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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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aufblinzelte. »Ich danke dir, edler Makedone, für vielerlei Auskünfte. Du hast mir eine Entscheidung ermöglicht.«
    »Das entzückt mich über die Maßen.« Harpalos verzog keine Miene. »Wolltest du die Seite wechseln, oder was? Die Freiheit des Dymas von den Zudringlichkeiten der Herren Demaratos, Antipatros, Bagoas und Hamilkar suchen, indem du dich in die Knechtschaft der frei sein wollenden Hellenen begibst?«
    Dymas zeigte die Zähne. »Abgesehen von allem anderen würde es mich kaum von Bagoas und Hamilkar befreien, nicht wahr?«
    »Wo willst du nun hin?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Zurück nach Megara, dann – Athen? In den Schänken spielen? Ich weiß nicht.«
    »Der Verräter Harpalos, der Macht und Reichtum genießt, genösse gern heute abend deine Musik, Dymas. Mit Wein und feinen Speisen und biegsamen Sklavinnen. In drei Tagen geht ein Schiff nach Ägypten. Bis es dort eintrifft ist Ägypten nicht mehr persisch, sondern makedonisch.«
    Dymas spitzte die Lippen, schaute auf Harpalos hinab, schloß die Augen und pfiff leise. Dann nickte er.
    »Ich danke dir; die Gastfreundschaft deines Hauses drei Tage zu genießen wird mich für die Mühsal der Seereise stärken.«

8. DER HEILER UND DAS AMULETT
    Drakons Zähne waren etwa ein Jahrzehnt jünger als er, aber auch nach viereinhalb Jahrzehnten noch weiß und kräftig. Der Arzt hatte bei Myriandros Alexanders Befehl, die Bärte zu schaben, getrotzt; der gestutzte, an Kinn und Wangen sorgsam ausrasierte Bart war längst grau, wie das dichte Haupthaar. Und wie der Staub, der sich in den Runzeln und Falten abgelagert hatte. Stadtstaub, Landstaub, zerstäubter Nilschlamm, verwehter Wüstensand. Der Spiegel aus glänzendem Silber verzerrte die Züge, aber Drakon kannte sich zu lange, als daß er noch überraschende Entdeckungen im getreuen Abbild hätte machen können. Mit einem feuchten Tuch reinigte er sich das Gesicht, legte frische Kleidung an, suchte aus der Schale neben dem Nachtlager eine ihm nun gerade genehme Kaukugel – ein großes Weinblatt, gefüllt mit zerhackter Minze, Thymian, einem Hauch Silphion und zwei Dutzend anderen Kräutern –, schob sie in den Mund und verließ das Gebäude am Ufer des großen Flusses.
    Zerstreut sah er die Sammlung der tausend Völker, die in Men-nufre lebten, arbeiteten, handelten oder einfach weilten. Seit die Perser vertrieben waren und die Stadt offen war, kamen sie wieder von überall. Die Anzahl hellenischer Frachter an den Flußkais von Memphis hatte sich zumindest vervierfacht gegenüber dem Zustand vor wenigen Monden – als Alexander in die Stadt der Pharaonen einzog, umjubelt von den Ägyptern, Befreier von der grausamen zweihundertjährigen Herrschaft der gottlosen Fremden (sechzig Jahre der Selbständigkeit nicht gerechnet). Auch nach dieser langen Zeit hatte niemand die Geschichten vergessen, die Großkönig Kambyses betrafen: wie er die Verwandten des besiegten Pharao verstümmeln und ermorden ließ, die Priester der uralten Götter aus den Tempeln jagte, Getreide für seine Pferde auf den Altären ausstreute, mit dem eigenen Schwert den göttlichen Apis-Stier schlachtete. Die Krieger des Artaxerxes, elf Jahre zuvor, hatten Schändungen und Plünderei wiederholt, im Namen ihrer unwirklichen Götter und ihrer Gier. Alexander dagegen kam als Gefäß des Ammon, ehrte die Götter, opferte dem Apis, ließ Tempel wieder aufbauen, wurde König des Südens und des Nordens, Setep-en-Amun-meri-re, Sohn der Sonne, Herr der Aufgänge, Arksandres, Liebling des Horos, angenommener Sohn des Amun, Pharao, durch göttlichen Willen rechtmäßiger Beherrscher der Welt, und noch ein paar Dinge mehr.
    Dies war vor fünf Monden geschehen; die Nachrichten hatten sich sehr schnell verbreitet. Hellenen, früher spätestens in Naukratis aufgehalten, segelten ohne Behinderung weiter flußaufwärts; Händler aus Kreta, aus Kyrene, aus Karchedon, aus den sikeliotischen Städten, aus Phönikien; bärtige Nabataier in weißen wallenden Gewändern, die Herren der Wüste jenseits von Petra; arabische Kaufleute aus dem fernen Süden, dem mythischen Reich der Sabaier. Am Vorabend hatte Drakon einen Mann mit verzierten Säbeln, zwei Ringen an jedem Finger, ockerbemalter Stirn und goldener Vogelmaske vor dem unteren Gesicht gesehen, vermutlich Gesandter des Herrn von Kane, des Räuberfelsens, der im äußersten Süden Arabiens sogar den Persern getrotzt hatte und letzter Hafen, sagte man, auf dem Weg nach Indien sei. Dazu all die

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