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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Verdächtigen zu beschaffen, und rief regelmäßig an, um uns die neuesten Erkenntnisse mitzuteilen.
    Crocoll war siebenundsechzig Jahre alt und hatte, bevor er im vergangenen Herbst in den Ruhestand trat, die Produkte eines Heidelberger Herstellers edler Badezimmerarmaturen vertreten. Das Gebiet, das er bereist hatte, reichte vom Hochrhein im Süden bis zum Main hinauf und vom Oberrhein im Westen bis nach Ulm. Er war verheiratet und lebte zusammen mit seiner anscheinend behinderten Frau in einem großen Haus in Feudenheim, einem Stadtteil Mannheims. Bis zu seiner Pensionierung war sein Audi auf die Firma zugelassen gewesen.
    »Der Mann wirkt absolut solide!«, rief ich in den Motorenlärm hinein. »Sein ehemaliger Arbeitgeber beschreibt ihn als überkorrekten Opatyp, der keiner Fliege ein Bein ausreißen kann.«
    Balke antwortete durch die Zähne mit einem seiner Standardsprüche: »Sind das nicht die Schlimmsten?«
    Er schwenkte auf die rechte Spur, um einen Mercedes zu überholen, und scherte knapp vor ihm wieder ein. Das Viernheimer Kreuz kam in Sicht, die Dame im Navi gab irgendwelche Anweisungen, die man im Lärm kaum verstehen konnte, Balke bremste scharf und setzte den Blinker. Über eine breite, vierspurige Straße ging es in die Stadt hinein, wir bogen noch einige Male ab, schließlich schaltete Balke Signalhorn und Blaulicht aus und bremste eine halbe Minute später vor einem mannshohen, zweiflügeligen Tor aus weiß lackiertem Holz.
    »Sie haben Ihr Ziel erreicht«, fiel jetzt auch unserer virtuellen Führerin auf.
    Rechts und links von der Einfahrt wuchsen hohe Hecken. An einem ebenfalls weißen Pfosten befanden sich ein liebevoll poliertes Messingschild mit graviertem Namensschild, Klingelknopf, Gegensprechanlage und Kameralinse. Vom Haus selbst war wegen der Hecken nur das Dach zu erkennen.
    Von Vangelis wusste ich inzwischen, dass Crocolls Frau das Anwesen von ihren Eltern geerbt hatte.
    Ich musste drei- oder viermal läuten, bis der Türöffner summte. Der breite und etwa zehn Meter lange Weg zum Haus führte zwischen bestens gepflegten Büschen und Bäumen hindurch.
    Adam Crocoll erwartete uns an der Tür. Mit ruhigen Bewegungen wischte er sich die Hände an der sandfarbenen Jeans sauber. Er lächelte uns entschuldigend entgegen.
    »Verzeihen Sie, dass Sie warten mussten. Ich hatte im Keller zu tun.«
    Vor mir stand ein gepflegter, hochgewachsener Mann, dessen bedächtige Art zu sprechen ihn mir sofort sympathisch machte. Natürlich wunderte er sich nicht wenig, warum plötzlich zwei etwas atemlose Kripobeamte vor ihm standen. In einem großen Rhododendron unmittelbar neben dem Eingang zankten ein paar Spatzen.
    »Treten Sie bitte ein«, sagte Crocoll nach einem nachlässigen Blick auf unsere Dienstausweise. »Was verschafft mir denn die unerwartete Ehre?«
    Das großzügig geschnittene, zweistöckige Haus lag auf einem ungewöhnlich weitläufigen Grundstück im Süden Feudenheims nahe der Neckarschleuse. Wir wurden durch einen hellen Vorraum geführt, dessen ockerfarben gestrichene Wände über und über voller vermutlich selbst gemachter Fotos hingen, und betraten ein noch viel geräumigeres Wohnzimmer. Crocolls Bewegungen wirkten sicher und entspannt. Auch sein Blick war keine Sekunde unruhig geworden. Der Ausblick in den Garten war beeindruckend. Es roch nach angebratenem Paprika. Vermutlich stand das Mittagessen schon auf dem Herd.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass es mitten in Mannheim noch solche Grundstücke gibt«, sagte ich.
    »Heute könnte das auch kein Mensch mehr bezahlen«, erwiderte er behaglich lächelnd. »Nehmen Sie bitte Platz. Was darf ich Ihnen anbieten?«
    Inzwischen bezweifelte ich, dass wir hier an der richtigen Adresse waren. Nach allem, was ich bisher über unseren Gastgeber in Erfahrung gebracht hatte, war er die Harmlosigkeit in Person. Natürlich sieht man einem Pädophilen seine Veranlagung nicht an der Nasenspitze an. Aber der Mann, der uns hier im Daniel-Hechter-Cityhemd mit halb hochgekrempelten Ärmeln gegenübersaß, die Ellbogen locker auf den Knien, die Flächen der schmalen Klavierspielerhände lose aneinandergelegt, strahlte nicht einen Hauch von Unruhe aus. Sein lockiges und beneidenswert dichtes dunkelbraunes Haar war trotz seines Alters noch kaum ergraut.
    »Herr Crocoll«, begann ich, »bitte entschuldigen Sie den Überfall. Wir müssen Ihnen leider ein paar lästige Fragen stellen.«
    »Ich bin gespannt.«
    Von oben hörte man leise Schritte auf dezent

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