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Alias - Moederischer Nebenjob

Alias - Moederischer Nebenjob

Titel: Alias - Moederischer Nebenjob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Peyton Roberts
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ließ ihren Blick nachdenklich auf den schwarzen Tasten ruhen.
    Ich muss irgendeine Geschichte erfinden, die sie mir abnimmt, grübelte sie. Sie hasste es, ihrer Freundin etwas vorzumachen, vor allem wenn sie das Bedürfnis hatte, sie an jeder Kleinigkeit teilhaben zu lassen. Wie gern hätte sie Francie vom SD-6 erzählt, von Wilson und von Paris und von dem Grund dafür, warum alle naselang ihr »Bank«-Piepser losging. Doch am meisten verlangte es sie danach, ihr von Noah zu berichten.
    Vielleicht kann ich die Geschichte so verpacken, dass ich auf dieser Geschäftsreise einen unheimlich netten Kollegen kennen gelernt habe. Das klingt doch einigermaßen unverfänglich. Auch Bankangestellte verknallen sich dann und wann. Allerdings. wie spät ist es eigentlich gerade in L. A.?
    Erschöpft, wie sie war, erschien ihr die simple
    Aufgabe, die aktuelle Uhrzeit in L. A. zu ermitteln, beinahe unlösbar. Sie versuchte es trotzdem.
    Wenn der Flug von Los Angeles nach Paris zwölf Stunden dauert und wir in Paris neun Stunden weiter sind. Nein, Moment. Es spielt natürlich keine Rolle, wie lang der Flug gedauert hat. Ich brauche einfach nur neun Stunden von der hiesigen Ortszeit abzuziehen. Allerdings erhalte ich, wenn es hier sechs oder sieben Uhr abends ist, eine Negativzahl. Halt, ich hab's. Zuerst muss ich zwölf addieren, um auf 24-Stunden-Zeit umzurechnen. Dann subtrahiere ich.
    Das Telefon fest umklammert schlief sie ein.

KAPITEL 4
    Jäh erwachte Sydney aus ihrem Schlaf.
    Im Zimmer herrschte nächtliches Dunkel, und einen Augenblick lang wusste sie nicht, wo sie war. Dann erinnerte sie sich wieder und setzte sich auf.
    Eine samtweiche Bettdecke glitt von ihren Schultern hinunter zur Hüfte. Ihre Beine waren nach wie vor unter dem Plumeau verborgen, doch sie spürte, dass sie ihre Zehen frei bewegen konnte. Jemand musste ihr, während sie schlief, die Schuhe ausgezogen und sie zugedeckt haben.
    Es gab nur eine Person, die dafür in Frage kam.
    Wie peinlich!, dachte sie. Und einen Moment später: Wie süß!
    Die Tatsache, dass es Noah gelungen war, so nah an sie heranzukommen, ohne sie aufzuwecken, warf nicht eben ein gutes Licht auf ihre Fähigkeiten als Spionin. Der Umstand indes, dass er überhaupt im Zimmer gewesen war. Was wollte ihr das sagen?
    Sie setzte ihre Füße auf den flauschigen Teppich, streckte und reckte sich und knipste das Nachttischlämpchen an. Ein Reisewecker, der neben dem Bett stand und den sie zuvor gar nicht bemerkt hatte, zeigte an, dass es sechs Uhr und vier Minuten in der Früh war. Sie hatte die ganze Nacht durchgeschlafen.
    Großartig.
    In Gedanken sah sie, wie Noah am vergangenen Abend in der Suite herumgehangen und darauf gewartet hatte, dass sie wieder aufwachte, um mit ihm zum Abendessen zu gehen. Hoffentlich hab ich nicht geschnarcht, als er im Raum war.
    Ruhelos schritt sie im Zimmer umher, fragte sich, was
    sie jetzt machen sollte. Von draußen drang nicht der geringste Laut zu ihr hinein. Wahrscheinlich lag Noah auf der Couch und schlief, und sie wollte ihn ungern wecken. Jetzt, wo sie aufgestanden war, war auch die Aufregung darüber, dass sie sich in Paris befand, abermals erwacht. Sich wieder ins Bett zu legen war keine Option; sie konnte ja nicht einmal einen Moment lang ruhig auf der Stelle stehen.
    Ich werd ein bisschen laufen gehen, beschloss sie. Ein kleines Jogging durch die Straßen von Paris würde sie ein wenig mehr von der Stadt sehen lassen, und die kalte Morgenluft war genau das Richtige, um die letzten Spinnweben in ihrem Kopf zu vertreiben.
    Sydney holte ein T-Shirt und einen DesignerTrainingsanzug aus ihrem Koffer und zog sich rasch an. Der SD-6 hatte an alles gedacht, einschließlich der Laufschuhe und des sportlich-eleganten Chronometers, den sie sich ums Handgelenk legte. Sodann huschte sie mit ihrem Kulturbeutel ins Badezimmer, putzte sich die Zähne, kämmte sich die Haare und band sie anschließend zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Dergestalt gewappnet, öffnete sie behutsam, um jedes Quietschen zu vermeiden, die Schlafzimmertür und schlüpfte in den Salon hinaus.
    Wie erwartet lag Noah schlafend auf dem Sofa, nur notdürftig in eine Decke gewickelt und das Gesicht in das blasse Licht der Morgendämmerung getaucht, das durch einen Spalt zwischen den Fenstervorhängen hereinfiel. Er sah so niedlich und hilflos aus - viel jünger als im Wachzustand, trotz der stoppeligen Wangen -, dass Sydney innehielt und ihn verwundert anstarrte. Nie hätte sie gedacht,

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