Alibi in High Heels (German Edition)
war, wie Dana gesagt hatte, nur eine Xanax-Tablette entfernt vom Selbstmord. Einen Pumps in jeder Hand tigerte er auf und ab und schrie die arme Ann, die wie wild Zahlen in ihr BlackBerry hackte, auf Französisch an. Als er mich sah, blieb er stehen und warf die Arme in die Luft.
»Maddie, Gott sei Dank bist du da. Das ist alles, was wir so kurzfristig auftreiben konnten.« Er hielt ein Paar schwarze spitze Pumps in die Höhe. »Potthässlich, nicht wahr?«
Ich betrachtete sie. »Ähm, na ja, ganz übel sind sie nicht.«
»Sag mir bitte, dass du daraus etwas machen kannst, Darling. Wenn nicht, werde ich gezwungen sein, kopfüber von einer sehr hohen Brücke zu springen.«
»Ich kann es versuchen«, sagte ich ausweichend.
»Wir besorgen dir alles, was du brauchst. Aber bitte mach aus diesen billigen Dingern etwas, dem man nicht gleich ansieht, dass es von der Stange kommt, wenn meine Mädchen sie auf dem Laufsteg tragen. Ich werde sonst die Lachnummer der Fashion Week sein!«
Ich nahm ihm einen Pumps ab und drehte ihn hin und her. Ich hatte bereits ein paar Ideen, wie ich ihn so ummodeln konnte, dass er zu Angelicas Outfit im Finale passte. Zugegeben, sie waren meilenweit von dem entfernt, was ich ursprünglich geplant hatte, aber immer noch besser, als die Models barfuß rauszuschicken.
»Jean Luc, kann ich dich mal kurz sprechen?«
Er hielt einen Finger in die Höhe. » Un moment .« Er wandte sich an Ann und bellte einige kurze Befehle auf Französisch. Ann nickte, und ich konnte beinahe zusehen, wie sie im Geist die Punkte auf einer Checkliste abhakte, bevor sie, seinen Anordnungen folgend, davonhuschte.
Als sie weg war, drehte er sich wieder zu mir um. »Nicht nur, dass wir Schuhe finden müssen, jetzt hat Becca auch noch Bedenken bekommen und will nicht weitermachen, weil sie Angst hat, dass es jemand ganz zufällig auch auf sie abgesehen hat. Models«, sagte er kopfschüttelnd.
Ich überlegte mir, ob ich ihm sagen sollte, dass Gisellas Tod meiner Vermutung nach nicht ganz so zufällig war. »Weißt du, es ist durchaus möglich, dass Gisella nicht nur ein unschuldiges Opfer war. Wir glauben, dass sie etwas mit dem Verschwinden der Halskette zu tun gehabt haben könnte«, sagte ich langsam und beobachtete dabei Jean Lucs Reaktion.
Er nickte. » Oui . Sie war viel zu unachtsam.«
»Ich meine, sie war vielleicht nicht nur unachtsam.«
»Oh?« Er hob eine Augenbraue. »Aber hat die Polizei nicht die Kette in der Tasche einer ihrer Mäntel gefunden?«
»Ja«, gab ich zu. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie aus Versehen dort gelandet ist.«
Jean Luc wurde bleich und zauberte eine neue Rolle Magentabletten hervor. »Bitte sag mir nicht, dass ich eine Diebin engagiert habe.«
»Wie gut kanntest du Gisella?«
Jean Luc zuckte die Achseln. »Wie gut kennt man heutzutage jemanden? Wir haben zusammengearbeitet. Befreundet war ich mit ihr sicher nicht.«
»Hast du vorher schon mal mit ihr gemeinsam gearbeitet?«
»Einmal. Gisella war schon ziemlich lange im Geschäft. Ich hatte viel Schlechtes über ihr Temperament gehört, aber seitdem Donata sie letztes Jahr unter ihre Fittiche genommen hatte, bekam sie den Zuschlag für einige größere Kampagnen und hat sich einen Namen gemacht. Ehrlich, es wäre dumm gewesen, sie nicht zu engagieren, als ich die Chance dazu hatte. Sie war in Cannes, als ich dort ein Fotoshooting machte. Donata fragte mich, ob ich sie für einen Tag haben wolle.«
»Nur aus Neugier, ist damals etwas bei dem Shooting weggekommen?«
Seine Stirn legte sich wie die eines Shar-Peis in Falten, als er nachdachte. »Nicht, dass ich wüsste. Aber es war ein Bademoden-Shooting. Dazu sind nicht viele Accessoires nötig.«
Ich nickte. »Du sagtest, die richtigen Jobs habe sie erst bekommen, als sie bei Donata angefangen hatte. Was weißt du über sie?«
»Donata? Sie hat einen sehr guten Ruf. Ich glaube, sie war früher selbst Model, aber Einzelheiten weiß ich nicht. Natürlich ist das Jahrtausende her«, sagte er und verdrehte die Augen. »Aber sie ist sehr erfolgreich als Agentin. Sie hat gute Mädchen in ihrer Kartei. Mit ein paar von ihnen habe ich schon zusammengearbeitet. Ich glaube, Angelica ist auch bei ihr.«
»Wirklich?« Die Welt war klein. Das hatte Angelica nicht erwähnt, als sie mich darauf hinwies, dass Gisella ihrer Agentin wegen eines Coverjobs zugesetzt hatte. Falls Donata Gisella statt Angelica zu Castings geschickt hatte, wäre das ein weiterer Punkt auf der Liste der
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