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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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bereiten ein Fest für dich vor. Dieser Knabe und ich sollen dich geleiten, daß du nicht in die Irre gehst.«
    Alexander machte eine matte Handbewegung; Kallisthenes ging voraus, Peukestas spielte Nachhut. Nach etwa dreihundert Schritten endete die Gasse der Fackeln; die Umrisse eines riesigen Zelts hoben sich vom bestirnten Himmel ab. Aus dem Inneren drang gedämpftes Licht.
    »Wenn du gestattest ...« Kallisthenes machte ein paar schnelle Schritte, um den schweren Vorhang vor dem Eingang zu heben; in diesem Moment flog der Stoff beiseite, ein grauhaariger, fetter Perser in Seidengewändern kam heraus, warf sich auf den Boden, berührte ihn mit der Stirn und hob die Hände vor Alexander; dabei sagte er in gutem Hellenisch, aber mit beinahe weinerlicher Stimme:
    »Ich wage es nicht, dem ruhmreichen Sieger, dem König der Makedonen, das mindere Zelt des Großkönigs zu öffnen.«
    »Warum wagst du es nicht, Hüter des Horts?« sagte Alexander mit einem unterdrückten Lachen.
    »Es ist schäbig und ohne allen Glanz, Fürst des Nordens; lediglich das karge Feldzelt. Die besseren Unterkünfte, in denen die Behaglichkeit des Leibes gefestigt und gemehrt werden kann, befinden sich in Damaskos.«
    »Steh auf. Es ist gut. Was für Dareios im Feld reichte, wird auch mich zufriedenstellen.«
    »Ich wage es nicht«, murmelte der Perser, aber dann stand er auf, verneigte sich mehrmals und gab den Weg frei.
    Das Zelt war geteilt; aus dem Hintergrund, der größeren Hälfte, hörte man Stimmen, das Klirren von Bechern, aber alles matt, gedämpft durch schwere Vorhänge. Im vorderen Teil schien Dareios häufiger gebadet und geschlafen zu haben. Kallisthenes sah sich um und seufzte; aus den Augenwinkeln nahm er Alexanders Gesicht wahr, das zu einer Maske des Staunens gefror.
    Das kleine, karge Feldzelt des Großkönigs bestand außen aus verzierten, bestickten Lederbahnen. Die Pfosten aus schwarzem Holz waren mit geometrischen Schnitzereien verziert, mit Gold und Silber und bunten Steinen besetzt; sie verloren sich in der Höhe des Zelts, im oberen Dunkel. Großdochtige Öllampen aus vielfarbigem Glas, aus dünnen Bernsteinplättchen, aus goldbezogener Menschenhaut erhellten das Zelt. Die Innenwände waren weiße Tücher: Leinen mit Goldfäden und Silbersäumen; über dem breiten Bett – schwarzes Holz, helles Holz, Einlegearbeiten aus Elfenbein und edlen Metallen, die Pfosten wie Säulen, über und über besetzt mit Steinen und Perlen, belegt mit Polsterkissen, weichen Decken und blendend weißen Leinenlaken – hing ein Bild, ein hauchfeines Webstück aus Seide. Es zeigte Bergkuppeln, einen See von unglaublich zartem Blau, eine Landschaft gelassener Seelen und entspannter Anmut. Überall hingen Felle von Löwen, Leoparden und Tigern, daneben und dazwischen kleine bunte Vögel, kunstfertig ausgestopft und hergerichtet, große goldene Wappenschilde mit seltsamen Schriftzeichen oder Symbolen, goldene Zierschwerter mit funkelnden Griffen, ein mannshoher Spiegel aus poliertem Silber in einem goldenen Rahmen. Der Boden bestand aus sieben oder neun Schichten von schweren, in allen Farben glimmenden Teppichen. Überall an den Seiten standen dunkle, beschnitzte, mit Silberbändern und Goldbeschlägen versehene Truhen. Auf einer lagen prachtvolle, goldbestickte Gewänder, auf einer anderen des Großkönigs Schreibpult: schlichtes schwarzes Holz, goldener Tintenbehälter, eine zugeschnittene Adlerfeder zum Schreiben, ein goldener Stift zum Ritzen der Wachstäfelchen.
    Muskelbepackte Sklaven mit brauner und schwarzer Haut schleppten zwei Wannen herbei – Wannen, in denen man ausgestreckt liegen konnte, anders als in den hölzernen Sitzbottichen des makedonischen Königs. Diese Wannen waren aus reinem, warm glänzendem Gold. Zwölf hellhäutige, mit kostbarem Schmuck behängte, ansonsten nackte Sklavinnen knieten vor den Truhen; auf ein Zeichen des fetten Persers krochen sie auf Knien herbei, um Alexander und Hephaistion zu entkleiden.
    Auf einem Eisenofen mit Löwenfüßen und Adlerschwingen (als Türen) standen Metallgefäße voll von erwärmtem Wasser, auf dem Boden daneben Kannen mit kaltem. Zarte Tische mit geschwungenen, beschnitzten Beinen trugen Hunderte Salbtöpfchen und Tiegel; der Duft, der ihnen entstieg, mischte sich mit dem der Lampen, deren Öl man mit allerlei anderem versetzt hatte: Rosenwasser, Kinnamon, Sesam ...
    Wie betäubt ließ Hephaistion sich von den Sklavinnen entkleiden; Alexander winkte die Mädchen beiseite,

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