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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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kann einem, der anderer Meinung ist, Geschenke machen; man kann durch zündende Worte die an diesem Anliegen Unbeteiligten aufwiegeln. Ein Mann, der seine Mutter verehrt, die in einem Mietshaus des Politikers Talantokrates wohnt, wird möglicherweise nicht gegen ein Anliegen des Talantokrates abstimmen, wenn dieser ihm bedeutet, daß seine Mutter entweder in eine bessere Wohnung oder auf den Abfallhaufen ziehen könnte.«
    Dymas knurrte leise.
    »Es kommt zwar gelegentlich vor«, sagte Harpalos mit öliger Stimme, »daß die Versammlung etwas gegen starke Anliegen beschließt. Aber das ist eher die Ausnahme. Vor, ah, sechzehn Jahren hat Philipp versucht, getreu den Gedanken des greisen und inzwischen ins jenseits entrückten Isokrates einen Hellenischen Bund zustande zu bringen, mit Makedonien als gleichberechtigter Macht neben Athen, Sparta und Theben.«
    »Vergiß nicht, daß er auch andere Anliegen hatte – neben der edlen Gleichberechtigung und dem heiligen Bund.«
    Harpalos machte eine wischende Handbewegung. »Natürlich, das gehört dazu. Friede ist der waffenlose Ausgleich widerstreitender Anliegen. Damals, und in den folgenden Jahren, wäre es im besten Sinne aller Hellenen gewesen, diesen Bund und Ausgleich anzustreben, der ja auch von vielen gewünscht wurde. Aber dazu hätten alle auf das eine oder andere verzichten müssen – Philipp darauf, in Hellas gewaltsam Einfluß zu gewinnen; Athen darauf, in den eigenen Augen Herz, Kopf und Leber von Hellas zu sein. Eubulos wollte dies – zumindest einige Zeit. Aber andere wie Hypereides oder Demosthenes wollten es nicht. Sie haben Philipp vorgeworfen, er maße sich etwas an, was nur Athen zustehe; keiner von ihnen hat je gesagt, was Philipp tut, sei Unrecht. Sie mußten so reden und handeln, weil sie sich nur auf diese Weise von Eubulos und den anderen abheben, öffentliche Gestalten mit Einfluß werden konnten.«
    »Und deiner langen Rede kurzer, hinkender Sinn?«
    Harpalos zwinkerte, aber seine Stimme blieb feierlich und ölig. »Macht, Freund Dymas, nicht das Gemeinwohl; Macht, gestützt auf Reichtum und Worte. Wer die Macht will, muß den anderen ihren Reichtum nehmen und sie knebeln. Oder er muß reicher und lauter sein als sie. Alles andere ist ein seliger Traum.«
    »Und deine Aufgabe?«
    Harpalos blinzelte. »Aufgabe?«
    »Nun denn – dein auftragsloses Anliegen?«
    »Besser, Freund, viel besser. Mein Anliegen ist vielfältig. Als wir in Gordion waren, zog Dareios ein gewaltiges Heer zusammen; Memnon rückte mit der Flotte und zahlreichen Truppen nach Norden vor, eroberte die Küste zurück, schickte Gold und gute Worte nach Hellas. Sparta, Arkadien, Achaia, Athen, Teile von Thessalien, dazu die Gebiete im Norden – Thrakien, der ganze Kram – hätten sich ihm angeschlossen, gegen Makedonien. Und ganz Asien. Dann, durch der Götter erbarmungslose Gnade, hmf, starb Memnon. Er war, um ein gräßliches Bild zu verwenden, der angelbewehrte Pfosten, um den die Tür sich drehte, die Hellas und Persien Alexander ins Gesicht rammen wollten. Baah. Aber Agis von Sparta gibt nicht auf. Er hat persisches Gold bekommen, sammelt ein Heer, Kreta wird sich ihm anschließen, seine Flotte wird verstärkt werden durch das, was im Frühjahr noch von der persischen Flotte übrig ist. Die peloponnesischen Nachbarn Arkadien, Achaia, Elis werden ihm folgen. Alle Nachrichten, die zwischen Sparta und Athen, oder Boiotien, oder Thessalien, also Hellas insgesamt und in allen Teilen hin und her gehen, kommen durch Megara, ebenso alle Truppen, wenn sie denn kommen. Deshalb ist dies ein guter Platz. Nicht weit von Korinth, wo viel Geld sitzt und vor sich hin murmelt; nicht weit von Athen, wo immer noch die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden.«
    »Was ist mit Demosthenes? Ist er – hat er noch die Macht?«
    Harpalos lächelte, aber das Lächeln endete unterhalb der Augen. »Demosthenes war nie ein Träumer; er wollte immer Macht, und er wollte Reichtum. Vor allem wollte er überleben. Er hat seinen Pflegesohn Aristion zu Hephaistion geschickt, um die Beziehungen zu Alexander unauffällig zu verbessern. Er hat gleichzeitig persisches Gold angenommen und wurde dann krank; ihn befiel eine Lähmung der Wangenmuskeln, die ihn daran hindert, öffentliche Reden zu halten. Ohne seine Reden aber wird sich Athen nicht der wagemutigen Sache des Agis von Sparta anschließen.«
    Dymas stand auf und ging zum Schreibtisch, hinter dem Harpalos wie ein feistes Ungeheuer saß und zu ihm

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