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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Feuer; als seien nicht nur einzelne Sterne, sondern die ganze Milchstraße zur Huldigung herbeigekommen, loderten Fackeln an Lanzenschäften: mehrere Doppelreihen, die Wege durch das nächtliche Gelände zu kennzeichnen. Im Eingang des Königszelts saß Kallisthenes auf einem Schemel, trank Wein, blickte in das vielfarbige Leuchten der zehntausend mit Gold und Edelsteinen geschmückten Rüstungen, Schwertgriffe, Zierlanzen und Zaumzeugteile, die überall herumlagen und die Feuer spiegelten; Peukestas stand meist stumm und reglos hinter ihm, machte nur manchmal eine kurze Bemerkung, die der Hellene gleich wieder vergaß.
    Im Fackellicht hatte man mit der Beseitigung der Gefallenen begonnen, die lebensfähigen Verwundeten zusammengetragen, die Schwerverletzten erlöst. Weiter nördlich drängte sich eine düstere Masse, Tausende erbeuteter Pferde, größer, stärker und schneller als die kleinen europäischen Tiere. Landwärts neben den Pferden lag die zweite Koppel, jene für die entwaffneten und scharf bewachten Gefangenen. Unentwegt waren Männer unterwegs – Heiler, Helfer, Träger, Sklaven; an den Feuern briet man Fleisch aus den üppigen Vorräten des persischen Lagers, der Wein strömte in reißenden Flüssen und spülte Trauer, Erschöpfung und Zurückhaltung fort.
    Ein Teil des makedonischen Trosses war aufs Nordufer geschafft worden, darunter das große und das kleinere Zelt des Königs. Alexander, zusammen mit einem Teil der Hetairenreiter, war nach dem Ende der Schlacht am linken Flügel noch einmal in die Nacht geritten, um Dareios zu suchen, allerdings ohne allzu große Hoffnung. Und gegen Parmenions Rat; der alte Stratege sah den jungen König umlauert von fünfzigtausend Persern, die die Flucht unterbrechen mochten, um nach der Niederlage durch einen einzigen Speerstoß doch noch den Sieg zu erringen; er sah Alexander im unwegsamen Dunkel dahinjagen, in eine Schlucht stürzen, von einer unebenen Brücke fallen, sich den Hals unter seinem getaumelten Pferd brechen.
    Aber Alexander kam zurück, kaum eine Stunde nach dem Aufbruch. Überall sprangen die Kämpfer auf, umringten ihren König, riefen ihm etwas zu, wollten ihn vom Pferd heben und auf die Schultern nehmen. Kallisthenes sah im Fackellicht, wie Alexander langsam, vorsichtig von Bukephalos glitt, und zog sich mit Peukestas ins Innere des Zelts zurück. Es dauerte eine Weile, bis der Aufruhr sich legte und Alexander die Krieger und die Hetairen vorläufig verabschiedet hatte. Sie hörten Schritte, die Stimme des Königs, halblaut und gepreßt, die Hephaistions, hell und scharf, dann ein dumpfes Geräusch, als ob jemand über etwas gestolpert sei, den gequälten Schrei eines aus der gnädigen Ohnmacht erwachenden Verwundeten, Hephaistions Stimme – »uh, dem hängt ja das Gekröse raus; schafft ihn weg!« – und Alexanders Befehl: »Laßt ihn! Was ist mit dir, Freund?«
    Eine aufgerauhte Stimme sagte: »Herr, ein Geschenk nach dem Sieg?«
    Alexander: »Natürlich, mein Freund. Was wünschst du?«
    »Dein Schwert.«
    Sanft, beinahe väterlich tröstend sagte Alexander: »Du sollst es haben, siegreicher Krieger.« Etwas klirrte, jemand stöhnte dumpf; dann sagte Alexander, immer noch sanft und sehr traurig:
    »Bringt ihn zu den anderen; morgen werden wir ihnen Ehren erweisen.«
    Die Schritte kamen näher; Hephaistion knurrte etwas über mindere Burschen, mit denen Fürsten sich nicht abgeben sollten, und Alexander seufzte.
    »Du weißt immer noch nicht, was es heißt, König zu sein, nicht wahr?«
    Hephaistion lachte kurz auf; ein Tuchstück raschelte wie bei einer schnellen Armbewegung.
    »Wenigstens hätten sie dein Zelt erleuchten können, Achilles.«
    Alexander trat ein, gefolgt von Hephaistion. Die einsame Fackel in der Zeltmitte beleuchtete zwei blutbespritzte Krieger. Hephaistion schien unverletzt, nur besudelt; Alexander blutete aus mehreren Wunden: ein Schnitt im Gesicht; ein Lanzenstich, der die Schulter getroffen hatte; eine Dolchwunde im Oberschenkel, von dem er eben einen tiefroten Fetzen abwickelte. Er hinkte stark; dabei stützte er sich mit der linken Hand auf Hephaistions Schulter.
    »Heil dem siegreichen Herrscher«, sagte Kallisthenes, »der des Großkönigs Scharen, Asiens Horden bezwang, wie Sturm dürre Blätter verwirbelt.«
    Hephaistion stöhnte; Alexander preßte die Lippen zusammen.
    »Ist Kallisthenes mein Lorbeer? Dann hätte ich lieber verloren«, sagte er mit flacher Stimme. »Was ist hier los?«
    »Deine edlen Freunde

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