da ist er sofort pampig geworden.«
    »Normalerweise notieren Sie sich doch die Nummern aller Anrufer, oder?«
    »Das hab ich von Ihrem Vorgänger gelernt, dem Herrn Seifried.« Sie nickte bedächtig. »Der hat großen Wert drauf gelegt, dass man alles aufschreibt. Der ist in allem sehr ordentlich gewesen.«
    Im

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