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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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vergangener Epochen. Stünde diese Anlage in Deutschland, sähe sie aus wie aus dem Ei gepellt.
    Nur drei Mietwagen standen auf dem Parkplatz direkt neben dem kleinen Besuchereingang. Eine dicke Frau saß vor dem kleinen Bretterhäuschen und las eine Zeitschrift. Sie sah kurz auf, als die Polizisten aus ihrem Auto stiegen und auch Tsoukas und Schneider den Wagen verließen. Die Abendsonne warf lange Schatten auf den Boden. Endlich war das Klima etwas erträglicher geworden. Die Luft war erfüllt vom Zirpen der Grillen und dem Rauschen der Wellen des nahen Meeres. Es roch nach Kiefern und Gewürzen, nach Salz und Rosmarin.
    »Hier.« Tsoukas drückte Schneider eine Pistole in die Hand, die in einem ledernen Holster steckte. Schneider überprüfte das Magazin, während er Tsoukas und den zwei Polizisten folgte, die einige Worte auf Griechisch mit der Frau am Eingang wechselten und dann das Tempelgelände betraten. Schneider nickte der etwas eingeschüchtert wirkenden Frau einmal kurz zu und klippte sich das Holster an den Hosenbund.
    Der Boden war übersät von Säulenelementen und Steinquadern in allen erdenklichen Größen. Zudem war das ganze Gelände viel größer, als Schneider erwartet hatte. Zu der Tempelanlage mussten jede Menge weiterer Gebäude gehört haben. Schneider stellte sich ächzend auf den Sockel einer Säule und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Etwa fünfzig Meter entfernt sah er ein Pärchen. Die Frau stand genau wie Schneider auf einer Säule und ließ sich dort in der Pose einer griechischen Göttin von ihrem Begleiter fotografieren. Ansonsten schien der Tempelbereich verlassen zu sein.
    »Du gibst einen guten Zeus ab, Kollege. Fehlen nur noch Blitze in der Hand«, rief Tsoukas Schneider zu. Die beiden Polizisten lachten. Sofort sprang Schneider von der Säule. Einige Eidechsen flitzten erschreckt über die Kiesel und verschwanden im Gebüsch.
    »Hauptsache keinen flötenden Pan«, antwortete Schneider und sah auf die Uhr. Halb sieben. »Wollen wir uns aufteilen, Dimi?«
    Tsoukas nickte, wechselte einige Worte mit den Polizisten und zeigte ihnen, wo sie hingehen sollten. Die Männer nickten und verschwanden kurz darauf in einem kleinen Wäldchen aus knorrigen Olivenbäumen. Dimi nickte Schneider zu und erklomm dann die Stufen, die zu dem Tempel führten. Er schlug den Weg nach rechts ein, stieg über einige Steinblöcke und ließ den heiligen Bezirk hinter sich. Die festgetretene Erde ging in eine uralte gepflasterte Straße über, in die Wagenräder tiefe Rillen gepresst hatten. Links und rechts war sie gesäumt von schmalen, etwa drei Meter hohen Säulen.
    Am Ende der Straße saß in einiger Entfernung ein Mann zusammengesunken auf einer umgestürzten Säule und brabbelte etwas vor sich hin. Ein weißes Hemd. Shorts. Schneider ging einige Schritte auf den Mann zu. Konnte das König sein? Hatte der Mann als Bauingenieur Zuflucht im Vertrauten, bei den Urvätern seiner Kunst gesucht, oder hielt er sich inzwischen selbst für Apollo? Wenigstens hatte es nicht den Anschein, als wolle er sich am nächsten Olivenbaum aufhängen.
    Als er Schneider bemerkte, kam Bewegung in den Mann. Er hob den Kopf, setzte sich gerade auf und stemmte sich mit den Händen auf die Säule. Sein Gesicht war nun gut zu erkennen, und Schneider musste nicht den Computerausdruck des vergrößerten Passbilds zum Abgleich hervorholen, der zusammengefaltet in der Gesäßtasche steckte. Der Kerl auf der Säule war so sicher Roman König wie Rolf Schneider Rolf Schneider war.
    »Guten Abend«, rief Schneider. »Eine richtig lyrische Stimmung hier, was?«
    »Was wollen Sie?« König sprang alarmiert von seiner Säule auf.
    »Am liebsten ein frisches Bier. Sagen Sie, ist das hier eine Prachtallee?«, rief Schneider und breitete die Arme aus, wobei er als vertrauensbildende Maßnahme die leeren Handflächen zeigte.
    »Hauen Sie ab, Mann!«, rief König und machte einige Schritte zur Seite.
    »Ob hier wohl die Priester mit den Opferkarren entlangmarschiert sind?« Schneider hob seine Stimme in der Hoffnung, Tsoukas würde sie vielleicht hören.
    »Verpiss dich!« König ging weiter nach rechts. Gleich würde er aus dem Sichtfeld verschwinden. Was hatte Reineking vorhin noch gesagt? Der Kerl war zum einen wegen sexueller Nötigung schon mal in Erscheinung getreten und litt unter Umständen an einer Krankheit, die auch Verfolgungswahn mit sich brachte? Kein Wunder, dass er Anstalten machte, stiften zu gehen. Na,

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