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Alias - Moederischer Nebenjob

Alias - Moederischer Nebenjob

Titel: Alias - Moederischer Nebenjob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Peyton Roberts
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dass Noah Hicks so völlig friedlich wirken konnte.
    Kurz war sie versucht, ihn zu berühren, einfach nur, um zu sehen, ob sie sich ebenso an ihn heranzuschleichen vermochte wie er sich an sie. Ihre Hand schob sich voran und verharrte wenige Zentimeter vor seinem kräftigen braunen Haar. Sie konnte beinahe spüren, wie sich ihre Finger darin verloren, ihm die zerzausten Strähnen aus der Stirn strichen.
    Was würde er tun, wenn er jetzt die Augen aufschlüge?, fragte sie sich. Sie stellte sich vor, wie er lächelte, glücklich darüber, sie zu sehen. Und dann stellte sie sich vor, wie er ihr in einer raschen Bewegung den Unterarm brach und ihre Knochen wie dürre Äste knackten, noch bevor er richtig wach geworden war.
    Eingedenk seiner Agentenausbildung erschien die zweite Möglichkeit wahrscheinlicher. Doch auch wenn er ihr nicht wehtun würde, gab es keinen Grund anzunehmen, dass er sich darüber freuen würde, aufzuwachen und ihre Finger in seinen Haaren zu finden. Was, wenn es peinlich wurde, weil er den Grund für ihre Berührung nicht verstand?
    Was, wenn es peinlich wurde, weil er ihn verstand?
    Sydney ließ die Hand wieder sinken und trat einige Schritte zurück. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich mehr davor fürchtete, ihre heimlichen Gefühle zu offenbaren, als einen gebrochenen Arm davonzutragen. Natürlich konnte sie behaupten, dass es eine Art Revanche gewesen war, dafür, dass er sich an sie herangeschlichen hatte, doch irgendwie klang das ziemlich kindisch. Andererseits würde sie es niemals über sich bringen, ihm die Wahrheit zu sagen, ihm zu gestehen, dass sie davon träumte, ihn zu berühren, seit dem Moment, an dem sie ihm zum ersten Mal begegnet war. denn wie sollte es weitergehen, wenn er nicht das
    Gleiche empfand?
    Wenn es jemals zu irgendetwas zwischen uns kommen soll, muss er den Anfang machen, entschied sie widerstrebend. Ich werde mich keinesfalls so weit aus dem Fenster lehnen.
    Auf Zehenspitzen begab sie sich zu dem kleinen Tischchen gleich neben der Tür, auf dem sie zwei Zimmerschlüssel und eine Hand voll Stadtführer von Paris fand. Sie nahm einen der Schlüssel und schob sich den kleinsten der Faltpläne in die Tasche.
    Dann, mit einem letzten Blick auf Noah, stahl sie sich aus dem Zimmer.
    Auf dem Bürgersteig vor ihrem Hotel atmete Sydney tief die kühle Morgenluft ein, fühlte, wie sie ihren ganzen Körper durchströmte und belebte.
    Im Dämmerlicht des heranbrechenden Tages schien Paris ihr ganz allein zu gehören, und sie war bereit, der Stadt entgegenzulaufen und sie zu begrüßen. Spontan wandte sie sich nach links und begann die Straße hinaufzujoggen.
    Die Avenue Montaigne entpuppte sich als ein wahres Juwel. Nur wenige Meter weiter, gleich im angrenzenden Häuserblock, befanden sich einige der berühmtesten Modehäuser der Welt, Seite an Seite mit Sydneys Hotel. Im Laufen ließ sie ihren Blick hin und her gleiten: Christian Dior, Nina Ricci, Chanel und - kaum einen Steinwurf vom Plaza Athenee entfernt - die erloschenen Lichter des Theatre des Champs-Elysees.
    Sie wünschte, sie könnte sich hier in Paris ein Theaterstück ansehen, oder, besser noch, eine Oper. Vielleicht ließ sich Noah ja, vorausgesetzt, sie hatten für so etwas überhaupt Zeit, zu einem von beidem überreden. Wenn der SD-6 ihn ebenso gründlich ausstaffiert hatte wie sie, konnte er sich zumindest nicht damit herausreden, dass er keine Abendgarderobe habe.
    Indem sie sich nach links Richtung Seine wandte, stellte sie sich Noah im Smoking vor. Er würde sicher großartig darin aussehen, dachte sie. Vornehm und kultiviert. Einen Fuß vor den anderen setzend, trabte sie über das Bordsteinpflaster, doch ihre Gedanken waren ganz woanders.
    Ob er wohl überhaupt an mir interessiert ist?, grübelte sie, während sie abermals nach links abbog und dem Lauf des Flusses folgte. Oder es jemals sein könnte?
    War es lediglich das zufällige Zusammentreffen äußerer Umstände, dass sie sich gemeinsam in Paris befanden?
    Oder war es Fügung?
    Einen knappen Kilometer hatte sie bereits zurückgelegt, als sie an eine Brücke gelangte und sich entscheiden musste: rechts entlang, über die Seine, oder links herum, um sich nicht zu weit vom Hotel zu entfernen? Sie blieb stehen und holte den Stadtplan aus der Tasche, um nachzuschauen, wo genau sie sich befand.
    Die Brücke zu ihrer Rechten war die Pont des Invalides, die Invalidenbrücke. Es war ein verführerischer Gedanke, einmal im Leben über die Seine zu

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