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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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was es noch zusammenhielt. Lange saß er da, in seinem Kopf herrschte absolute Leere, dann stand er auf und näherte sich der Botschaft. Er nickte den Wachen zu und starrte auf die Tafel. Konnte Earls Namen nicht finden, aber seine Abteilung. Ein Frontalangriff? Ja. Er war nur zu einfachen Dingen in der Lage, und die einfachen Dinge waren immer die besten.
    Dann wurde es sehr schnell sehr kompliziert. Ohne Probleme erreichte er den ersten Stock, als Ausweis genügten ihm sein vorgetäuschtes Selbstvertrauen und sein authentischer Akzent. Eine Frau saß an einer langen Empfangstheke neben einer mit einem Teppich ausgelegten Treppenflucht. Tom sagte ihr, er wolle Earl sprechen.
    »Haben Sie einen Termin?«, fragte sie.
    »Nein – es geht um Familienangelegenheiten.«
    Etwas in ihrem Gesicht veränderte sich. »Sie sind sein …?«
    »Bruder.«
    Sie winkte ihn zu einer gepolsterten Bank. »Einen Moment.«
    »Es ist dringend«, sagte er.
    »Bitte, wenn Sie Platz nehmen wollen.«
    »Könnten Sie … welches Büro hat er?« Er versuchte entschuldigend zu lächeln. »Bevor Sie es überhaupt bemerken, bin ich auch schon wieder fort.«
    Sie griff sich einen Hefter. »Ich rufe ihn an und …«
    »Ist das ein Mitarbeiterverzeichnis?« Er packte den Hefter und entdeckte unter dem lauten Protest der Rezeptionistin Earls Namen. Amtsgehilfe eines Konsuls für besondere Angelegenheiten namens Bloomgaard. Klar. Zweiter Stock. Wenigstens das stimmte wahrscheinlich. Tom berührte den Ziegel in seiner Tasche und wandte sich zur Treppe. Vor Bloomgaards Büro sagte ihm das Mädchen, dass er erwartet werde. Das hätte ihn beunruhigen sollen, aber alles, was er brauchte, waren fünf Sekunden mit Earl allein. Fünf Sekunden, damit die scharfe Kante des Ziegelsteins ihrer wahren Bestimmung zugeführt werden konnte.
    »Gehen Sie ruhig rein«, sagte das Mädchen. Bloomgaards Büro war für Kriegszeiten vornehm ausgestattet. Auf dem Schreibtisch stand eine grüne Glasvase mit einer roten Blume. Einige Blütenblätter, die Tom an Blutstropfen erinnerten, waren auf die glänzende dunkle Holzoberfläche gefallen.
    »Henry Ford, Charles Lindbergh, Father Coughlin.« Bloomgaard deutete Tom an, Platz zu nehmen. »Die Senatoren Wheeler, Taft, Nye und Vandenberg. Stramme amerikanische Patrioten, und alle sind sie gegen den Kriegseintritt der USA. Möchten Sie noch mehr hören?«
    »Ich möchte Earl sehen.«
    »Wie steht’s mit der Mehrheit der Amerikaner? Und der Senatoren – auch wenn die zu hasenfüßig sind, um sich gegen Roosevelt aufzulehnen. Zum Teufel, selbst er wäre nicht wiedergewählt worden, hätte er nicht versprochen: ›Kein amerikanischer Bursche wird in einem fremden Krieg kämpfen.‹ Das hat Ihr Präsident Rosenfeld versprochen. Meine Aufgabe – die Aufgabe jedes verantwortungsbewussten Mitarbeiters im diplomatischen Dienst – ist es, dafür zu sorgen, dass dieses Versprechen nicht gebrochen wird.«
    Wovon zum Teufel redete er? Dachte Bloomgaard, dass sie sich hier über Politik unterhalten wollten? »Ich hab Ihrer Sekretärin gesagt, ich möchte Earl sehen«, sagte Tom. »Ich brauche keinen Vortrag zur Staatsbürgerkunde.«
    »Sie wollten ihn schon mal sehen, und Sie wissen, was dabei herausgekommen ist.«
    Er wusste es nicht, alles verschwamm irgendwo in der Ferne. Hatte er wirklich schon mal Earl sehen wollen? Hatte er nach der Rückkehr von Kreta nach Earl gesucht? Er konnte seine Gedanken nicht ordnen – die Kämpfe, die Operationen, die Stunden, in denen er um Schlaf gebetet hatte. Er erinnerte sich an ein Brotmesser mit gezackter Schneide. Falls er ihn gesucht hatte, war er nicht erfolgreich gewesen. Earl hatte sich aus dem Staub gemacht.
    Vielleicht sollte er Bloomgaard erzählen, was er wusste. Vom Flugplatz auf Kreta, von Earls Verrat. Die Einheit, die in einem blutigen Gemetzel aufgerieben worden war, umgebracht durch einen Verrat, der schlimmer war als das Flankenfeuer der Nazis. Hanner der Knirps, Manny aus Montreal. Rosenblatt und der immer gut gelaunte Lifton und O’Rourke und Tardieu.
    Sollte er Bloomgaard davon erzählen? Natürlich hielt Bloomgaard ihn hin, er sprach von Präsident Rosenfeld und Charles Lindbergh, aber Tom wusste nicht, warum. Als Vorbereitung auf Earls Kommen, oder um seine Flucht zu decken? Eher war es doch wohl so, dass Bloomgaard mit Earl unter einer Decke steckte. Man musste kein großes Netz auswerfen, um in der US-Botschaft einen Faschisten an Land zu ziehen. Die reichen Männer in

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