Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache
abbilden.«
Kann ich mir denken, du Ziege. Und wenn du nicht gleich aufhörst mit diesem Marketing-Gefasel im Ami-Style, dann stopfe ich dir die Prospekte über dein Scheißunternehmen zwischen die gebleachten Zähne. So, und jetzt friss das …
»Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen, Frau Tressel. Es ist das Ziel unserer Zeitung, Themen mit hoher Relevanz und einem Mehrwert für unsere Leser zu generieren, die ihre Alltagsbedürfnisse auf einem hohen Niveau ansprechen. Dazu gehören selbstverständlich Gesundheitsthemen, aber auch die Fakten über die zunehmende Verankerung von multinational operierenden Unternehmen, die eine gewisse Leuchtturm-Funktion für die Wirtschaft in der Region erfüllen.«
»Oh«, machte sie wieder, hob eine Augenbraue und schenkte Marlon dieses Mal ein echtes Lächeln. Bestens. Es hatte funktioniert. Die Pforte war geöffnet, nachdem sie begriffen hatte, dass sie hier nicht mit irgendeinem Lokalheini redete. Jetzt konnte er damit beginnen, zu den relevanten Themen vorzudringen, ohne dass sie es bemerken würde. Die Pressesprecherin rutschte in eine etwas bequemere Position.
»Und wie«, fragte sie und spitzte die Lippen eine Spur zu betont, »darf ich mir Ihr Konzept für ein Unternehmensporträt vorstellen, Herr Kraft?«
Vielleicht mit einem netten Aufmacherbild, das dich auf dem Herrenklo vor deinem Boss kniend zeigt? Würde dir das gefallen?
»Also, außer Informationen über das Unternehmen an sich wäre ein Interview mit Ihrem leitenden Geschäftsführer interessant für uns, und vielleicht wäre es möglich, uns auch Daten über Geschäftsberichte, Bilanzen und Beteiligungen zukommen zu lassen, soweit sie öffentlich sind.«
Anouk Tressel nickte bei jedem Punkt der Aufzählung und faltete die Hände in ihrem Schoß. »Ich denke, das sollte kein Problem sein. Ich kann Ihnen das gerne mailen lassen. Einige Informationen finden Sie natürlich bereits in dem Material, das ich Ihnen eben gegeben habe.«
»Prima. Ich habe über Ihr Unternehmen bereits lernen dürfen, dass Sie in den vergangenen Jahren in der Gesundheitswirtschaft sehr expandiert haben, und wenn ich mir kurz die Frage erlauben darf – Sie sind europaweit tätig?«
Anouk Tressel nickte und spulte ihren Text ab wie ein Roboter. »Meridian Health Care gilt mit seinen Beteiligungen an Kliniken bundes- und europaweit als eines der führenden Unternehmen und setzte mit seinen knapp dreißigtausend Vollzeitstellen im letzten Geschäftsjahr dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung, seiner richtungweisenden Technologien und Behandlungskonzepte auf höchstem medizinischem Standard rund 10 , 5 Milliarden Euro um, was im operativen Ergebnis einem Zuwachs von sechs Prozent entspricht. Es ist erklärtes Ziel im Rahmen unserer Wachstumsstrategie, auch grenzüberschreitend Verantwortung zu übernehmen. Innovationen sind für uns der Schlüssel zur Zukunft, in der wir die Vision von mehr Lebensqualität für unsere Patienten durch ständige Fortschritte umsetzen. Das spiegelt sich wohl am besten in den zahlreichen Patenten und Patentanmeldungen wider, die die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen weltweit generieren und von dem Unternehmen jährlich mit rund 75 Millionen Euro unterstützt werden.«
»Das sind respektable Zahlen.« Marlon hob die Augenbrauen. »Weltweite Forschung – da sind Sie doch auch ganz gewiss im US -Markt verankert.«
»Selbstverständlich.« Anouk Tressel lächelte wieder breit. »Der amerikanische Gesundheitsmarkt ist einer der dynamischsten überhaupt, und wir freuen uns, dort mit namhaften Partnern zu kooperieren.«
»Ja, im Rahmen meiner Recherchen ist mir aufgefallen, dass in den USA vor allem das Segment der psychiatrischen Gesundheitswirtschaft ein boomender Markt ist.«
»Da haben Sie richtig gelesen, Herr Kraft«, freute sich die Unternehmenssprecherin. »Meridian Health Care sieht in diesem Segment ebenfalls Wachstumsbedarf und pflegt zum Beispiel eine enge Partnerschaft mit der teilstaatlichen amerikanischen Mental Sana Corporation.«
»Teilstaatlich?«
»Ja, die Mental Sana ist verknüpft mit der US -Gesundheitsbehörde und hat in den vergangenen Jahren mit ihren Beteiligungen in der Pharmabranche große Erfolge in der Forschung erzielen können, an denen wir über unsere Entwicklungsabteilungen zum Wohl unserer Patienten partizipieren dürfen.«
»Hm, äußerst interessant, ich merke das schon«, lächelte Marlon und sah demonstrativ auf seine Uhr.
»Darf ich Ihnen mit
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