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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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WG-Ambiente passen wollten.
    »Wie bist du an diese Wohnung gekommen?«, fragte Theresa mit Blick über den Rand des Sektkelches hinweg. »Sechs Euro pro Quadratmeter so nah am Zentrum, das geht doch nicht mit rechten Dingen zu.«
    Ich versuchte, sie durch Zärtlichkeiten auf andere Gedanken zu bringen, aber dadurch wurde ihr Misstrauen erst recht geweckt.
    »Beziehungen«, erwiderte ich einsilbig.
    »Zu wem?« Bei Theresa gab es kein Ausweichen, wenn sie etwas wissen wollte.
    »Das möchtest du nicht hören.«
    »Steckt eine andere Frau dahinter?«
    »Nicht was du denkst. Sie ist mir aus einem gewissen Grund dankbar und hat das Ganze auch bloß vermittelt. Vermieter ist ein gewisser Berti.«
    »Berti?« Die Miene meiner Liebsten wurde immer kritischer.
    »Den Nachnamen weiß ich nicht. Es gibt ja noch keinen Vertrag.«
    »Alexander, du hast Geheimnisse vor mir! Gib’s zu, da steckt eine Schweinerei dahinter.«
    »Schweinerei ist maßlos übertrieben. Ich musste nur … Nein, du willst es wirklich nicht wissen.«
    Theresa stellte ihr Glas zur Seite. »Was musstest du?«
    »Ein kleines bisschen lügen.«
    Sie lachte hell und küsste mich auf die Nasenspitze. »Aber lügen wir nicht alle? Ich belüge meinen Mann, du deinen Chef. Ich belüge meine Nachbarin, wenn ich sage, ihre neue, schweinchenrosa getönte Frisur steht ihr, du belügst die Zeitungsleute, wenn du wieder einmal behauptest, ein Fall stehe kurz vor der Aufklärung, obwohl ihr noch völlig im Dunkeln tappt.«
    Plötzlich wollte mir der Sekt nicht mehr schmecken.
    »Es war eine Notlüge. Wir steckten in einer Notlage, das wirst du zugeben.«
    Sie begann, mich zu streicheln, war jedoch nicht vom Thema abzubringen. »Das wird ja immer spannender. Jetzt aber raus mit der Sprache: Was ist hier los?«
    »Ich habe dem Vermieter erzählt, ich bräuchte die Wohnung nicht für mich, sondern für eine Bekannte.«
    Sie gluckste. »Eine Bekannte?«
    »Sollte ich sagen, für meine Geliebte? Der Mann kennt mein Gesicht aus der Presse. Außerdem vermietet er die Wohnungen in diesem Haus ausschließlich an Künstler.«
    Theresas Blick bekam etwas Schalkhaftes. »Und ein Künstler bist du natürlich nicht, das ist klar.«
    »Und da habe ich dann dummerweise gesagt, du schreibst Romane.«
    Ihre heißen Hände erstarrten. »Romane?«
    »Herrgott.« Von Klara Vangelis verhört zu werden, musste der reine Urlaub sein verglichen mit dem, was ich gerade durchlitt. »Erotische Romane, habe ich gesagt.«
    »Erotische Romane«, schnappte sie. »Aber wie konntest du …?«
    »Ich hatte doch keine Wahl«, versuchte ich das heraufziehende Gewitter noch abzuwenden. »Wir hätten in zehn Jahren noch keine Bleibe, wenn …«
    »Ich habe bisher keiner Menschenseele etwas davon erzählt«, fiel sie mir ins Wort.
    »Was erzählt?«
    »Von meinem Roman.«
    »Du schreibst doch nicht etwa wirklich …?«
    »Seit Jahren gehe ich mit der Idee schwanger. Und im Sommer dachte ich, warum soll ich es nicht einfach versuchen.«
    »Dann hast du also auch Geheimnisse vor mir«, sagte ich mit schlecht geheuchelter Empörung.
    »Eine Beziehung ohne Geheimnisse«, dozierte meine Liebste mit erhobenem Zeigefinger, »endet entweder in tödlicher Langeweile oder in einem Blutbad.«
    »Was für eine Art Roman ist das?«
    »Etwas Historisches natürlich. Zentrale Figur ist Kurfürstin Elisabeth Augusta. Sie war eine überaus lebenslustige Frau, die sich für ihre Zeit die unglaublichsten Frechheiten geleistet hat.«
    »Dann wird es also doch so etwas wie ein erotischer Roman?«
    Sie grinste schelmisch und schenkte Sekt nach. »Aber nicht nur.«
    »Und ich habe gar nicht geschwindelt.«
    »Aus Versehen die Wahrheit sagen, ist auch gelogen.«
    »Du musst deshalb nicht gleich philosophisch werden.«
    »Ich bin auf Seite dreiundsiebzig«, erklärte sie verträumt und reichte mir mein Glas, »und sie hat schon fünfmal Sex gehabt, mit drei verschiedenen Männern.«
    »Wie ich dich kenne, nur nicht mit ihrem eigenen.«
    »Ihr Karl Theodor soll mindestens so eine Schlaftablette gewesen sein wie Violas Ehemaliger.«
    »Das klingt weniger nach Erotik als nach Pornografie.«
    »Später werde ich natürlich noch jede Menge Historisches und Atmosphäre hinzufügen.« Wir stießen an und tranken. »Aber erst mal kümmere ich mich um das Wesentliche, habe ich gedacht. Man verzettelt sich sonst leicht. Und dieser Teil macht natürlich auch wesentlich mehr Spaß.«
    Sie prustete los, ich stimmte ein, und Augenblicke später

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