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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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lagen wir wieder auf unserer Matratze.
    Unser Saxofonist spielte, als wäre es nur für uns.
     
    »Weißt du, was ich ungerecht finde?«, fragte Theresa später, als die Zigarette brannte und der Musiker in der Wohnung über uns sich eine verdiente Pause gönnte. »Männer werden mit den Jahren attraktiver, wir Frauen hässlicher.«
    »Wenn ich morgens in den Spiegel sehe, dann habe ich nicht den Eindruck, ich wäre in den letzten Jahren schöner geworden.« Ich drückte sie an mich und küsste sie auf den vollen, weichen und nach Rauch schmeckenden Mund. »Und bevor du alt und hässlich wirst, kannst du noch halb Heidelberg vernaschen.«
    »Wieso nur halb?« Empört schob sie mich weg. »Willst du etwa andeuten, die andere Hälfte verabscheut mich?«
    »Weil die andere Hälfte weiblich ist.«
    »Was hast du gegen Frauen?«
    »Gnädigste, Sie sind mal wieder unmöglich.«
    Eine Weile rauchte Theresa schweigend. Sie dachte nach. Plötzlich sah sie mich neugierig von der Seite an.
    »Hattest du noch nie Lust auf einen Mann?«
    Ich rollte mich auf den Rücken. »Es gibt in diesem Feld zwei Dinge, die für mich unvorstellbar sind«, erwiderte ich. »Das eine ist Sex mit einem Mann, und das andere …«
    Theresa spürte, warum mir die letzten Worte im Hals stecken blieben. Sie zog an ihrer Zigarette, atmete den Rauch tief ein und blies ihn nachdenklich zur Decke. Dann zog sie meinen Kopf zu sich hin, wobei mir der Qualm im linken Auge brannte, und küsste mich sehr zärtlich auf die Wange.

23
    »Sie sind ja heut so gut aufgelegt, Herr Kriminalrat«, stellte Sönnchen fest, als sie mir am Mittwochmorgen den Kaffee servierte.
    »Ich habe endlich mal wieder richtig gut geschlafen.«
    Sie legte mir einige Briefe hin. »Dem Herrn Balke, dem geht’s dafür umso schlechter. Der hat vorhin wieder ein Gesicht gezogen, als wär ihm ein ganzes Bataillon Läuse über die Leber marschiert.«
    »Das wird sich ja nun bald ändern, wenn Ihr Plan funktioniert.«
    Als erste Amtshandlung wählte ich die Nummer der Klinik, in der Muriel Jörgensen lag. Sie war noch nicht über den Berg. Der Arzt gab ihr eine Überlebenswahrscheinlichkeit von maximal fünfzig Prozent. Die Patientin hatte sehr viel Blut verloren, das Gehirn war einige Zeit fast ohne Sauerstoffversorgung gewesen. Erst in einigen Tagen würden wir wissen, ob es am Ende eine Beerdigung oder eine Wiedergeburt geben würde, meinte der Mann mit unüberhörbar rheinischem Humor.
    Sönnchen hatte sich mir gegenüber gesetzt und zugehört. Das tat sie hin und wieder, wenn gerade nicht viel zu tun war. Ich fand das in Ordnung, denn schließlich hatte auch sie ein Recht zu wissen, wie es um unsere aktuellen Fälle stand. Außerdem war es mehr als einmal vorgekommen, dass sie während einer unserer halbdienstlichen Plaudereien mit ihrem unbelasteten Blick eine gute Idee entwickelte. Wenn man sich wochenlang mit den immer gleichen Fragen beschäftigt, dann übersieht man oft die nächstliegende Antwort.
    »Und diesen Audi können Sie einfach nicht finden«, sagte sie nachdenklich, nachdem ich meinen Bericht abgeschlossen hatte. »Obwohl Sie praktisch die ganze Autonummer kennen.«
    »Balke hat alles mehrfach überprüft. Es ist wie verhext. Entweder es war doch kein Audi, oder er war weder aus Hof noch aus Heidelberg, oder wir suchen nach den falschen Ziffern.«
    »Es gäbe noch eine dritte Möglichkeit«, meinte sie nachdenklich.
    Ich lehnte mich zurück und faltete die Hände im Genick. »Und die wäre?«
    »Könnte es nicht sein, dass der Wagen irgendwann in den letzten Jahren umgemeldet worden ist und jetzt eine andere Nummer hat?«
    »Daran haben wir natürlich ebenfalls gedacht. Aber es hat auch vor drei Jahren keinen passenden Audi mit passender Nummer gegeben. Nicht im Bayerischen Wald und nicht hier bei uns.«
    »Er könnte vor drei Jahren noch eine Heidelberger Nummer gehabt haben, aber mit anderen Ziffern. Dann ist der Besitzer irgendwann umgezogen, und jetzt hat das Auto zwar keine hiesige Nummer mehr, dafür aber hinten die sieben-fünf-drei.«
     
    Während Balke fuhr, mit Vollgas und Blaulicht auf der Autobahn in Richtung Westen, programmierte ich nach seinen Anweisungen das Navigationssystem. Es war eine Adresse in Mannheim-Feudenheim. Wir waren beide noch nie dort gewesen.
    Er hatte nur ein einziges Fahrzeug gefunden, auf das alle Kriterien zutrafen. Der Name des Halters war Adam Crocoll. Klara Vangelis war unterdessen dabei, uns Hintergrundinformationen zu unserem

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