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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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keine Gedanken.
    »Ich habe über die neuen Präparate gelesen, ja.« Alex’ Augen funkelten. Er würde darin versinken können, wenn er zu lange hinschaute. Da war etwas, was Marlon nicht zuordnen konnte, etwas Magnetisches, etwas, was ihn aufsaugen wollte, ohne dass er sich dagegen würde wehren können. Er hoffte, dass es nur am Alkohol lag, der nach wie vor seine Sinne benebelte und ihm die Zunge löste. Schnell trank er einen Schluck Cola und steckte sich eine Zigarette an.
    »Sie haben Sandra Lukoschik gut gekannt?«, fragte Alex völlig aus dem Zusammenhang und legte die Bierdeckel wieder neu aus.
    Marlon hustete und warf fast das Cola-Glas um. »Auf rhetorische Fragen antworte ich grundsätzlich nicht«, entgegnete er heiser.
    »Nun, ich zähle eins plus eins zusammen. Marcus hat sehr betroffen auf ihren Tod reagiert, weil er sie kannte. Sandra Lukoschik war eine Politikredakteurin bei der
Neuen Westfalenpost.
Sie sind Reporter dieser Zeitung, und Sie mögen Frauen. Sandra war sehr attraktiv. Woher sollte Ihr Freund Marcus eine Politikredakteurin privat kennen, wenn nicht über Sie?«
    Marlon räusperte sich. »Dann wird er Ihnen auch erzählt haben, dass Sandra und ich mal ein Paar waren.«
    »Nein«, Alex sah Marlon fest an, »hat er nicht.«
    Marlon lachte heiser. »So, er hat Geheimnisse vor Ihnen, aha. Na ja, jedenfalls ist das kein Geheimnis, und wegen dieser Liaison hat Marcus mich nun in den Kreis der Verdächtigen eingeschlossen.«
    »Haben Sie deswegen mit ihm gestritten?«
    Marlon schmunzelte müde. »Geht Sie das irgendetwas an?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Wenn Sie mich als Verdächtigen durch die Hintertür hier an der Theke vernehmen wollen, dann …«
    Dein Zug, Baby. Jetzt bin ich ganz Ohr. Sag mir, wo ich stehe.
    »Wir unterhalten uns lediglich, nicht? Und jeder in dieser Stadt ist zunächst verdächtig.«
    »Ich als ihr Ex-Freund aber besonders.«
    »Gibt es Ihnen einen Kick, des Mordes verdächtigt zu werden?«
    »Bullenscheiße«, zischte Marlon.
    »Wie Sie meinen«, entgegnete Alex.
    »Ich mache den Job lange genug, um zu wissen, wie so etwas funktioniert. Selbstverständlich muss die Polizei auch mich ins Auge fassen – genau wie alle anderen aus Sandras Umfeld. Und weil Marcus nicht genug Mumm hat, schickt er Sie vor, um mich auszuhorchen.«
    Alex’ Lippen kräuselten sich. »Was würden Sie mir denn erzählen wollen?«
    Marlon dachte nach. So würde er nicht weiterkommen. Die Frau war abgebrühter, als er gedacht hatte. Außerdem hatte er tatsächlich nicht das Gefühl, dass sie ihn hier an der Theke vernehmen wollte. Sie wollte ihn abchecken, sehen, was er für einer ist und wie er tickt – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    »Ich habe Ihnen nichts zu erzählen«, antwortete Marlon dann. »Es gibt nichts, was Sie nicht schon wüssten. Abgesehen davon dürften sich die Ermittlungen sowieso auf Roman König konzentrieren, und ich bin im Moment nur eine Randfigur.«
    »Sie kennen Roman König?«
    »Kennen wäre zu viel gesagt. Er ist der neue Freund meiner Ex, und ich weiß über ihn, was man über neue Freunde von der Ex eben so weiß. Ich denke aber nicht, dass er etwas damit zu tun hat. Ich glaube, dass Marcus sich an einen Strohhalm klammert, weil er mich nicht aufs Korn nehmen will. Weil wir gute Freunde sind – oder waren, je nachdem – und ich zudem bei der Presse bin. Sehen Sie, seit seine Frau bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, hat Marcus nicht mehr viel, wenn Sie wissen, was ich meine. Eigentlich hat er nur noch seinen Job – und mich.«
    »Darf ich erfahren, warum Sie so sicher sind, dass Roman König nichts damit zu tun hat?«
    Marlon zog an der Zigarette und behielt den Rauch lange in den Lungen. Ja, Marcus würde sich früher oder später auf ihn einschießen. Sobald König aus dem Rennen war, wäre die Schonfrist vorbei. Es würde schon ausreichen, wenn sich herausstellen würde, dass er sich an dem Abend mit Sandra getroffen hatte. Ganz zu schweigen von dem verdammten Kratzer auf seinem Rücken, seinem Blut unter Sandras Fingernägeln, das natürlich bei der Obduktion festgestellt und analysiert werden würde. Marlon zuckte unmerklich zusammen und stierte in sein Glas. Er hatte sich die Antwort, wie es um ihn stand, nun selbst gegeben – ohne dass Alex ihm auch nur den Hauch eines konkreten Hinweises gegeben hatte. Und es lag auf der Hand, dass Marlon einen Schild gegen Marcus brauchen würde. Einen Filter. Eine Vertraute.

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