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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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vor mir auf der Straße rumgekurvt ist. Der hat’s ja so eilig gehabt, dass er schier noch im Straßengraben gelandet wäre mit seiner Angeberkarre.«
    »Den Rest des Kennzeichens wissen Sie nicht zufällig auch noch?«
    »Keinen Schimmer. Leider.«
    »Könnte es Hof gewesen sein?«
    »Das liegt irgendwo in Bayern, oder?«
    »In der Nähe der tschechischen Grenze. Das Ortskürzel ist HO.«
    »Möglich. Könnte aber genauso gut Mannheim oder Buxtehude gewesen sein. Ich weiß nur eines, aber das weiß ich: sieben, fünf, drei.«
     
    Dank moderner Computertechnik und bundesweiter Behördenvernetzung brauchte Sven Balke nur eine Viertelstunde, um abzuklären, dass es im Landkreis Hof genau dreiundzwanzig Fahrzeuge mit der von Baierer genannten Ziffernfolge gab. Keines davon war ein Audi Q7 oder wenigstens ein Geländewagen. Auch vor drei Jahren hatte es keines gegeben.
    »Drei Möglichkeiten«, schimpfte er. »Entweder Hof stimmt nicht, oder die Zahlen sind falsch, oder Nikolas hat sich doch beim Wagentyp geirrt.«
    Ich gab ihm einen Wink, sich zu setzen, griff zum Hörer und bat Sönnchen, mir eine Verbindung herzustellen. Die Wartezeit versuchte ich für ein wenig psychologische Mitarbeiterbetreuung zu nutzen. Balke sah mit jedem Tag schlechter aus.
    »Haben Sie abgenommen?«
    »Bin in letzter Zeit ziemlich viel im Fitness-Studio«, erwiderte er trotzig und starrte auf seine Knie. »Und fangen Sie bitte nicht wieder mit Nicole an!«
    »Es lag mir auf der Zunge.«
    Als er mir ins Gesicht sah, war in seinem Blick etwas Feindseliges. Gerade öffnete er den Mund zu einer sicherlich nicht freundlichen Erwiderung, da summte zu meiner Erleichterung mein Telefon.
    »Brettschneider«, meldete sich eine gemütliche Stimme in breitestem Schwäbisch.
    »Hauptkommissar Brettschneider?«
    »Ehemaliger Hauptkommissar. Bin seit April in Pension.«
    »Meinen Glückwunsch. Sie haben damals Nikolas Kowalschik vernommen?«
    »Wenn das der Bub ischt, der vor drei Jahren angeblich beinah entführt worden ischt, ja. Aber falls Sie Akten brauchet, müsset Sie sich an die Kollege in Ulm wende.«
    »Mir geht es nicht um Akten, sondern um Ihre persönliche Meinung. Für wie glaubwürdig halten Sie die Aussagen des Jungen?«
    »Schwer zum sage.« Schon an seiner Art zu sprechen merkte ich: Der Mann hatte beneidenswert viel Zeit. »Das Büble hat halt scho a blühende Phantasie g’habt. Da hat sich mehr als einmal Dichtung und Wahrheit vermischt.«
    »Mir geht es um zwei Punkte: den Wagentyp und das Kennzeichen.«
    »Das Auto ist natürlich ein großes Thema gewesen.« Plötzlich sprach der pensionierte Hauptkommissar fast akzentfrei Hochdeutsch. Als hätte er sich in Gedanken wieder in sein Büro zurückversetzt. »Ich bin sogar mit dem Nikolas in die Stadt gefahren, zu einem Audi-Händler. Aber von dem Q7, von dem war er nicht abzubringen. Das Kennzeichen – na ja. Die meisten Buchstaben hat er ja schon lesen können, obwohl er noch nicht in die Schule gegangen ist. War schon ein helles Bürschchen, der kleine Nikolas.«
    »Das heißt, aus Ihrer Sicht gab es keine Zweifel?«
    »Der Zweifel ist gewesen, ob er die ganze Geschichte nicht bloß erfunden hat.«
     
    »Der Herr Balke macht mir langsam Sorgen«, sagte meine Sekretärin, als Balke gegangen war. »Der sieht ja furchtbar aus!«
    »Er müsste sich mit seiner Freundin aussprechen. Er kommt einfach nicht von ihr los und geht allmählich kaputt an der Geschichte.«
    Über ihr Gesicht ging ein Leuchten. »Da hätte ich vielleicht eine Idee!«
    »Egal, was es ist, einen Versuch ist es wert. Wenn das so weitergeht, dann wird er am Ende noch krank oder fängt womöglich an zu trinken.«
    »Ich bräuchte aber für eine halbe Stunde Ihr Büro.«
    »Heute oder morgen?«
    Wir einigten uns auf übermorgen. Sönnchen rieb sich die Hände voller Tatendrang. »Die Zeitung hat übrigens schon wieder angerufen …«
    »Ich sagte doch schon: nein.«
    Aber während ich sprach, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf.
    »Augenblick, ich hab’s mir überlegt. Sie können mich gleich verbinden.«
     
    Die Journalistin, mit der ich wenige Minuten später telefonierte, kannte ich schon von anderen Gelegenheiten. Ihre erste Frage galt der zerstörten Schranke.
    »Zu laufenden Ermittlungen kann ich Ihnen leider nichts sagen.«
    »Und wie zufrieden sind Sie insgesamt mit den Erfolgen Ihrer neuen Sicherheitspolitik?«
    »Verstehen Sie, das sind ja nicht nur meine Erfolge. Es sind die Erfolge eines großen und sehr

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