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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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irgendwie zugleich ein Finsterling und ein Wunderknabe zu sein.
    »Wie ist er denn auf euch gekommen?«
    »Es hat eine Ausschreibung gegeben, im Internet. Man konnte sich bewerben.«
    »Und da haben wir ihm einen Take geschickt. Haben wir selber am PC aufgenommen. ›Echo of a night‹, kennst du bestimmt nicht.«
    »Und Sam war total happy!«
    Sie leuchteten vor Begeisterung und Glück.
    »So was wie uns sucht er seit über einem Jahr!«
    »Dann war das gestern Abend so eine Art Casting?«
    Jetzt strahlten sie wie Flutlichtmasten. »Wir sind die Nummer eins!«
    »Zwillinge sind nämlich total der Burner zurzeit, sagt Sam.«
    »Bill und Tom von Tokio Hotel sind ja auch Zwillinge!«
    »Wir müssten natürlich Gesangsunterricht nehmen.«
    Wir kamen zu den Kosten.
    »Und ein bisschen Ballettunterricht auch.«
    Das klang nicht gut.
    »Das übernimmt aber alles Sam. Er hat da wen an der Hand.«
    »Eine Freundin in Mannheim. Sie schuldet ihm was, weil er sie groß rausgebracht hat.«
    Also vorläufig doch keine Kosten?
    »Wer ist diese Freundin?«, wagte ich zu fragen.
    »Helen Cederström. Hast du bestimmt schon von gehört.«
    »Nein.«
    Alt ist man, hatte ich einmal gelesen, wenn man die Musik im Radio noch mag, die Namen der Interpreten aber nicht mehr kennt.
    »Paps, die halbe Stadt hängt voller Plakate von ihr!«
    »Irgendwie …« Was sollte ich sagen? Die Wahrheit: »Mir ist das alles ein bisschen unheimlich. Ich würde euren Sam gerne kennenlernen, bevor ich mir eine Meinung bilde.«
    Louise drückte schon die Tasten ihres Handys.
    »Er ist total der Fan von uns«, erklärte mir Sarah währenddessen. »Den Drummer und den Gitarristen hat er auch schon. Wir brauchen nur noch einen Keyboarder und vielleicht ein, zwei Streicher.«
    »Wir suchen auch schon einen Namen für die Band!«
    »Was sagst du zu Destination Hanoi?«
    Vorläufig erst einmal gar nichts.
     
    Eine Viertelstunde später drückte ich Sams weiche Hand. Er sah aus wie ein wohlerzogener junger Mann aus einer anständigen und nicht ganz armen Familie. Aus der fließenden Bewegung, mit der er sein einen Tick zu langes braunes Haar zurückstrich, schloss ich, dass er für meine Töchter zumindest als Mann keine Gefahr darstellte.
    »Ganz, ganz großes Kompliment, Herr Gerlach«, waren seine ersten Worte. »Sie haben zwei wirklich zauberhafte Töchter.«
    Damit war ich schon so gut wie erledigt.
     
    Sönnchen war inzwischen zu meiner persönlichen Pressereferentin aufgestiegen.
    »Das ZDF will ein Fünfzehn-Sekunden-Statement von Ihnen für die Abendnachrichten«, begann sie, kaum hatte ich am Montagmorgen das Vorzimmer betreten.
    »Nein.« Ich hängte meinen wieder einmal durchnässten Mantel an die Garderobe.
    »Die Bild-Zeitung für eine bundesweite Titelstory?«
    »Zweimal nein.«
    »Zwanzig Zeilen für unsere Zeitung zum aktuellen Stand unserer Schwerpunktaktion Kleinkriminalität?«
    »Um Himmels willen!«
    Wie lange dauerte das wohl, bis die Medien sich wieder wichtigeren Dingen zuwandten? Zwei Tage? Eine Woche? Sichtlich unzufrieden faltete meine Sekretärin ihre Liste zusammen.
    Das Telefon läutete. Sie nahm ab. Ihr Blick sagte: Es war für mich. Ich ging hinüber an meinen Schreibtisch und nahm noch im Stehen den Hörer ab.
    »Sieben, fünf, drei!«, tönte eine wohl gelaunte Männerstimme. »Rom schlüpft aus dem Ei!«
    »Ich fürchte, Sie haben sich verwählt.«
    »Baierer hier.«
    »Tut mir leid …«
    »Der Mann mit dem Traktor.«
    »Ach ja.« Ich setzte mich. »Und was war das eben mit Rom?«
    »Sag ich doch: Sieben, fünf, drei.«
    »Herr Baierer, bitte, mein Humor hält sich am Montagmorgen in Grenzen.«
    »Manchmal denke ich, das Einzige, was ich in der Schule gelernt habe, sind der Kopfstand und zwei blöde Sprüche, die man im Leben garantiert zu nichts brauchen kann. Drei, drei, drei – na?«
    »Bei Issos Keilerei.« Ich rieb mir die Augen und unterdrückte ein Gähnen.
    »Sieben, fünf, drei sind die Ziffern von der Autonummer.«
    Jetzt war ich wach. »Der schwarze Geländewagen?«
    »Die ganze Zeit hab ich das blöde Gefühl gehabt, dass mit der Nummer irgendwas war. Gestern Nachmittag bin ich dann extra noch mal hingefahren und habe mir die Stelle angeguckt. Und da habe ich auf einmal das Wort Rom im Kopf gehabt, als wär’s innen auf meine Stirn gebrannt. Aber erst am Abend, beim Tatort, hat’s auf einmal geschnackelt: sieben, fünf, drei.«
    »Kein Zweifel?«
    »Mir ist die Nummer schon aufgefallen, wie dieser Blödmann da

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