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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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nächsten Atemzug tückisch, betrunken, argwöhnisch, unzugänglich. Der Herr der zehntausend Wesen – zehntausendfaches Licht, zehntausendfache Finsternis. Herrschaft der Liebe, dann Herrschaft des Schreckens; großherzige Belohnungen und grausame Strafen; Lob für aufrechte Feinde, dann wieder Bespitzelung der eigenen Leute.
    »Philotas und Parmenion«, sagte er, »das war noch zu rechtfertigen, wenn auch mühsam – Machterhaltung, Fortführung der begonnenen Politik. Alles an den Haaren herbeigezogen, aber ... na ja. Parmenion war der Vater, der gute Stern des Heers. Viele Männer haben geweint. Kleitos, das war nicht zu rechtfertigen; das war einfach Mord, und so sinnlos betrunken war Alexander dabei nicht. All die anderen, die verschwunden sind oder plötzlich krank wurden, nachdem sie mit ihm gegessen oder getrunken hatten. Ein paar neue Gifte hat er wohl auch noch von diesem Eunuchen gelernt, Bagoas.«
    Dymas klackte mit der Zunge. »Noch ein Bagoas?«
    »Hm. Glatte Haut, glatte Zunge. Nettes Kerlchen; bah. Alexander und Hephaistion haben ihn sich oft nachts geteilt. Der Huldreiche, der Hurtige, der Heile – und dieser war natürlich der Holde.«
    »Wie kommt es, daß du bis dahin überlebt hast?«
    Drakon spuckte aus. »Alle haben überlebt, bis sie entweder lästig wurden oder ersetzt werden konnten. Er hat keinen umgebracht, den er noch benötigt hätte. Deshalb, und wegen einer anderen Sache, hab ich damals beschlossen, zu, ah, sterben – ehe ich überflüssig werde. Außerdem wurde der Ekel zu groß.«
    Die Burg des Ariamazes, der eisige Felsen, Roxane. Das Amulett. Und Drakon versickerte im weiten wüsten Land, als wandernder Heiler, immer auf der Suche nach weiteren Spuren des alten Plans, immer auf der Suche nach Bagoas.
    »Nicht weil es mich beunruhigt hätte, verstehst du? Wenn es ein Plan zur Ermordung des Königs gewesen wäre... bah, viel Glück. Ich hatte nur immer das Gefühl, daß es mehr ist, daß es mich und die halbe Oikumene betrifft. Deshalb wollte ich wissen. Außerdem« – er lachte leise – »hatte ich ja sonst kein Ziel, nur das Überleben.«
    »Warum hast du nie versucht, die Sache anders zu beenden?«
    Drakon starrte ihm in die Augen, dann nickte er. »Ja. Angst, einerseits. Ich gebe das zu. Ich hatte zu viele sterben sehen, unter Qualen, bei denen er so etwas angenommen hat – oder annehmen wollte. Und ich hätte keine Möglichkeit gehabt. Er hat von mir keine Arzneien mehr genommen. Selbst von Philippos nur, wenn er zugeschaut hatte, welche Kräuter es waren.«
    »Und wie kommst du hierher, nach Tadmor?«
    »Dreieinhalb Jahre ... Langsam, fast immer zu Fuß, Dymas. Von Baktrien zum Kaspischen Meer, dann in Schlangenwindungen nach Süden. Es gibt überall zu viele Leute, die mich kennen. Der tote Drakon durfte nicht in Ekbatana oder Susa gesehen werden, oder in irgendeiner größeren Festung. Man braucht Zeit, um auf diese Weise zu reisen. Und ich hatte es nicht eilig. Anders als mein Reisegefährte der letzten Monde.« »Wer?«
    Drakon kicherte. »Wer wohl?«
    Am oberen Tigris, in der Nähe eines Dorfes ohne makedonische Besatzung, hatte er darauf gewartet, daß der Fährmann am anderen Ufer erwachte und sein Floß aus Ziegenbälgen in Bewegung setzte. Ein paar Bauern warteten ebenfalls, und ein Mann mit dunklem Umhang, der plötzlich leise lachte und den Arzt an der Schulter berührte: Bagoas der Heile.
    »Dann habe ich also nicht nur Unsinn geträumt«, sagte Dymas. »Hamilkar und Kurush ... oder war das Traum?«
    Drakon deutete auf einen der Schläfer. »Hamilkar. Kurush ist ein uralter Mann; er verläßt den Tempel nicht mehr. Nein, du hast alles wirklich gesehen. All dies, jedenfalls. Welche Träume dir das Pilzgift und die Brandkräuter sonst noch eingegeben haben, weiß ich nicht.«
    »Hat sich ... hat sich Ay wirklich verbrannt?«
    Drakon nickte. »Kurush und Bagoas haben sich länger mit dem Riesen unterhalten.«
    Dymas lachte gepreßt. »Kann man das? Mir ist es nie gelungen.«
    »Asiaten unter sich ... Irgendwie denken sie anders; außerdem wissen Kurush und Bagoas mehr von den alten Völkern als sonstwer.«
    »Wo ist Nhiyar?«
    »Fort. Ein Teil von Hamilkars Männern ist diese Nacht noch aufgebrochen; sie haben ihn mitgenommen, zum Euphrat. Er will nach Indien, wo, wie er den Persern gesagt hat, sein Volk ursprünglich herkam. Vor tausend Jahren oder mehr.«
    Dymas hielt sich den Kopf. »Drakon, Bagoas, Kurush, Hamilkar. Jemand kann mit Nhiyar reden. Ay verbrennt

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