Alias - Moederischer Nebenjob
doch es gelang ihr, sich zu beherrschen. Zum einen wollte er ganz offensichtlich nicht darüber reden. Zum anderen war sie sich nicht sicher, ob sie und Noah sich bereits nahe genug standen, um allzu
persönliche Fragen zuzulassen.
Und wenn es tatsächlich mal so weit kommen sollte, werde ich ihn wahrscheinlich zuallererst fragen, woher er diese Narbe hat, beschloss sie mit einem Seitenblick auf sein Gesicht. Noahs Profil war sanft geschwungen, die Nase ein wenig gerundet, ebenso wie sein Kinn, und dort, direkt unterhalb seines Kiefers, verlief die Narbe, die sie so sehr faszinierte, in einem langen, gebogenen Strich. Ich wette, er hat sie sich bei irgendeinem Agentenjob geholt.
Eine durchaus aufregende Vorstellung, wenngleich sie auch hoffte, niemals mit einem ähnlichen Souvenir nach Hause zu kommen. Noah allerdings stand die Narbe ausgesprochen gut - der sichtbare Beweis dafür, dass er in eine gefährliche Sache hineingeraten war und es geschafft hatte, heil wieder herauszukommen. Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit zu wissen, dass er jemand war, der sich notfalls aus einer Klemme herauszuhauen verstand.
»Da sind wir«, sagte er plötzlich, zog sie mit sich und blieb vor dem Schaufenster eines kleinen, aber sehr vornehm anmutenden Antiquitätenladens stehen.
Noah nahm den Arm von ihrer Schulter und überließ es ihr, mit ihm hineinzukommen oder nicht. Sydney folgte ihm und betrat das Geschäft. Begeistert ließ sie den Blick über all die herrlichen Dinge wandern, die alle Winkel des Raumes füllten und zum Verkauf standen.
Soweit sich aus dem, was sie sah, schließen ließ, hatte sich der Laden auf antike Schreibtische und Federhalter spezialisiert. Noah stand bereits an dem Verkaufstresen weiter hinten im Geschäft und schien darauf zu warten, mit dem Verkäufer sprechen zu können, doch Sydney verspürte keine Eile. Gemächlich schlenderte sie an den
Auslagen und den zum Verkauf stehenden Stücken vorbei, sowohl entzückt von den gediegenen Schreibtischen als auch von den eleganten Sekretären voller Schubladen und Fächer für solch unverzichtbare Utensilien wie Papier, Schreibfeder und Siegelwachs. Andächtig strich sie mit den Fingern über ein besonders schönes Kästchen aus Rosenholz, bewunderte die kunstvollen, auf Hochglanz polierten Messingbeschläge und wünschte sich, sie könnte es kaufen und als Erinnerungsstück an ihre erste richtige Mission mit nach Hause nehmen.
Der Verkäufer beendete sein Telefonat und begrüßte Noah auf Französisch.
»Ja, hallo. Mein Name ist Nick Wainwright«, erwiderte Noah mit gesenkter Stimme. »Sie haben etwas für mich, das ich angefordert habe?«
»Ah, Mr. Wainwright!«, entgegnete der Verkäufer. »Ja, Ihre Bestellung ist eingetroffen.«
Der Mann eilte davon und kehrte wenige Sekunden darauf mit einem großen viereckigen Paket zurück. Es war bereits als Geschenk eingepackt und steckte in einer Einkaufstüte aus buntem Papier.
Sydney trat gerade rechtzeitig an die Ladentheke, um mitzubekommen, wie Noah ein großes Bündel Euroscheine hervorzog und sie dem Mann ungezählt übergab. Der Verkäufer lächelte verbindlich und steckte das Geld ein. Niemand erwähnte eine Quittung.
Als Noah sich umdrehte, um das Geschäft zu verlassen, heftete sich Sydney sogleich an seine Fersen.
»Was ist in dem Paket?«, fragte sie neugierig.
Er warf ihr einen wütenden Blick zu, doch im nächsten Moment hatte er sich schon wieder in der Gewalt.
»Ein Geheimnis, das ich kenne und das du erst noch herausfinden musst«, neckte er sie mit seiner schönsten Ehegattenstimme. »Vielleicht etwas für deinen Geburtstag.«
KAPITEL 9
Es war bereits Abend geworden, als Sydney und Noah aus dem Taxi stiegen, das sie zurück an die Seine gebracht hatte.
Lichter glitzerten auf dem Fluss, Tausende und Abertausende von tanzenden hellen Pünktchen, hervorgerufen von den Häusern und erleuchteten Gebäuden am Ufer, den Brücken, Anlegestellen und den zahlreichen Schiffen, die immer noch auf dem tiefdunklen Wasser des Stroms auf und ab fuhren. Die meisten der Schiffe waren groß und voller Touristen, doch Sydney konnte auch einige Frachter und ein paar kleinere, schnellere Boote ausmachen, die, wie sie annahm, vermutlich irgendwelchen gut betuchten Ansässigen gehörten, denen der Sinn nach Zerstreuung stand.
Noah bedeutete ihr, ihm hinunter zu einem Anlegesteg zu folgen.
»Kommen Sie«, sagte er. »Wir machen eine kleine Bootsfahrt.«
»Von hier aus?«
Der Pier, den Noah für
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